Stadt Kempen Ein gutes Jahr in schwierigen Zeiten

Stadt Kempen · Die Volksbank Kempen-Grefrath präsentierte gestern ihre Bilanz für das Jahr 2017. Es gab Zuwächse in allen Bereichen. Einige Firmenkunden müssen künftig Negativzinsen zahlen. Es gab eine Absage an Fusionsbestrebungen.

 Die Volksbank hat die Sanierung der Fassade an der Burgstraße beendet.

Die Volksbank hat die Sanierung der Fassade an der Burgstraße beendet.

Foto: deckers

Alternative Fakten werde er nicht vorlegen, sagte gestern Josef Stieger, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kempen-Grefrath, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2017. Er halte es lieber mit der Wahrheit, und die konnte sich einmal mehr sehen lassen. Es gab Steigerungen in allen Bereichen. Die Kundeinlagen wuchsen um 20 Millionen Euro auf 290 Millionen. Trotzdem bleibt der Gewinn in etwa auf dem Vorjahresniveau. Als Gründe nannte Stieger den steigenden Aufwand für die staatlich vorgeschriebene Bürokratie, zunehmende Kosten für das Rechenzentrum und die Zahlung von Negativzinsen an die Zentralbank.

Die Volksbank hat die Sanierung der Fassade an der Burgstraße beendet.

Die Volksbank hat die Sanierung der Fassade an der Burgstraße beendet.

Foto: heiner deckers

Um Negativzinsen kommt indes auch die Volksbank nicht mehr herum, betroffen sind allerdings nur Firmenkunden, die mehr als 500.000 Euro auf täglich fällige Konten haben. Die Zahl der Betroffenen sei allerdings klein, sagte Stieger: "Die meisten Anlieger investieren solche Summen nicht als Tagesgeld." Privatkunden müssen auch in die Tasche greifen, und zwar bei den Kontogebühren. Rund 15 Jahre lang hat die Volksbank die steigenden Löhne und Kosten für das Rechenzentrum mit ihrem Zinsgeschäft aufgefangen. "Das ist in der seit langem herrschenden Niedrigzinsphase nicht mehr möglich." Man werde daher in den nächsten Monaten neue Kontomodelle erarbeiten: "Alle Kosten werden transparent gemacht, wir werden offensiv informieren. Jeder kann sein passendes und damit ein preiswertes Konto wählen."

Auch das Kreditgeschäft florierte im vergangenen Jahr. 46 Millionen Euro wurde neu ausgeliehen. Der Großteil dieser Gelder ging an den heimischen Mittelstand. Rund 40 Prozent flossen in die Finanzierung von Immobilien. Insgesamt hat die Volksbank aktuell 193 Millionen Euro an ihre Mitglieder und Kunden verliehen. Um 16 Prozent und damit erneut deutlich angewachsen ist das in Fonds und Aktien angelegte Kundenvermögen. Insgesamt sind zurzeit 103 Millionen Euro investiert. Über drei Prozent Zinsen seien hier möglich. Wobei die Kunden gern die angebotene genossenschaftliche Beratung annehmen, betont Vorstandsmitglieder Helmut Thönes: "Bei uns bekommt jeder nur die Finanzprodukte, die zu ihm passen." Das bedeute in den meisten Fällen: nicht nur in langfristige Immobilien investieren, sondern auch in andere Teile der Realwirtschaft. Einige Zeit später frage die Bank bei den Kunden nach, ob sie zufrieden mit der Beratung seien.

239 neue Mitglieder zählt die Volksbank Kempen-Krefeld, damit sind es 6377. Es sind trotz der vielen "Neuen" weniger Mitglieder als im Vorjahr, weil man das Teilhaberverzeichnis bereinigt habe. Konkret: Man möchte keine Mitglieder haben, die keine Geschäfte mit der Bank machen. Thönes: "Wir sind eine Genossenschaftsbank, in der ein Mitgliedsanteil keine Geldanlage ist, sondern ein Zeichen für partnerschaftliches Miteinander. Wer bei uns ein Konto hat, kann auch Teilhaber werden."

Das Thema Qualifizierung sielt bei der Volksbank eine große Rolle. "Eine gute Qualifizierung ist die Voraussetzung, um im Leben erfolgreich zu sein. Dafür stellen wir Mitarbeiter frei, die Schüler auf ihren Schritt ins Berufsleben vorbereiten", sagt Stieger.

Eine klare Absage erteilte der Vorstand an irgendwelche Fusionsbestrebungen. "Wir bleiben der Region verbunden", hieß es gestern. "Die ganze Mannschaft steht für Selbstständigkeit", betont Thönes ausdrücklich. Wichtige Herausforderungen für das neue Jahr sind die fortschreitende Digitalisierung und ein neues Computersystem für die Volksbank, in das die Mitarbeiter sich einarbeiten müssen. Große Bauarbeiten stehen nicht an, nur kleine Modernisierungen an den Gebäuden.

(RP)
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