Müllsammelaktion in Grefrath „Ich verstehe nicht, woher der ganze Müll kommt“

Grefrath · Der 91-jährige Rentner Josef Menkhaus aus Grefrath hält sich mit Spazierengehen fit. Dabei sammelt er achtlos weggeworfenen Müll ein.

 Josef Menkhaus sammelt unterwegs Müll auf.

Josef Menkhaus sammelt unterwegs Müll auf.

Foto: Norbert Prümen

Josef Menkhaus ist jeden Morgen und jeden Abend unterwegs. Dann schnappt sich der rüstige Rentner – am 19. Mai feierte er seinen 91. Geburtstag – seinen Rollator und dreht die ihm wohlbekannte Runde rund um sein Zuhause am Grefrather Weidendyk. „Das hält mich fit“, sagt er. Das Besondere an seinen Spaziergängen: Nicht jeden Tag, aber regelmäßig bindet er einen schwarzen Plastiksack vorne an seinen Rollator. Darin lässt er den Müll verschwinden, den er am Wegesrand findet. Im Internet hatte er sich eine Greifzange bestellt. „Das ging ganz schnell“, erzählt der ehemals selbstständige Schreiner, „innerhalb von zwei Tagen hatte ich die Zange schon in der Post.“ Müll und Unrat fand er genug: Pappe, Papier, Plastikbecher, Pommesschalen. Gerade hatte er seinen Beutel gefüllt, da fand er beim nächsten Spaziergang schon wieder achtlos dahin geworfenen Unrat. „Das hat mich richtig geärgert, offensichtlich werfen die Leute ihren Müll einfach so auf die Straße“, sagt er. Deshalb habe er sich angewöhnt, etwa alle zwei Wochen auf „Mülljagd“ zu gehen. Seit einem halben Jahr ist Josef Menkhaus so unterwegs, und er will nicht nachgeben. Ganz nah an seinem Zuhause befindet sich ein Gewerbegebiet. „Da parken so viele Lastwagen und Pkw“, erzählt Josef Menkhaus. Er könne zwar nicht mehr ganz so gut sehen, „aber den Müll, den sehe ich noch.“

Letztens habe er seinen Enkel mit auf seine Runde genommen. Der habe noch viel mehr Müll entdeckt, auch Hundekot. „Den haben wir natürlich liegen gelassen.“ Aber die Pappdeckel der Würstchen oder Pommestüten sammelt er ein – immer wieder aufs Neue: „Ich staune, wie viel neuer Müll immer wieder dazukommt. Ich verstehe es nicht.“ Dabei ist seine Runde lediglich 1,3 Kilometer lang, das habe er ausgemessen.

Den aufgesammelten Müll bringt er zum Bauhof. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort wüssten genau, welche Sortierung nötig sei. Unermüdlich dreht Josef Menkhaus seine Sammelrunde. Wie viele Kilo Müll dabei zusammengekommen sind, kann er nicht so gut abschätzen, so viel Mühe wolle er sich nun auch nicht machen. Auch das Wetter muss mitspielen. „Wenn es regnet, sammle ich eben erst am nächsten Tag.“ Warum er keine Nachahmer finde, hat er sich oft gefragt. Auch warum der Müll achtlos auf den Boden geworfen wird: „Vielleicht, weil sie Leute nicht dazu angehalten wurden, den Unrat selbst zu entsorgen“, vermutet er.

Wer glaubt, mit der Müllsammelaktion sei der Tag des Josef Menkhaus ausgefüllt, der irrt. Der Rentner schaut gern fern oder beschäftigt sich mit seinem Computer. Aber bald wird er wieder den schwarzen Sack an seinen Rollator spannen und die Greifzange mit auf seine Runde nehmen.

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