Kempen Ein Pass fürs Haus

Kempen · Die Frage nach dem Benzinverbrauch eines Autos ist fester Bestandteil in jedem Autotest. Angesichts steigender Öl- und Gaspreise dürften sich aber auch viele Hauseigentümer fragen: Was verbraucht eigentlich mein Haus?

kreis viersen Eine Antwort soll demnächst der Energiepass geben. Der wird möglicherweise Anfang des Jahres 2007 Pflicht und muss dann vorgelegt werden, wenn ein Hauseigentümer seine Immobilie verkauft oder es einen Mieterwechsel gibt. Der Energiepass enthält grundlegende Aussagen über die energetische Qualität des Gebäudes und hilft dabei, die Höhe der zukünftigen Energie- bzw. Nebenkosten abzuschätzen.

Ausgangspunkt der Politik, sich über energiesparendes Bauen Gedanken zu machen, sei weniger die Geldbörse der Bürger, weiß Frank Nellesen, Experte in Sachen Immobilien bei der Sparkasse Krefeld. Dahinter steckt vielmehr das Kyoto-Protokoll. Bei der Konferenz 1997 im japanischen Kyoto trafen die Vereinten Nationen eine Vereinbarung zum Klimaschutz. Das Protokoll gibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Treibgasausstoßes vor. Die Gase sollen Schuld an der globalen Erwärmung sein.

In Zeiten knapper und daher teurer werdenden Ressourcen wächst das Interesse an Sparmaßnahmen natürlich. Passivhäuser, Photovoltaikanlagen, für Sonnenenergie nutzbare Baugebiete – Begriffe, die bei Neubauvorhaben und Bebauungsplänen immer häufiger auftauchen. Insbesondere Eigentümern, die ihr Haus selber nutzen, achten natürlich darauf, dass Energie nicht verpulvert wird. So wurden zum Beispiel im St. Töniser Wohngebiet Blaumeisenweg auf Initiative der Stadt bei einigen Häusern Thermographie-Messungen und Blower Door-Messungen durchgeführt. Ersteres überprüft die Dämmung, letzteres die Winddichte der Gebäude. Es gibt verschiedene Checkups, die man in seinem Haus durchführen lassen kann – einige seien umfangreicher, andere weniger genau, berichtet Nellesen. Sicher sei aber auf jeden Fall, dass alleine die Heizkostenabrechnung nicht ausreiche. Der Verbrauch sage nichts über die Qualität des Hauses. Ausgangspunkt für den Energiepass ist eine Begehung des Hauses durch einen autorisierten Berater oder Handwerksbetrieb, der zunächst alle Gebäudedaten von der Lage über Wohn- und Nutzflächen bis zu verwendeten Bau- und Dämm-Material erhebt. Das Gutachten enthält umfangreiche Berechnungen für mögliche Energiesparmaßnahmen, Kosten und die Amortisierung der Maßnahme. Schließlich münden die Aussagen über Energieverluste der Heizungsanlage, CO2-Emissionen und den Energiebedarf insgesamt in eine Energie-Effizienzklasse, eine Bewertungsskala, wie man sie von Elektrogeräten her kennt.

(RP)
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