Kempen „Hemerken“ – ein Magazin, das inspiriert

Kempen · Mit einem opulent gestalteten Magazin lenkt Kempens Thomas-Stiftung den Blick auf den größten Sohn der Stadt: auf Thomas von Kempen. Was er uns heute zu sagen hat, wird kenntnisreich und spannend vermittelt.

 Stellten das neues Thomas-Magazin „Hemerken“ vor dem Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz vor (von links): Hans-Josef Birker, Henning Lindeke, Henry Bergmann (vorne), Sascha Michael Janßen, Angela Janssen,.Ulrike Bodemann-Kornhaas und Hannah Passmann.                               Stellten das neues Thomas-Magazin „Hemerken“ vor dem Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz vor (von links): Hans-Josef Birker, Henning Lindeke, Henry Bergmann (vorne), Sascha Michael Janßen, Angela Janssen,.Ulrike Bodemann-Kornhaas und Hannah Passmann.

Stellten das neues Thomas-Magazin „Hemerken“ vor dem Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz vor (von links): Hans-Josef Birker, Henning Lindeke, Henry Bergmann (vorne), Sascha Michael Janßen, Angela Janssen,.Ulrike Bodemann-Kornhaas und Hannah Passmann. Stellten das neues Thomas-Magazin „Hemerken“ vor dem Thomas-Denkmal auf dem Kempener Kirchplatz vor (von links): Hans-Josef Birker, Henning Lindeke, Henry Bergmann (vorne), Sascha Michael Janßen, Angela Janssen,.Ulrike Bodemann-Kornhaas und Hannah Passmann.

Foto: Wolfgang Kaiser

Thomas von Kempen? Das war ein Augustinermönch, ein bedeutender Mystiker des Mittelalters. Um 1380 in Kempen geboren, ging er als 13-Jähriger in die Niederlande und wirkte ein langes Leben hindurch im Stift Agnetenberg bei Zwolle. In seiner Bescheidenheit und Herzensgüte wurde er seinen Klostergenossen zum Vorbild; durch seine Erkenntnisse über die Natur der Menschen und das Wesen Gottes wurde er zum Schriftsteller für die Welt. Denn er schrieb darüber, wie man zu Gott und zu sich selbst gelangen kann. Seine „Nachfolge Christi“ wurde mehr als 4000 Mal herausgebracht. In mehr als 100 Sprachen übersetzt, gilt sie nach der Bibel als das meist gedruckte Buch.

Das neue 120 Seiten starke Magazin, das den berühmten Mystiker und seine Botschaft beschreibt, wurde jetzt zu Füßen des Thomas-Denkmals auf dem Kempener Kirchplatz präsentiert. Sein Titel: „Hemerken“ – so lautete Thomas Familienname. Ins Auge fällt vor allem das kreative Grafik-Design. In 42 Beiträgen, davon vier Interviews, haben namhafte Autoren die Bedeutung des Thomas von Kempen auf den Punkt gebracht. „Wir wollen seine Zeit verstehen und fragen, was wir auch heute noch von ihm lernen können“, erklärt Angela Janssen, Initiatorin des Projekts und Geschäftsführerin der Thomas-Stiftung, das Anliegen des sechsköpfigen „Hemerken“-Teams.

Sein wichtigstes Anliegen hat Thomas in den Satz gefasst: „Die Liebe ist das höchste Gut!“ Seine Mitmenschen hat er aufgefordert, sich auf sich selbst zu besinnen – innezuhalten und inneren Frieden zu finden. Das hat auf viele Eindruck gemacht und Spuren hinterlassen. Auch in der Weltliteratur. Emile Zola, Honoré de Balzac, Gottfried Wilhelm Leibniz, Ludwig Marcuse, Umberto Eco und last but not least Agatha Christie in ihrer „Miss Marple“– nur einige von vielen Autoren, in deren Werken Hans Josef Birker und Florian Kubsch Thomas von Kempen als Wegweiser und Zitatspender gefunden haben.

Auch in seiner Geburtsstadt ist Thomas allgegenwärtig. Nach ihm ist das Thomaeum benannt, dessen Leiterin Agnes Regh über die Pflege von Tradition und Moderne an ihrer Schule berichtet. Getauft worden ist er in der Pfarrkirche, wo Propst Thomas Eicker auf seine Spuren führt. Auf Gemeinsamkeiten zwischen dem christlichen Vordenker Thomas und islamischen Mystikern verweist der Dialogbeauftragte der muslimischen Gemeinde Kempen, Ilhan Avci, zeigt damit Verständigungsperspektiven zwischen Muslimen und Christen. Tobias Koch, in Kempen geborener Pianist und mehrfach preisgekrönt, findet heute noch in seinem Nachfolge-Christi-Exemplar handschriftliche Anmerkungen, die er als Heranwachsender in den 1980er-Jahren an den Rand schrieb – zu Fragen wie Glück und Gehorsam, Gnade und Trost. Für den Kempener Kinderarzt Dr. Karl Geuchen und seine Frau, die Organistin Ute Gremmel-Geuchen, ist Thomas ein lokal verwurzelter Lebensbegleiter, nach dem sie ihr erstes Kind genannt haben. Besonders anregend: Der Diskurs zwischen dem Kempener Pfarrer Michael Gallach (59) und seinem Sohn Lukas (26) über ihre jeweilige Thomas-Sicht. Die Künstlerin Edith Stefelmanns berichtet über das neue Thomas-Kunstwerk, das gerade in ihrem Atelier an der Rabenstraße entsteht: Vier Stelen, die für die vier Bücher der Nachfolge Christi stehen und die ihren Platz am Donkring finden sollen. In Auftrag gegeben hat sie der Lions-Club Kempen, und dessen Präsident Dr. Martin Kamp zeigt weitere Möglichkeiten, den größten Sohn der Stadt in die Öffentlichkeit zu bringen. Carlo Goertsches schließlich, seit 1998 in der fünften Generation Chef der Goertsches Destillerie an der Vorster Straße, teilt seine Gedanken zu dem Thomas-Bitter mit, der dort seit dem Dezember 1925 produziert wird.

Thomas wirkte und wirkt weltweit. Da zeigt Hans-Josef Birker, wie Vincent van Gogh von der „Nachfolge Christi“ entscheidend geprägt wurde. Da erklärt Uwe Schummer, seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages, warum er drei Thomas-Stelen stiftete und sie in der Kempener Paterskirche an drei bedeutende Männer überreichte: an den damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, an den damaligen Sprecher der Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker und an den Weltkirchen-Theologen Walter Kardinal Kasper. Herzensgüte und Gottvertrauen, so Schummer, wollte er mit seinen Stelen würdigen, und inspiriert hat ihn die Thomas-Sentenz: „Der Mensch achtet auf die Taten, Gott aber wägt die Absichten.“ Stefan von Kempis, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, nennt als sein Thomas-Lieblingszitat: „Nirgendwo habe ich Ruhe gefunden, außer in einem stillen Winkel mit einem Buch.“

Zum Schluss seien noch zwei kreative Glanzlichter im Feuerwerk dieses bemerkenswerten Druckwerks aufgeführt. Da ist einmal, von Michael Gallach zusammengestellt, eine Konfrontation von Thomas-Zitaten mit Slogans der heutigen Zeit. „Mit Jesus zu leiden“, dazu ruft der Mystiker des 15. Jahrhunderts auf, aber heute wird eine solche Einstellung als „Spaßbremse“ beschimpft. Während Thomas die Traurigkeit lobt, denn sie mache nachdenklich, wird in unserer Zeit zwanghaft gute Laune eingefordert: „Immer gut drauf sein!“ Da ist zum anderen die Porträt-Galerie des Kempener Fotografen Paul Maaßen. Sie zeigt Kempener von heute im Outfit des Mittelalters mit einem von ihnen gewählten Thomas-Zitat. „Habe Mitleid mit den Bedrängten, komme den Bedürftigen zu Hilfe!“ hat Christian Eloundou ausgewählt, einst Flüchtling, jetzt ein geachteter Bürger und Gründer des Vereins „Haus der Sonne“ zur Hilfe für Straßenkinder in Kamerun. „Bleibe im gesunden und Mitte bildenden Rhythmus von Ruhe und Aktivität, damit dein Leben hier und jetzt wie auch später gelingt“, steht neben dem Porträt des Kempener Unternehmers Ralf Schmitz.

„Hemerken“ ist für 7,50 Euro in den Kempener Buchhandlungen, bei Schreibwaren Beckers, Kempen, Engerstraße 10, und an der Museumskasse des Kulturforums Franziskanerkloster, Kempen, Burgstraße 19, erhältlich.

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