Serie Zur Geschichte Und Bedeutung Der Kempener Burg (3) Eine kurze Beschießung genügte

Kempen · Die Kempener Landesburg war in erster Linie ein weithin sichtbares Machtsymbol, das wie eine Schachfigur das Herrschaftsgebiet des Kölner Erzbischofs bzw. Kurfürsten markierte. Als Festung war ihre Bedeutung gering.

 Die Kempener Burg um 1890

Die Kempener Burg um 1890

Foto: Nachlass Karl Wolters

KEMPEN Im Jahre 1400 ist Kempens neue Burg fertig gestellt - aber wehrtechnisch ist sie da schon veraltet. Als Vorbild haben ja ältere Wehranlagen gedient wie die kur-kölnischen Kastelle in Lechenich und Zülpich. Der gotische Hochbau bietet keinen Platz für die Aufstellung größerer Geschütze. Moderne Artillerie hat in der Planung auch keine große Rolle gespielt. Die Burg ist vor allem als Symbolbau errichtet worden, weniger für militärische Zwecke. Weithin sichtbar soll sie klarmachen, dass Stadt und Land Kempen unter der Herrschaft des Erzbischofs von Köln stehen. Ihre Wehreinrichtungen taugen zur Abwehr marodierender Räuber- und Söldnerhaufen, nicht aber größerer Heerscharen.

Die Burg ist im Zusammenhang mit der Stadtbefestigung errichtet worden, und deshalb ist sie einbezogen worden in die städtische Verteidigungsanlage, die aus der Stadtmauer und einem doppelten Wassergraben besteht. Geschützt wird die Burg von einem eigenen Grabensystem. Der stadtwärts gelegene, äußere Burggraben wird ungefähr durch den heutigen Spazierweg im Burgwäldchen markiert. Er erhält sein Wasser vom inneren Stadtgraben - wahrscheinlich durch Bogenöffnungen in der Stadtmauer. Um den Hauptbau selbst führt ein Wassergraben mit aufgemauerten Seitenwänden; er wird auf der einen Seite aus dem inneren Graben abgeleitet und mündet auf der anderen Seite wieder in ihn. Von ihm ist heute nur noch der südliche Teil erhalten.

Die besondere Schwachstelle der Kempener Burg war die offene Flanke des Innenhofes zur Feldseite hin, denn da fehlte ja ein dritter Flügel. Die Wehrmauer, die man hier aufgeführt hatte, bot nur einen unzureichenden Schutz. Erst nachträglich baute man an sie weitere Gebäude an, die gemeinsam einen dritten Flügel bildeten. Einiges deutet darauf hin, dass man, um diese Seite zu decken, ein vorgelagertes Verteidigungswerk aufgeführt hat, eine runde Plattform aus Erde, nach vorne von einer Steinmauer umringt, eine so genannte Barbakane. Das geschah wohl einige Zeit nach dem Burgenbau. Auf dieser Bastion müssen auch Kanonen gestanden haben. Diese Geschützplattform wird 1634, beim Umbau der Burg zu einem Renaissanceschloss, durch eine effektivere Erdbastion ersetzt. Auf ihr steht heute das Burgwäldchen.

Ein einziges Mal in ihrer Geschichte ist die Burg belagert worden: im Laufe des Dreißigjährigen Krieges. Nachdem am 7. Februar 1642 eine hessisch-französische Belagerungsarmee die Stadt Kempen besetzt hatte, zogen die Angreifer in der folgenden Nacht von der Stadtseite her ihre Geschütze vor die Burg. Von Erdschanzen gedeckt, eröffneten die feindlichen Kanonen und Mörser ihr Feuer auf die Festung. Eine mehrstündige Beschießung genügte, um das 240 Jahre alte Kastell fallen zu lassen. Zwar führte ihr Verteidiger, der tapfere Hauptmann Nagel, sein zusammengeschmolzenes Häuflein morgens um acht zu einem letzten Ausfall auf die Brücke; gegen die Angreifer, die bereits die Vorburg besetzt hatten. Aber von der Kugel einer Muskete getroffen, brach er zusammen, und der Rest der kurkölnischen Söldner trat zum Gegner über.

(Fortsetzung folgt)

(hk-)
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