Gemeinde Grefrath Dorenburg: Alte Spiele neu entdeckt

Gemeinde Grefrath · Anlässlich des Internationalen Museumstages drehte sich am Sonntag im Niederrheinischen Freilichtmuseum alles ums "Spielen wie früher". Die Besucher waren begeistert vom Murmeln, Reifentreiben und Co.

 Museumspädagoge Kevin Gröwig (vorne rechts) erläuterte gestern den kleinen und großen Besuchern bei einer Führung durch das Spielzeugmuseum, wie früher gespielt und Spielzeug hergestellt wurde.

Museumspädagoge Kevin Gröwig (vorne rechts) erläuterte gestern den kleinen und großen Besuchern bei einer Führung durch das Spielzeugmuseum, wie früher gespielt und Spielzeug hergestellt wurde.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wenn der Opa mit den Enkeln: Karl Wieth aus Grefrath stattete mit seinen Enkelkindern Holly (1) und Henry (6) dem Niederrheinischen Freilichtmuseum gestern einen Besuch ab. Wegen des Internationalen Museumstags war nicht nur der Eintritt frei, sondern es gab auch jede Menge Mitmach-Aktionen auf dem Gelände rund um die Dorenburg.

Beim wechselhaften Wetter war für viele das Spielzeugmuseum die erste Anlaufstelle. So auch für Karl Wieth samt Enkel: "Wir haben hier schon das Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel entdeckt, das wir zu Hause spielen", sagte Wieth. Laut Enkel Henry siegt auf dem Schulhof auch heutzutage die kindliche Fantasie über die Technik. "Wir spielen Verstecken oder Fangen", erzählte der Erstklässler.

Museumspädagoge Kevin Gröwig führte zahlreiche Besucher durchs Spielzeugmuseum, vorbei an Puppenhäusern, der Laterna Magica und Bausteinen. In der ersten Etage wurden anschließend "wie früher" Reifentiere gesägt und bemalt. Der günstige und einfach zu verarbeitende Werkstoff Holz wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts von Drechslern zu Tierfigur-Umrissen gestaltet. Wer sich davon eine Scheibe abschnitt, erhielt eine Giraffe oder einen Elefanten. "Spielzeugfirmen stellten ganze Sortimente zum Thema Bauernhof oder Arche Noah zusammen. Reifentiere zählen zu den ersten Massenprodukten der Spielzeugherstellung", so Gröwig.

Im Erdgeschoss schätzte Spielzeugexperte Reiner Schneider aus Grefrath den Wert historischer Spielzeuge. "Ich sammele selber Blechspielzeug aus der Zeit um 1900, vor allem Modelleisenbahnen", sagte Schneider. Inge Kämmer aus Oedt stand er ebenfalls Rede und Antwort: Sie hatte ihre Schildkröt-Puppe "Hans" mitgebracht, für den sie einen neuen Kopf suchte. "Der alte Kopf ist zerbrochen, als die Puppe vom Stuhl gefallen ist", sagte Inge Kämmer. Eine Geschichtsstunde gab's gratis dazu. Denn bei der Puppe handelt es sich eigentlich um ein weibliches, geschminktes Modell. "In der DDR durften Mädchen nicht mit Jungenpuppen spielen", weiß Schneider. Inge Kämmer aber schminkte Hans ab und verpasste ihm eine Lederhose anstatt eines Kleides — so viel Kindheit muss sein.

In der Tat ist die Nostalgie, die Erinnerung an die "gute, alte Zeit", welche Spielzeugbörsen bis heute so erfolgreich macht. Hinkel- und Murmelspiele brachte Iris Gillessen-Brandt den Besuchern nahe. Die erfuhren, dass es mehr als 25 Murmelspiele gibt — nachzulesen im Buch "Kinderspiele am Niederrhein", das im Museumsshop im neuen Eingangsgebäude neben dem Dorenburg-Freibad erhältlich ist.

Dass es für Seifenblasen kein Pustefix braucht, lernten Kinder gegenüber dem Tante-Emma-Laden. Kernseifen-Lauge und ein am Ende angeschnittener Strohhalm reichen für wunderschöne Seifenblasen. Der Museumstag rund um die Dorenburg war spannend und lehrreich zugleich.

(tone)
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