Stadt Kempen Drei Gemälde für Speisesaal

Stadt Kempen · Ölbilder aus dem 19. Jahrhundert bereichern das Kempener Kramer-Museum. Dessen Leiterin Elisabeth Friese durfte im Magazin des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld stöbern und drei Werke als Dauerleihgaben auswählen.

Die Museumschefin hatte sich an ihre Krefelder Kollegen gewandt, um den mageren Bestand des Kramer-Museums an Gemälden des 19. Jahrhunderts "aufzumöbeln". Die Nachbarn sagten Hilfe zu und baten um Eile, weil das Kaiser-Wilhelm-Museum nicht mehr benötigte oder nicht passende Bestände verkaufen wolle. Das ist inzwischen geschehen, aber vorher durfte Dr. Elisabeth Friese aussuchen: "Das war ein schönes Erlebnis, im Keller das eine oder andere Werk auswählen zu dürfen."

Von Nagel zu Nagel versichert

Die Kunsthistorikerin ist voll des Lobes, wie kooperativ und freundlich die Krefelder halfen. Sie verpackten auch die drei gerahmten Gemälde – zwei größere und ein kleineres aus der Zeit des Biedermeiers und des Historismus – in Seidenpapier, dann in stoßsichere Noppenfolie und in eine Holzkiste. Die Versicherung der unbefristeten Dauerleihgaben reichte wie üblich "von Nagel zu Nagel": Der Kempener Restaurator Matthias Sandmann holte die sorgfältig auf eventuelle Schäden geprüften Werke in Krefeld ab und hängte sie in Kempen wieder auf. Die Gemälde sind qualitativ gut, wenn auch keine finanziellen Highlights, so Friese.

Aber sie passen gut in den so genannten Uhrensaal des Kramer-Museums, den ehemaligen Speisesaal des Franziskanerklosters. Dort sind Möbel aus dem 19. Jahrhundert vom Biedermeier über den Historismus bis zum Jugendstil ausgestellt. Da fügt sich das Genrebild "Der Feinschmecker" gut ein, ein golden-prunkvoll gerahmtes Gemälde von Eduard Schulz-Briesen (1831 bis 1891). Der Maler hielt um 1870/80 eine opulente Szene im Wirtshaus fest. Fünf Männer sitzen an einem Tisch, rauchen, trinken und schauen zu, wie einer sich an Wachteln labt. Die Bedienung trägt eine Platte geleerter Austern weg. Unterm Tisch döst ein Jagdhund, ein Gast studiert das "Intelligenzblatt".

Meister Dürer verehrt

Das zweite Gemälde in einem strengen schwarzen Rahmen stammt von Wilhelm Steuerwaldt (1815 bis 1871) aus der Fachwerkstadt Quedlinburg. Das romantische Bild etwa von 1850/60 zeigt die Klosterruine von Heisterbach. Steuerwaldt, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, malte sie im Stil von Caspar David Friedrich, ist aber weniger teuer: Bei einer Auktion 2002 erzielte ein solches Motiv 5000 Euro. Und schließlich ein kleines, feines Werk aus der Zeit der Dürer-Verehrung. Als der Meister 1828 zu seinem 300. Todestag gefeiert wurde, entstanden zahlreiche Gemälde zu seinen Ehren, so auch 1833 das Bild von Johann Andreas Engelhart (1801 bis 1858) aus Nürnberg. Es zeigt Dürer an der Staffelei bei der Arbeit, über seine Schulter schaut gleichsam der Betrachter, im Hintergrund öffnet sich der Blick in die Malschule. Es spiegelt gut die damals herrschende Dürer-Renaissance in Deutschland wider.

(RP)
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