Serie Vor 147 Jahren Ein Alternativvorschlag: Wilhelm Salberg

Künftige Kempener Straßennamen sollten deutlich machten, dass die Zeiten sich geändert haben. Ein Beispiel wäre der katholische Theologe Wilhelm Salberg, der sich über Europa hinaus um die Aussöhnung des Christentums, des Judentums und des Islams verdient gemacht hat und der entscheidende Impulse dazu in Kempen empfing. 1925 wurde er in Essen-Steele geboren. Sein Vater, der Arzt Dr. Wilhelm Salberg, war Jude und zum Katholizismus konvertiert. Seine Frau in zweiter Ehe, Dr. Lucia-Maria, geb. Hartmann, war von Hause aus katholisch. Diese Herkunft hat ihren Sohn Wilhelm geprägt und zum Erneuerer der jüdisch-christlichen Bewegung in den deutschsprachigen Ländern gemacht.

Geprägt hat ihn auch seine Schulzeit in Kempen. In der barbarischen NS-Terminologie war Wilhelm Salberg "jüdischer Mischling 1. Grades". Als er 1941 seine Schule, die Gaesdonck bei Goch, verlassen musste, bat er den als Nazi-Gegner bekannten Oberstudiendirektor Dr. Josef Bast um Aufnahme ins Thomaeum. Der junge Mann verschwieg seine Abstammung nicht - und der couragierte Bast konterte: "Sie nehme ich gerade!" Josef Bast hat Wilhelm Salberg vor der Verfolgung durch die Nazis beschützt und ihm das Kriegsabitur (1943) ermöglicht. Die Zeit in Kempen verstärkte in Wilhelm Salberg den Wunsch, sich einzusetzen für Toleranz und gegen die Unterdrückung Verfolgter.

1986 gründete der Pfarrer Wilhelm Salberg die Mount Zion Foundation. Die verleiht seit 1987 alle zwei Jahre einen Friedenspreis an Personen oder Institutionen in Israel, die sich um die Versöhnung zwischen den Konfessionen und um den Nahost-Friedensprozess verdient gemacht haben - in der Kirche der Benediktiner-Abtei Dormitio in Jerusalem auf dem Zionsberg, wo einst das Letzte Abendmahl stattfand. Ein unverzagtes Friedenszeichen in einer krisengeschüttelten Region.

(hk-)
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