„Helden des Alltags“ Grefrath hilft — Klausmann ist dabei
Grefrath · Wo immer in der Gemeinde Grefrath Hilfe gebraucht wird, ist Eckhard Klausmann zur Stelle. Angefangen hat es vor fünf Jahren mit den Flüchtlingen. Heute geht es um die Corona-Krise und ihre Folgen.
Bis vor fünf Jahren war Eckhard Klausmann, wenn man es so ausdrücken will, ein ganz normaler Bürger der Gemeinde Grefrath, wohnhaft in Oedt. Beruflich war er als Selbstständiger in der Musikbranche unterwegs. Dann kamen die Flüchtlinge, wenig später war Klausmann einem Großteil der Grefrather bekannt. Mit Corona ist sein Bekanntheitsgrad noch größer geworden. Wo immer es um Hilfsaktionen geht, kann man ziemlich sicher sein, dass irgendwo der Name Klausmann fällt. Und nach wie vor gibt es für den Oedter viel zu tun.
Der 66-Jährige erinnert sich noch gut daran, wie vor fünf Jahren ein großer Umbruch in seinem Leben begann, von dem er anfangs gar nichts merkte: „Ich kam zu der Flüchtlingshilfe wie die Jungfrau zum Kinde.“ Er hatte über die Grefrather Tafel einen lockeren Kontakt zum Grefrather Sozialamtsleiter Volkmar Josten, der ihn zu einem Runden Tisch einlud. „Ich bin aus Interesse hingegangen“, erinnert er sich – und war gleich mittendrin im Geschehen. Es sei nämlich wie so oft im Leben. Es gibt Versprechen („das könnte man mal machen“), aber so richtig passierte dann erstmal nichts.
Die Zahl der in Grefrath eintreffenden Flüchtlinge wurde immer größer, Klausmann schlug ein Begegnungsfest an der Unterkunft Reinersbach vor und organisierte es mit vielen Helfern dann auch gleich. Dieses Fest hatte eine große Resonanz: „Diese Begeisterung hat mich sehr überrascht“, sagt Klausmann rückblickend. Es gab zahlreiche Essensspenden, so dass die Besucher eine überaus schmackhafte kulinarische Reise durch die verschiedenen Esskulturen machen konnten. Was noch wichtiger ist: Man hat sich untereinander kennengelernt und Kontakte geknüpft, aus denen sogar einige Freundschaften entstanden.
In der Folgezeit unterstützten Klausmann und seine Mitstreiter die Geflüchteten, wo und wie immer sie konnten. Da wurden etwa Wohnungen, Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen vermittelt, hinzu kamen Sprachkurse – zunächst gemischte, aber die wurden fast ausschließlich von Männern besucht. „Die Frauen blieben meist außen vor, aber die mussten schließlich auch Deutsch lernen“, sagt Klausmann. Also organisierte man einen Sprachkursus nur für Frauen, 16 Teilnehmerinnen kamen. Sie besuchten anderthalb Jahre lang einen Integrationskursus im Oedter Jugendheim. „Sie kamen so aus ihrem normalen häuslichen Rhythmus raus und konnten sich untereinander austauschen“, sagt Klausmann. Viele von ihnen haben längst einen Arbeitsplatz, zumindest in Teilzeit.
Irgendwann verschwanden die Flüchtlinge aus den Schlagzeilen, wobei in Sachen Hilfe nach wie vor sehr viel zu tun war: Ausfüllen von Formularen und Anträgen unterschiedlicher Art beispielsweise, wobei sich aber herausstellte, dass einige der Neubürger schon sehr selbstständig waren. Ein Syrer beispielsweise hat bei einer Kempener Firma eine Ausbildung zum Raumreiniger gemacht und möchte bald mit seiner Familie ein Haus bauen. Das ist nur eines von vielen Beispielen.
Und dann kam Corona. Das Virus hat Klausmann, wie er eingesteht, anfangs nicht so recht ernst genommen. Damit ging es ihm wie den meisten anderen. Das änderte sich spätestens kurz nach Karneval mit den Ereignissen im Kreis Heinsberg – seitdem hält Corona uns alle in Atem. Klausmann und die Organisation „Grefrath hilft“ bekamen in der Folge viel Unterstützung durch den Verein „Mutter und mehr“ (Mum) mit seiner tatkräftigen Vorsitzenden Sarah Pasch. „Grefrath steht zusammen“ nennt sich die neue Vereinigung, der Oberbegriff für sämtliche Hilfsleistungen. „Wir bieten Service für alle Menschen, die Hilfe brauchen“, sagt Klausmann. Ob Einkauf, Gartenarbeit, Kinderbetreuung – es findet sich immer jemand, der direkt hilft oder bei der Vermittlung hilft. Die Whatsapp-Gruppe von „Grefrath steht zusammen“ habe, so Klausmann, inzwischen 124 Mitglieder, die Gewehr bei Fuß stehen. „Bei jeder Anfrage kommen in kurzer Zeit viele Wortmeldungen.“
Eckhard Klausmann appelliert an alle, sich in diesen Zeiten stärker um die Nachbarn, insbesondere die älteren, zu kümmern. Bei „Grefrath steht zusammen“ sei es so, dass die hilfsbedürftigen Menschen einen festen Ansprechpartner haben und sich nicht immer an neue gewöhnen müssen. Werbung müsse man übrigens nicht machen: „Das läuft alles still vor sich hin.“ Viele tun Gutes, um nachher darüber zu reden. Die Grefrather tun es und reden nicht großartig darüber – ihnen reichen die dankbaren Gesichter der Hilfesuchenden.