Stadt Kempen Ein Mann, der sich einmischt

Stadt Kempen · Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann war Mittwochabend zu Gast im Kempener Kulturforum. Er las aus seinem Kommentar zum Lukasevangelium. Hier finden sich Worte zum richtigen Leben.

Ohne Handy, Telefon und PC lebt Eugen Drewermann in Paderborn, und doch war es gelungen, den katholischen Theologen und bekannten Kirchenkritiker nach Kempen zu lotsen. Hier las er auf Einladung von Museum, Kreisvolkshochschule Viersen und Thomas-Buchhandlung im sehr gut besuchten Kulturforum Franziskanerkloster, Paterskirche aus seinem zweibändigen Kommentar zum Lukasevangelium.

Freude über Einladung

Fachbereichsleiter Dr. Klaus-Peter Hufer gab in der Begrüßung Stichworte vor: Er bezeichnete den suspendierten Priester, Psychoanalytiker, international vielgefragten Kommentator und Schriftsteller als wichtigen Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese und einen "Mann, der sich öffentlich einmischt". Drewermann bekannte seine Freude über eine Einladung an "den Ort des Thomas´ von Kempen". Üblicherweise spreche er – außer bei Protestanten – nicht in kirchenähnlichen Gebäuden , doch in Kempen gehe dies dennoch und das sei für ihn "ein großes Geschenk".

Drewermann begann mit einer Fabel Tolstois über die Allgegenwärtigkeit der Angst im Reich der Tiere und leitete über zur Überzeugung, dass Ängste oftmals ein Hinderungsgrund seien, richtig zu leben. Der Redner appellierte an Gewissen und Verantwortung und wandte sich allgemein politisch gegen Kriege. Im Lukasevangelium findet Drewermann Jesu Worte zum richtigen Leben. Danach müsste jeder wissen, dass "gerade die Chancenlosen eine Hand spüren" sollten. Er zeigte sich überzeugt, dass Jesus einen Gottesglauben wünsche, der versöhnt und als Messias mit Sanftmut und Güte verstanden werden will. Nichts anderes habe auch Thomas von Kempen in der "Vita moderna" geschrieben. Drewermann erkennt im Lukasevangelium eine Beschreibung von Jesu Weg als Vorbild zur Lebensführung für alle Christinnen und Christen. In der Auseinandersetzung mit menschlichen Erfahrungen von Angst und Vertrauen bilanziert Drewermann: "Wenn wir Gott nicht im Hintergrund sähen, wären wir verloren".

Fragen an den Gast

Bei der anschließenden Fragestunde merkte ein Zuhörer an, das er keinen wesentlichen Unterschied zwischen Drewermanns Ansichten und Papst Benedikts Enzyklika "Deus caritas est" über die Bedeutung der Liebe im Glauben sehe. Drewermann, der zu seinem 65-jährigen Geburtstag aus der katholischen Kirche austrat, vertrat aber seinen Standpunkt als Papst-Kritiker. Das Hauptproblem "dieser Kirche" liege in der Sexualmoral und "Fetischismus zum Rechthaben". Das Christentum aber sei keine Moral, sondern eine Erlösungsreligion. Frage des Tages

(anw)
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