Gemeinde Grefrath Einmachen nach Großmutters Art

Gemeinde Grefrath · Im Tante-Emma-Laden im Niederrheinischen Freilichtmuseum wurde gestern gezeigt, wie früher Lebensmittel lange haltbar gemacht wurden. Wichtiges Werkzeug dabei ist der Krauthobel, auch Kappesschaaf genannt.

 Dieter Schommer zeigte den Besuchern gestern im Niederrheinischen Freilichtmuseum, wie man Kappes so bearbeitet, dass man ihn einmachen kann.

Dieter Schommer zeigte den Besuchern gestern im Niederrheinischen Freilichtmuseum, wie man Kappes so bearbeitet, dass man ihn einmachen kann.

Foto: Achim Hüskes

"Wir möchten bald unser eigenes Heim haben, mit einem kleinen Gemüsegarten, und hier erkundigen wir uns mal, was infrage kommt und wie man das Gemüse richtig einlegt", sagt Jessica Sluiters aus Vinkrath, während ihre vierjährige Tochter Laura gerade Dieter Schommer zuschaut. Er hat gerade einen Krauthobel, auch Kappesschaaf, genannt, in der Hand. Ein Holzbrett mit zwei seitlichen Längsschienen, durch die der Weißkohl klein geschnitten wird. Im Tante-Emma-Laden im Niederrheinischen Freilichtmuseum zeigte gestern Dieter Schommer mit seiner Ehefrau Monika das Einmachen nach Großmutters Art. Und natürlich wurde Einiges probiert.

Während Dieter Schommer, der früher Elektronik-Mechaniker war und heute 72 Jahre alt ist, die Weißkohlschnipsel anschließend in ein 15-Liter-Steingutfass legt, Salz und Wacholderbeeren dazu gibt und das Ganze mit der Faust zusammendrückt, verteilt Monika, die in ihrem urigen Laden seit fünf Jahren die Tante Emma ist, ihren selbst gemachten Kappeskuchen. "Lecker", sagt nach dem Probieren unter anderem ein Ehepaar aus Berlin.

Monika Schommer erklärt die Zubereitung des Kappeskuchens: Man nehme eine Puddingform, bestreiche beziehungsweise bestreue diese mit Margarine und Paniermehl und gebe dann schichtweise kleine Kohlblätter und Gehacktes dazu. Anschließend in einem kochenden Wasserbad etwa 40 Minuten ziehen lassen, stürzen - fertig. Sie hat auch anderes eingelegtes Gemüse mitgebracht, wie Rote Bete, Gurken, aber auch ihren beliebten Kellerkuchen.

Ihr Ehemann hält weiter den Hobel in der Hand. "Früher hat man das Kraut bei großen Fässern mit den Füßen zerstampft", erzählt der Senior, der in dem handlichen Fass schon zwei Schichten, eben das zerstampfte Gemisch aus Kraut, Salz und Beeren, gelegt hat. Das Fass hat oben einige Kerben, damit die Luft entweichen kann. In den alten Holzfässern gibt es so etwas nicht, muss der Deckel regelmäßig entnommen, gereinigt und bei Bedarf etwas Wasser ins Fass dazugegeben werden. Bakterien erledigen dann den Gärungsprozess. Etwa sechs Wochen dauert dies. "Dann ist aber das Sauerkraut den ganzen Winter über bis zum Frühjahr haltbar, erläutert Monika Schommer.

Gestern halfen den Eheleuten im Tante-Emma-Laden des Museums Doris Pfeffer und Simone Tan, auch ihr achtjähriger Sohn Lukas schaute interessiert zu. Der Besuch ist gut. Es wurden Rezepte ausgetauscht. "Wo bekomme ich so einen Krauthobel her?", fragt Mien Nyskens, die sogar aus dem niederländischen Swalmen nach Grefrath gekommen ist. Dieter Schommer gibt ihr die Adresse vom Grefrather Eisenwaren-Handel Anstötz. "Da kann man solche Hobel auch ausleihen", sagt der Senior.

Das erste Mal ist Waltraud Klottka. "Ich koche immer noch Pflaumen oder Apfelmus ein, gerade bin ich bei den Birnen, und trüben Apfelsaft mache ich auch noch ", sagt die 84-Jährige. "Sehr interessant, bisher konserviere ich nur Marmelade, wir werden das Mal mit dem Kraut versuchen", meint ein Ehepaar aus Hannover. Am späten Nachmittag hat Dieter Schommer, der im Freilichtmuseum "Mädchen für Alles" ist, jede Menge Kohl mit den Zutaten eingelegt. "Wer soll den später alles essen?", fragt sich das Ehepaar. Sie werden aber bestimmt Abnehmer finden.

(wsc)
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