Gemeinde Grefrath Ein Stück Geschichte zum Anfassen

Gemeinde Grefrath · Auf eine Reise ins Mittelalter nahm das Niederrheinische Freilichtmuseum die Besucher am Wochenende mit. Der Mittelaltermarkt lockte mit Gauklern, Rittern, Knappen, Edelleuten und alten Handwerkskünsten die Besucher an.

 Die Kinder konnten beim Mittelaltermarkt im Niederrheinichen Freilichtmuseum anschaulich erfahren, wie es im Mittelalter zuging.

Die Kinder konnten beim Mittelaltermarkt im Niederrheinichen Freilichtmuseum anschaulich erfahren, wie es im Mittelalter zuging.

Foto: ACHIM HÜSKES

"Ein ganz schön komisches Gefühl", bemerkt Pia und klopft mit der Hand auf ihren Kopf, was sich dabei sehr merkwürdig anhört. Das liegt an dem Brillenhelm mit den Wangenklappen, den die Zehnjährige trägt. Philipp schaut indes unter einem Brillenhelm mit Kettenlatz und -haube hervor und findet das Tragegefühl auch sehr ungewohnt. Mayra deutet auf den dritten Helm, der von der Machart ganz anders aussieht. "Das ist eine sogenannte Karlotta, eine Hirnhaube mit Gesichtplatine", erklärt Sven Siegfriedson und fügt an, dass die Ritter einst unter den Helmen noch eine Polster- und eine Kettenhaube trugen.

Seine Ausführungen zur Ausrüstung verfolgen nicht nur die jungen Besucher mit Spannung. Die Erwachsenen hören nicht minder interessiert zu, als Sven Rösler, wie der junge Mann im wirklichen Leben heißt, die Ausrüstungsgegenstände, die neben ihm auf den Boden liegen, einzeln erklärt. Dass ein Kettenhemd rund 20 Kilogramm wiegt und ein Ritter ausgerüstet mit einem solchen sowie Kettenhandschuhen und Kettenschuhen als auch Arm- und Beinschienen locker 30 bis 35 Kilogramm tragen musste, dass ein "Gambeeson" unter dem Kettenhemd getragen wurde und die Hauptwaffen Lanze und Schild waren, ein Morgenstern bei Rittern verpönt war - die Zuhörer erleben ein Stück Geschichte zum Anfassen.

Während Siegfriedson erzählt, klingt Gehämmer herüber. Am Nebenzelt hat ein Schmied per Blasebalg das Feuer entfacht und einen Eisenstab zum Glühen gebracht, der nun rotglühend unter den Hammerschlägen auf dem Amboss geformt wird. Aber nicht nur hier spielt sich Lagerleben ab. Auf den Wiesen des Niederrheinischen Freilichtmuseums stehen Zelte, die ein Stück mittelalterliches Leben preisgeben. Dazwischen sind immer wieder Pestglöckchen zu hören, wenn Männer und Frauen in mittelalterlichen Gewändern entlang der Lager ziehen. Männer spannen Bogen, und Ritter legen sich ihre Ausrüstung an. Arthur Rudolph ist in das Outfit eines fränkischen Kriegers aus dem sechsten Jahrhundert geschlüpft und trägt Franziska, die Wurfaxt, Sparta, das Schwert sowie Schmalsax, ein langes Dolchmesser.

Aber auch alte Handwerkskünste faszinieren die Besucher. Der Webstuhl von Anna Reichart zieht die Blicke auf sich. "Es handelt sich um Brettchenweben. Die Muster und Farben sind in den Karten festgelegt. Durch das Drehen der Karten entsteht das Muster", erklärt Reichardt, während sie den Schussfaden durch die gespannten Fäden führt, anklopft, die Karten dreht und das Schiffchen durchzieht.

Bei Britta Schebitz sind die jungen Besucher selber unter die Handwerker gegangen. Lilli (acht Jahre) und Noah (neun Jahre) haben gerade je einen Knüpfstern geschliffen und lernen jetzt von Schebitz, wie die sieben Fäden in dem Stern zu führen sind, damit ein buntes Seil entsteht. Faszination herrscht bei Jessica Burri. Sie führt den Besuchern in der Dorenburg das Dulcimer vor. "Es handelt sich um ein altenglisches Saiteninstrument, das mit verschiedenen Hämmerchen gespielt wird", erklärt Burri und macht es vor. Wie einst die Jagd aussah, vermittelt die Falknerei Pierre Schmidt. Falknerin Silke Meller lässt nicht nur Falken, sondern auch einen Wüstenbussard und einen Weißkopfseeadler fliegen. Für die Kinder ist es hingegen das spannendste Erlebnis, einmal selber in den Lederhandschuh zu schlüpfen und eine Schleiereule oder einen Falken auf der Hand zu halten. Kinderaugen glänzen. Eins ist sicher, diesen unterhaltsamen und praktisch erlebten Geschichts- und Naturkundeunterricht beim Mittelaltermarkt im Niederrheinischen Freilichtmuseum vergisst niemand.

(tref)
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