Pro & Contra - die große Debatte zum Martinsfest Weckmännchen mit oder ohne Rosinen?

Meinung | Kempen · Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, und die Debatte ist vermutlich schon so alt wie das Rezpte für das Backwerk selbst: Rosinen im Weckmann. Unsere Autoren haben dazu eine klare Meinung.

Der Klassiker an Sankt Martin: Der Weckmann gehört in jede Tüte. Die Frage ist aber: mit oder ohne Rosinen?

Der Klassiker an Sankt Martin: Der Weckmann gehört in jede Tüte. Die Frage ist aber: mit oder ohne Rosinen?

Foto: Blazy, Achim (abz)

Contra: Rosinen gehören nicht hinein

Ja, ich gebe zu: Zu einem Weckmann gehören Rosinen – und zwar exakt zwei Stück, die als Augen fungieren und vor dem Essen einfach rausgepopelt werden können. Wie die Pfeife sind Rosinen reine Dekoelemente, die nicht gegessen werden. Schon bei Rosinenstuten nehme ich Reißaus. Über Geschmack lässt sich ja nicht streiten – und dass mir die Dinger einfach nicht schmecken, ist das eine. Aber jetzt mal im Ernst: Man lässt leckere Weintrauben absichtlich vertrocknen, um sie dann wie Dörrobst in Brot zu stecken? Dort haben sie dann eine Konsistenz wie ein altes, zu lange gekautes Kaugummi. Sie sind mehr zäh als alles andere und stören einfach den süßen Geschmack des Weckmanns.

Ganz zu schweigen davon, dass die Rosinen die Möglichkeiten des Belages immens einschränken. Ich esse Weckmann mit Butter und Käse oder mit gekochtem Schinken. Selbst roher Schinken und Leberwurst sind perfekt auf Weckmann. Für die, die es lieber süß mögen, sind Marmelade oder Nuss-Nougat-Creme eine herrliche Option. Haben Sie schon mal etwas mit Schinken und Rosinen gegessen?

Dagegen ist ein Weckmann mit Zuckerguss und Mandeln die maximale Krönung des Genusses. Auch hier lassen sich alle oben aufgeführten Beläge wunderbar nutzen. Da noch Rosinen reinzupacken, wäre ein echter Frevel.

Auch in anderen Mahlzeiten haben Rosinen einfach nichts verloren. Wozu sind Rosinen eigentlich gut? Und ich frage mich auch: Wie sind sie entstanden? Sind die Weintrauben aus Versehen von der Rebe gefallen, lagen in der heißen Sonne auf einem Stein und sind schlicht vertrocknet? Bei jedem anderen Obst komme ich dann doch auch nicht auf die Idee, das dann noch zu essen.

Martin Brock-Konzen

Pro: Ohne Rosinen geht es nicht

Ich bin ja eher der herzhafte Typ. Die ganz süßen Sachen wie Nuss-Nougat-Creme können andere essen. Aber in der Vorweihnachtszeit liebe ich die frischen Weckmännchen vom Bäcker – natürlich mit Rosinen. Die geben dem fluffigen Hefeteig einen Extra-Kick. Dann reiße ich dem Weckmann nicht etwa Kopf und Beine ab, sondern zubbele die Pfeife vorsichtig ab, schneide das ganze Backwerk einmal quer durch, buttere eine Hälfte – und dann muss, natürlich, etwas Herzhaftes drauf: gerne frische Schinkenwurst oder eine Scheibe Kochschinken, duftender Gouda oder in Scheibchen geschnittene geräucherte Mettwurst. Eine Scheibe rheinisches Schwarzbrot obendrauf, und die Mahlzeit ist perfekt. Diese Kombi geht immer: zum Frühstück, zum Kaffee, zum Abendessen.

Besondere Feste wie St. Martin sind glückliche Tage: Wenn der große Weckmann aus der Tüte geholt und in Scheiben geschnitten wird, um in der Familie beim gemütlichen Beisammensein nach dem Martinszug, bei Kakao und Glühwein, geteilt zu werden. Wenn da Aufschnitt und Käse auf dem Küchentisch stehen, und jeder die Scheiben belegen kann, wie er mag. Ohne Rosinen fehlt mir etwas ganz Wichtiges: Dieses Gefühl von Vorfreude auf die Feste, auf St. Martin, Nikolaus, Weihnachten. Denn zu diesen Festen gehört für mich, ganz klar, der Weckmann mit Rosinen einfach dazu.

Ich mag Rosinen. Ich mag sie im Christstollen, ich mag sie in der Soße zum Sauerbraten, die ja auch erst dann schön sämig wird, wenn man eine Printe oder ein Stück Lebkuchen mit hineingibt. Wenn ich an St. Martin im Weckmännchen auf eine Rosine beiße, weiß ich: Da kommen wunderbare Feste auf uns zu.

Birgitta Ronge

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