Gutachten für Kempen-West Verkehr soll über Ringstraße laufen

Kempen · Eine Umgehungsstraße im Kempener Westen scheidet aus Kostengründen aus. Stattdessen soll durch das geplante Baugebiet ein innerer Ring geführt werden. Das schlägt der Gutachter vor. Die Sorgen der Anlieger sind dennoch groß.

 Die Berliner Allee an der Kreuzung Ziegelheider Straße/Dämkesweg: Eine Bürgerinitiative macht sich für eine Verkehrsberuhigung stark.

Die Berliner Allee an der Kreuzung Ziegelheider Straße/Dämkesweg: Eine Bürgerinitiative macht sich für eine Verkehrsberuhigung stark.

Foto: Norbert Prümen

Kann eine Nord-Süd-Verbindung im geplanten Stadtquartier im Kempener Westen einen drohenden Verkehrskollaps auf Berliner- und Birkenallee sowie Oedter Straße verhindern? Der von der Stadt Kempen beauftragte Verkehrsgutachter meint, dass dies durchaus gelingen könne. Anwohner der genannten Straßen sind auch nach der Vorstellung der als „integrierter Ringschluss“ bezeichneten Verbindung weiterhin skeptisch. In der Einwohnerfragestunde des Kempener Planungsausschusses brachten Vertreter der beiden Bürgerinitiativen „Lärmschutz K 12“ und „Fahradstadt Kempen/Kempen West CO2 frei“ am Montagabend ihre Sorgen zum Ausdruck, dass durch zunehmenden Verkehr des neuen Baugebiets vor allem Berliner-, Birkenallee und Oedter Straße belasten werden.

Eine Umgehungsstraße nach dem Vorbild des bestehenden Kempener Außenrings wird wohl nicht gebaut werden. Diese habe nach Einschätzung der Stadt gegenüber einer gut ausgebauten und gut ans Netz angebundenen innerstädtischen Hauptverkehrsstraße keine Vorteile, allerdings erhebliche Nachteile. Nachteile sind die mit mehr als 15 Millionen Euro sehr hohen Baukosten. Darin enthalten sind nicht die Kosten für den Grunderwerb. Zudem dauern Planung und Realisierung einer solchen Lösung viele Jahre. Außerdem sei eine Umgehungsstraße auch aus ökologischer Sicht zweifelhaft. Gleichwohl, so Gutachter Jan Diersfeld vom Büro Planersocietät in Dortmund im Ausschuss, würde sie die wohl die größte Entlastung für den Straßenzug Berliner-, Birkenallee und Oedter Straße bringen. Die Chancen, entsprechende Landes- oder Bundesmittel für den Bau eines Außenringes im Westen zu bekommen, werden allerdings auch vom Gutachter als sehr gering eingeschätzt, so dass er eine solche Lösung nicht empfiehlt.

Erste Wahl ist auch bei der Politik im Fachausschuss der integrierte Ringschluss. Er soll schrittweise mit den einzelnen Bauabschnitten im Westen gebaut werden und dann für Entlastung auf den bestehenden Straßen sorgen. Die, so empfiehlt der Gutachter, sollten verkehrsberuhigt werden. Neben Tempo 30 sind bauliche Veränderungen, vor allem breitere Radwege, denkbar. Denkbar ist aus Sicht des Gutachters auch eine Verlängerung dieser Ringstraße bis zum Kempener Außenring im Süden. Das würde vor allem die Oedter Straße entlasten.

Einen konkreten Zeitplan für die Bebauung im Kempener Westen gibt es derzeit noch nicht. Die Planungen sehen einen ersten Bauabschnitt im Bereich zwischen Schmeddersweg und Ziegelheider Straße vor. Hier besitzt die Stadt bereits die meisten Grundstücke. Auch die Hospital-Stiftung will hier ein neues Altenheim bauen. Am Schmeddersweg soll zudem ein neuer Kindergarten entstehen.

Anwohner der Berliner Allee befürchten, dass in der Bauphase, die wohl frühestens 2025 beginnen wird, der Lkw-Verkehr zunehmen wird. Gutacher und Stadt schlagen daher vor, ähnlich wie im Baugebiet „Auf dem Zanger“ in St. Hubert den Baustellenverkehr über eine separate Baustraße abzuwickeln. Die könnte vom Schmeddersweg an die Straelener Straße angebunden werden. Die Trasse könnte auch für die weiteren Bauabschnitte in Richtung Straelener Straße genutzt werden.

Sowohl der Gutachter als auch der Technische Beigeordnete Marcus Beyer machten deutlich, dass eine wie auch immer geartete Verkehrsführung im Kempener Westen nicht von heute auf morgen realisiert werden kann. Neben den Kosten, die die Stadt wahrscheinlich selbst aufbringen muss, sind Grundstücksfragen und die Umweltverträglichkeit zu klären. Die Stadt geht für die Realisierung von „Kempen-West“ von einem Zeitraum aus, der über das Jahr 2030 hinaus reicht. Unrealistisch scheint, das neue Stadtviertel CO2-frei zu gestalten. Fahrradstraßen als Verbindungen sind aber durchaus vorstellbar, so der Gutachter.

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