Kempen Ein famoser Abend mit Gitarrist Dieter Bornschlegel

Kempen · Große Musik im kleinen Raum: Gitarrist Dieter Bornschlegel bewies am Samstag in der Kulturscheune Mülhausen die Vielfalt seines Instruments. Gastgeberin Morena Hommel machte sich damit, zwei Tage nach ihrem Wiegenfest, ein klangvolles nachträgliches Geburtstagsgeschenk - und ihren Gästen eine große Freude. Zur vollen Größe erwuchs das Konzert jedoch erst mit der Zeit, was der Komplexität des Dargebotenen geschuldet war.

 Gitarrist Dieter Bornschlegel kam nach Mülhausen.

Gitarrist Dieter Bornschlegel kam nach Mülhausen.

Foto: Joachim Burghardt

Der Beginn, ein Dialog: Bornschlegel stellt sich vor, die Wangen rot vom Wein. Er erzählt dada-mäßig Erfundenes von seiner beachtlich großen Effektgeräte-Sammlung samt "17000 Meter Kabel", sucht das Gespräch mit dem ohrenscheinlich geneigten Publikum. Ein Auftakt, kein Kaltstart: "Wird warm", sagt er und zieht sich den Pullover aus. Dann greift er zur Gitarre. Ein geschundenes Stück Holz, von Saitenarbeit merklich mattiert.

Bornschegel legt seine Gitarre auf die Oberschenkel, den Korpus rechts, den Instrumentenhals links. Zupfend entlockt er den Saiten erste Klänge, durch Hall und andere Effekte entfremdet. Fast klaviergleich erstrahlen vom Korpusklopfen rhythmisierte Melodien. Zweiter Song, gleiches Spiel. Ein ums rechte Handgelenk gebundener Mini-Besen fungiert als Drum-Herum. An die Schuhe gebundene Maracas prasseln im Takt. Bornschlegel rhythmisiert stark, ersetzt soundmäßig ein ganzes Quintett.

Der Wahl-Marburger kann seine Heimatstadt Dortmund nicht verleugnen, wenn er seine teils ironischen Songtexte zum Besten gibt. Das Faszinierende aber ist nicht der breite Singsang, sondern Bornschlegels enorme Stilvielfalt. Hat er gerade noch eine herzergreifende Ballade angestimmt, folgt darauf mit "Hilf Deinem Glück selbst auf die Beine" knallharter Sprechgesang im stählernen Hiphop-Gewand. Sein Schnellspiel zeugt von Fingerfertigkeit und Frohsinn. Nur eines will nicht ins Konzept passen: Bornschlegels hoch gesungene Passagen. Dafür fehlt ihm schlichtweg die Stimme. Dem famosen Abend tat das aber keinen Abbruch.

(tone)
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