Ferien-Abc: D wie Denkmal Spannende Reise in die Vergangenheit

Kempen · Einige Denkmäler in der Kempener Altstadt sind bekannt, andere hingegen fristen ein Schattendasein.

 Die Martin-Gruppe auf dem Buttermarkt erinnert an eine nach wie vor beliebte Kempener Tradition.

Die Martin-Gruppe auf dem Buttermarkt erinnert an eine nach wie vor beliebte Kempener Tradition.

Foto: Hener Deckers/Heiner Deckers

Wo finden sich in der Altstadt Kempens Denkmale? Eine sommerliche Spurensuche führt zu eigentlich Vertrautem, das dann bei genauerem Hinsehen doch wieder Überraschendes bietet und keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Doch was ist ein Denkmal? Zunächst einmal eine öffentliche Angelegenheit. Eine bestimmte Größe gehört auch dazu. Es erinnert an eine Person, ein historisches Ereignis oder stellt als künstlerisches Monument einen eigenständigen Wert dar.

 Es nimmt kein Ende: Die Ringer fechten ihren ewigen Kampf auf der Wiese vor dem Museum aus

Es nimmt kein Ende: Die Ringer fechten ihren ewigen Kampf auf der Wiese vor dem Museum aus

Foto: Heiner Deckers

Die kleine Fahrradtour beginnt am Eingang zur Altstadt. An der Ecke Hessenwall/Peterstraße steht wie als Fortsetzung der Stadtmauer ein etwas rätselhaftes übereinander getürmtes Monument aus rostfarbenen Metallelementen. An der Stadtmauer ist ein Schild montiert, das darüber informiert, dass dieses Kunstwerk „Übereinander“ heißt und von James Reineking von September 2002 stammt. Neben einer Zeichnung ist zu lesen: „James Reineking hat den Grundriss der Altstadt in sieben Segmente geteilt und übereinander gelegt“.

 Auf der Burgwiese grüßt ein Herr mit wallendem Bart. Es ist Freiherr Felix von Loe, Begründer des Bauernvereins.

Auf der Burgwiese grüßt ein Herr mit wallendem Bart. Es ist Freiherr Felix von Loe, Begründer des Bauernvereins.

Foto: Heiner Deckers

Nur ein kurzes Stück weiter, wenn man von der Peterstraße nach rechts in die Umstraße einbiegt, findet sich eine aus Ziegelsteinen gemauerte Gedächtnisstele am früheren Standort der Synagoge, die am 10. November 1938 niedergebrannt wurde. Da an diesem Abend, wie in jedem Jahr am 10. November, in Kempen St. Martin gefeiert wurde, gibt es auch eine nur wenig bekannte Verbindung zum volkstümlichen Martins-Denkmal auf dem Buttermarkt. Es besteht aus einer bronzenen Figurengruppe, gefertigt vom Bildhauer Michael Franke aus Erkelenz. Errichtet wurde es nach einer Idee des St. Martins-Vereins Kempen im Jahr 2004. Es zeigt Kinder mit Fackeln und eine Mutter, die eine Laterne anzündet. Die Fackeln nehmen Motive Kempens auf, darunter das Stadtwappen, das statt des üblichen einfachen Sterns den jüdischen Davidstern enthält.

 Die Kempener Altstadt einmal ganz klein: Das Bronzemodell findet sich direkt vor dem Rathaus und zeigt viele Details.

Die Kempener Altstadt einmal ganz klein: Das Bronzemodell findet sich direkt vor dem Rathaus und zeigt viele Details.

Foto: Heiner Deckers

Ein paar Meter weiter gibt es ein Altstadtmodell aus Bronze auf einer dicken Steinplatte. Die Straßen und Ortsbezeichnungen sind zusätzlich noch in Blindenschrift wiedergegeben. Eine Gravur gibt darüber Auskunft, dass dieses Werk im Jahr 2010 vom Ehrenbürger der Stadt Kempen Karl-Heinz Hermans, der Sparkassenstiftung des Kreises Viersen und den Stadtwerken Kempen gestiftet wurde. Gefertigt hat es der Bildhauer Egbert Broerken aus Welver. Um die Ecke, auf dem Kirchplatz, erinnert ein Denkmal im klassischen Sinne an den berühmtesten Sohn der Stadt, den Mönch und Mystiker Thomas von Kempen, der im Haus gleich dahinter als Thomas Hemerken im Jahr 1380 zur Welt kam. Streng und ehrfurchtgebietend blickt er in sitzender Position auf die Kempener herab, auf seinen Knie hält er das Buch, das ihn weltbekannt machte, die „Nachfolge Christi“. Die Rückseite des hohen Steinsockels informiert: „Dem großen Sohne Kempens errichtet durch die Thomas-Stiftung 1901“. An den Seitenwänden wird aus seinem Werk zitiert, etwa: „Glücklich das Ohr, das den leisen Hauch der göttlichen Stimme aufnimmt und sich von den Einflüsterungen der Welt wegwendet“.

Vielfach betreten und befahren wurde der „Engel der Kulturen“ im Pflaster mitten auf der Kreuzung Klosterstraße/Kuhstraße. Die ursprünglich blaue Farbe des als Silhouette angedeuteten Engels, gebildet aus den Symbolen Stern, Kreuz und Halbmond, ist nur noch rudimentär zu erkennen. Die Platte wurde laut Inschrift am 28.05.2012 verlegt. Sie mahnt ein friedliches Zusammenleben aller drei großen monotheistischen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam an. Einige Meter weiter, wenn man vor dem Kuhtor nach links abbiegt steht auf dem Möhlenwall etwas versteckt „Der Krug“ der Künstlerin Inge Mahn aus dem Jahr 2001. Ein überdimensionaler dunkelgrauer Milchkrug liegt seitlich auf einer blau-weißen Platte, die an ein Fliesendekor erinnert. Der Krug ist übrigens innen erfreulicherweise nicht vermüllt, sein Anstrich glänzt leicht silbrig in der Sonne. Fährt man nun den Burgwall entlang, gelangt man recht bald zum Park an der Kempener Burg. Dort steht ein hagerer Mann mit wenig Haupthaar und dafür umso längerem Wallebart auf einem hohen Sockel. Er stützt sich auf einen Baumstumpf, um den ein großes Tuch drapiert wurde. Das Denkmal trägt viele Informationen. Laut der Inschrift handelt es sich um Freiherr Felix von Loe (1823-1896), mit zwei Pünktchen auf dem `e´. „In Liebe und Dankbarkeit“ errichtete der Rheinische Bauernverein „seinem Begründer und ersten Vorsitzenden“ dieses Denkmal, das 1900 von Leo Musch  gegossen wurde.

Ein paar Schritte weiter steht auf der Wiese vor dem Kloster die erste Station des Kempener Grenzsteinwegs. Historische Grenzsteine wurde in eine Pflasterfläche hineingesetzt. Eine ausführliche Erläuterung erinnert an die frühere Grenzsituation Kempens, ganz im Norden des Erzbistums Köln. Ein Stückchen weiter nach links über den Parkplatz steht neben der Burg das Ehrenmal für die Gefallenen und Opfer beider Weltkriege. In der Mitte des Platzes befindet sich ein mächtiger Block aus grauen Quadern, der einen schlichten Kranz trägt, gewidmet „Den Helden des Weltkriegs 1914-1918“. Die großen silberfarbenen Wandplatten mit den Namen der Kempener Opfer des 2. Weltkriegs sind an der rückwärtigen Mauer des Gedenkareals montiert und zeigen in alphabetischer Grausamkeit wie ganze Familienzweige ausgelöscht wurden. Sie wurden erst 2012 der Stadt übergeben. Auf der Wiese vor dem Kloster ringen unermüdlich und seltsam ineinander verknotet „Die Ringer“ von Jo Jastram aus Rostock miteinander, ein Werk das 1990 zunächst am Buttermarkt aufgestellt wurde und dann der Martin-Gruppe weichen musste.

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