Stadt Kempen Einblick in die Geschichte

Stadt Kempen · Viele Besucher aus dem ganzen Kreisgebiet kamen am Samstag zum Tag der offenen Tür zum Kreisarchiv in der Kempener Burg. Schon vor dem offiziellen Beginn um elf Uhr standen Interessierte vor der Tür.

 Jenny Holtzum führte die Besucher in die Katakomben des

Jenny Holtzum führte die Besucher in die Katakomben des

Foto: Wolfgang Kaiser

Sonst ist das Archiv ja eher ein Ort der Ruhe und des stillen Aktenstudiums. Am Samstag war das ganz anders. In allen Räumen tummelten sich die Besucher. Die Mitarbeiter des Archivs hatten sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Geschoss ihre Arbeitsbereiche eindrucksvoll dokumentiert. Dazu gab es Führungen durch die Schätze des Archivs. Auch in Ecken, in die man sonst nicht kommt.

Umlagert war Katharina Marthin vom Bildarchiv. Sie zeigte Bildaufnahmen von Plätzen, Straßenzügen und Häusern im Kreis. Zu fast allen Anfragen fand sie das passende Bild. Schnell entwickelten sich da Gespräche unter den Gästen. Wo ist das? Wer wohnte da? Norbert Hruby aus Viersen war extra gekommen, um historische Ansichten der Burgstraße in Viersen zu sehen, in der er seit den 80ziger Jahren wohnt. "Das ist doch interessant zu sehen, wie es früher da aussah." Manche Bürger hatten die Gelegenheit auch genutzt, um das ohnehin schon umfangreiche Bildarchiv mit weiteren Fotos zu bereichern.

Die Lebensdauer von Papier

Neugierig betrachtet wurde auch die Arbeit von Nicola-Martina Gedanitz, der Papierrestauratorin des Archivs. Denn natürlich hat Papier eine beschränkte Lebensdauer. Luftfeuchtigkeit ebenso wie Raumtemperaturen schadet den wertvollen Dokumenten. Die Luftfeuchtigkeit darf nicht höher als 50 Prozent sein, die Temperatur nicht wärmer als 18 Grad.

Früher wurde mit einer speziellen Schutzausrüstung gearbeitet, heute gibt es eine moderne, sogenannte "Reine Werkbank", die die Restauratorin vor schädlichen Schimmelpilzen und ähnlichem schützt. Dem Dülkener Josef Braun konnte sie dann auch gleich mit der Adresse eines Buchbinders helfen, der sein Buch über die Narrenakademie neu binden könnte. Dies ist immerhin von 1901 und damit auf jeden Fall erhaltenswert.

Jenny Holtzum machte sich mit den Besuchern auf den Weg in die Katakomben des Archivs. Hier kommt man normalerweise nicht herein, kann höchstens Aktenanfragen stellen. Im Burgturm lagern immerhin tausende Akten aus dem Kreis Kempen-Krefeld, den Gemeinden Brüggen, Grefrath, Kempen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal, Tönisvorst und Willich. Alle sorgfältig von Büroklammern und ähnlichem befreit, damit weder Rost noch Schimmel eine Chance haben.

Ebenfalls befinden sich hier Archive von Adelsfamilien aus dem Kreis, diese werden allerdings, wie auch alle anderen Archivalien, nur nach strengen Regeln des Datenschutzes herausgegeben, so Holtzum. Umfangreich auch das Zeitungsarchiv. Für die Besucher gab es kostenlos die Titelseite der Rheinischen Post vom 2. März 1946. Der "Ernst der Ernährungslage" in der britischen Zone, zu der auch Kempen gehörte, war ein Thema, ebenso die Nürnberger Prozesse.

Zwei Etagen höher konnte man dann Einblick in einen Zeitungsband tun, sich mit Ahnenforschung oder auch dem Inhalt alter Heimatbücher beschäftigen. Archivleiter Dr. Gerhard Rehm war mit dem Besucherandrang ausgesprochen zufrieden. Das habe vielleicht auch mit dem Reiz der Burg zu tun.

(sr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort