Stadt Kempen Eine Gipfelstürmerin bei der Volksbank

Stadt Kempen · Erstmals erzielte die Volksbank mehr als vier Milliarden Umsatz. Passend dazu war bei der Vertreterversammlung eine außergewöhnliche Rednerin zu Gast: Helga Hengge, die als erste Deutsche erfolgreich den Mount Everest bestiegen hat.

Helga Hengge am 27. Mai 1999 am Gipfel des Mount Everest in 8848 Meter Höhe. Sie hat als erste Deutsche erfolgreich den Gipfel des Mount Everest erreicht und war die erste deutsche Frau, die auf den Seven Summits stand — den höchsten Bergen der sieben Kontinente. Wie gefährlich der Berg ist, zeigt das Schicksal einer anderen Frau: Die Deutsche Hannelore Schulz hatte 1979 den Mount Everest bestiegen, war aber beim Abstieg umgekommen.

Helga Hengge am 27. Mai 1999 am Gipfel des Mount Everest in 8848 Meter Höhe. Sie hat als erste Deutsche erfolgreich den Gipfel des Mount Everest erreicht und war die erste deutsche Frau, die auf den Seven Summits stand — den höchsten Bergen der sieben Kontinente. Wie gefährlich der Berg ist, zeigt das Schicksal einer anderen Frau: Die Deutsche Hannelore Schulz hatte 1979 den Mount Everest bestiegen, war aber beim Abstieg umgekommen.

Foto: Helga Hengge

Die Vertreterversammlung, die bilanztechnisch das Geschäftsjahr 2017 abschließt, hatten die Verantwortlichen der Volksbank Krefeld, die auch St. Hubert, Tönisberg und Tönisvorst betreut, in das Atrium des neuen Hauptgebäudes verleg. Ein symbolischer Akt: Das gesamte betreute Kundenvolumen der Volksbank Krefeld erhöhte sich um knapp sieben Prozent auf erstmals rund 4,06 Milliarden Euro. Die 42.201 Mitglieder der Genossenschaftsbank, darunter 1692 Neumitglieder, werden mit einer sechsprozentigen Dividende an dem Erfolg beteiligt.

Zum letzten Mal erläuterte Vorstandsvorsitzender Klaus Geurden das Zahlendickicht des Jahresabschlusses. Nach 43-jähriger Tätigkeit für die Volksbank wird Geurden am 1. Oktober in den Ruhestand gehen. Er hinterlässt ein wohlbestelltes Haus, wie der vom baden-würtembergischen Raiffeisenverband geprüfte Jahresabschluss dokumentierte. "Für dieses positive Ergebnis mussten wir deutlich mehr tun", erklärte Geurden, der besonders den Mix aus Bürokratie, Niedrigzins, überbordender Regulatorik, Demografie und fortschreitender Digitalisierung als neue Herausforderungen für ein regional tätiges Kreditinstitut herausstellte.

Gastrednerin Helga Hengge mit Klaus Geurden (r.), Vorstandsvorsitzender der Volksbank, und dem Aufsichtsratsvorsitzendem Michael Gehlen.

Gastrednerin Helga Hengge mit Klaus Geurden (r.), Vorstandsvorsitzender der Volksbank, und dem Aufsichtsratsvorsitzendem Michael Gehlen.

Foto: T.L.

Zuvor hatte Aufsichtsratsvorsitzender Michael Gehlen auf das veränderte Kundenverhalten verwiesen. Kunden würden einfache Bankgeschäfte auf das Homebanking verlagern. Allerdings verlangten sie intensive persönliche Beratung bei größeren Geld- oder Kreditgeschäften. Diese Veränderungen müssten die örtlichen Niederlassungen mitvollziehen. So würde im Mai dieses Jahres die völlig neu gestaltete Filiale in Fischeln wieder eröffnet. Als nächstes würde die Filiale in St. Tönis entsprechend umgerüstet. Daran entzündete sich eine kurze kritische Aussprache, als ein Genosse aus Tönisberg wissen wollte, aus welchen Gründen die Filialen in Tönisberg, Rheurdt und Born geschlossen worden seien und wie die weitere Filialpolitik der Volksbank aussehe. Mit der Gastrednerin Helga Hengge ging es dann wirklich hoch hinaus. Die 52-jährige Moderedakteurin wurde in Chicago/Michigan geboren, studierte in New York Marketing, Philosophie und Film. Nach ihrer Übersiedlung nach München begann sie mit Extrembergsteigen und Freiklettern. Der hochgewachsenen drahtigen Blondine traut man auf den ersten Blick nicht zu, dass sie als erste Deutsche im Jahre 1999 den Mount Everest mit einer amerikanisch-neuseeländischen Expedition ohne Atemschutzgerät bestiegen hat. Zu stark ist das Bild vom muskulösen haarig-zottigen männlichen Extrembergsteiger, das 1980 Reinhold Messner bei seiner Besteigung des Mount Everest ohne Atemschutz geprägt hat.

Hengge ist eine inspirierende Rednerin, die - gestützt auf eindrucksvolle Bilder - das Abenteuer des Aufstiegs auf den mit 8848 Meter höchsten Berg der Erde schildert. Für ihren Vortrag wählte Hengge die tibetische Bezeichnung des Berges (Qomolangma) - aus Achtung vor den fünf Sherpas, die die Expedition begleiteten und der Deutschen immer wieder Mut machten, wenn sie aufgeben wollte. Anders als den schnellen Aufstieg über die nepalesische Südroute stieg Hengges18-köpfige Expedition, zu der auch drei Yaks als Tragetiere gehörten, über die tibetische Nordroute in den Berg ein. Diese ist steiler, windiger, eisiger, aber auch sicherer. Bereits 1979 hatte die Deutsche Hannelore Schulz den Mount Everest über die Südroute bestiegen, war aber beim Abstieg umgekommen.

Im Mai bietet der Berg das einzige sichere Wetterfenster, um den Gipfel zu erreichen. Von 100 Bergsteigern, die zum Gipfel wollen, geben 80 auf, sagte Hengge. Zu einschneidend ist die Auswirkung des Sauerstoffentzugs auf die Kraftreserven. Hengges Team nahm sich zwei Monate Zeit, um sich auf 6000 Meter Höhe an die Höhenluft zu gewöhnen. Vom Basislager richtete man vier Höhencamps ein, um die Übernachtungen bei Minus 20 bis 30 Grad zu überstehen. Wichtig sei, mindestens vier Liter warmen Tee täglich zu trinken, um den Körper vor Austrocknung zu schützen, sagt sie. Das letzte Stück musste bei Nacht begonnen werden, denn nach kurzem Fotoshooting auf dem Gipfel erzwang die dünne Luft den Rückweg, eine Extrembeanspruchung von zwölf Stunden. Dies ist die Todeszone, denn Hilfe für Bergsteiger, die zusammenbrechen, ist auf dieser Höhe nicht möglich.

(RP)
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