Stadt Kempen Durchwachsene Bauernbilanz

Stadt Kempen · Zu kalt, zu trocken, zu nass, sechs Wochen Winter am Stück – das vergangene Jahr hat den Kempener Landwirten zugesetzt. Diese Bilanz zog Heinz-Josef Tölkes beim Bauernkaffee. Es war seine letzte Rede als Vorsitzender.

Zu kalt, zu trocken, zu nass, sechs Wochen Winter am Stück — das vergangene Jahr hat den Kempener Landwirten zugesetzt. Diese Bilanz zog Heinz-Josef Tölkes beim Bauernkaffee. Es war seine letzte Rede als Vorsitzender.

"Diese Wetterkapriolen waren nicht ohne Einfluss auf die Erträge", sagte Heinz-Josef Tölkes, der bisherige Vorsitzende der Kempener Ortsbauernschaft, am Dreikönigstag im Kolpinghaus. Aus Altersgründen hört der 65-Jährige nach 24 Jahren an der Spitze auf. Die Ortsbauernschaft Kempen wählte im Dezember einstimmig den Ziegelheider Landwirt Peter Josef Coenen (51) zu seinem Nachfolger (die RP berichtete gestern).

Negativ bemerkbar machte sich die Finanzkrise auch bei den Landwirten, sagte Tölkes weiter. Schweinehalter seien die deutlichen Verlierer. Allerdings sei seit Mitte des Jahres eine "deutliche Erholung bei den Preisen spürbar". Tölkes sah zuversichtlich in die Zukunft. Sorgen machen ihm Betrüger, die mit Gebühren für einen angeblichen Klimaentschädigungsfond versuchten, Geld bei den Bauern einzutreiben. Glücklicherweise habe der Berufsverband hier Schlimmes verhindern können.

Tölkes plädierte für einen Fortbestand der europäischen Agrarpolitik. Nur so sei eine vielfältige, flächendeckende Landwirtschaft zu erhalten. Bauern leisteten einen großen Beitrag zum Naturschutz, für die Umwelt, den Wasserschutz und den Tierschutz. "Dies praktizieren wir täglich", betonte Tölkes.

In seiner langen Zeit als Vorsitzender der Kempener Ortsbauernschaft gab es viele bundesweite Skandale und Krisen, erinnerte er sich. Gerade zu den aktuellen Vorfällen mit Dioxin im Viehfutter forderte er, "die Verursacher an den Pranger zu stellen, aber die betroffenen Bauern nicht im Regen stehen zu lassen." Schließlich bedeute dieser Skandal für die Landwirte erhebliche finanzielle Ausfälle. Gleichzeitig blickte Tölkes auf viele schöne Ereignisse. So sei es gelungen, mit dem Bauernmarkt eine neue, gut besuchte Veranstaltung in Kempen zu etablieren, bei der die Landwirte die Vielfalt ihres Angebots präsentieren können. Auch lobte er die Zusammenarbeit mit Landjugend und Landfrauen.

Bürgermeister Volker Rübo ging gleichfalls auf die witterungsbedingten Schwierigkeiten der Bauern ein. Frost, Sturm oder Gewitter mit Hagel könnten von jetzt auf gleich die Existenz eines ganzen Betriebes gefährden. Dass die Bitte um gutes Wetter, die Verbundenheit zur Schöpfung und deren Bewahrung zum Leben der Landwirte gehöre, finde er sehr sympathisch.

Rübo lobte die Vielfältigkeit der niederrheinischen Landwirtschaft. Das nutze nicht nur den Bauern, sondern auch den vielen Ausflüglern, die die Landschaft per Fahrrad genießen. Er bedauerte wie Tölkes, dass ein Skandal wie das Dioxin in Futtermitteln die für 2011 vorausgesagte positive Entwicklung so schnell wieder gefährden könnte. "Ruhe auf den Märkten" wünschte Rübo den Landwirten. Und: "Es gibt immer auch eine Zeit nach der Krise." Frage des Tages

(RP)
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