Zukunftskonzept der Stadtwerke Kempen Kraft der Sonne für Fernwärme nutzen
Kempen · Die Stadtwerke Kempen planen ein Zukunftskonzept, das bundesweit in dieser Dimension noch nicht realisiert worden ist. Auf zwölf Hektar Fläche soll am Krefelder Weg eine Solarthermie-Anlage entstehen. Das Planverfahren läuft.
Es ist das zukunftsweisende Energieprojekt in der Stadt Kempen, und es soll weit über die Stadtgrenzen hinaus Vorbildfunktion für eine ganze Branche erlangen. Die Stadtwerke Kempen planen seit geraumer Zeit eine große Solarthermie-Anlage, mit der besonders umweltfreundlich die Kraft der Sonne für das Fernwärme-Netz in der Thomasstadt genutzt werden soll. Auf einer Fläche von rund 13 Hektar, das entspricht der Größe von 16 Fußballfeldern, will das städtische Versorgungsunternehmen in den kommenden Jahren einen weiteren Schritt zur Energiewende schaffen. Etwa 3200 Kollektoren, in denen sich Wasser befindet, sollen allein durch die Kraft der Sonne erwärmt werden und 13 Prozent des Wärmebedarfs in Kempen liefern.
Was die Stadtwerke Kempen genau planen, erläutern die beiden Geschäftsführer Siegfried Ferling und Norbert Sandmann im Gespräch mit unserer Redaktion.
Größte Anlage deutschlandweit: Geplant ist die aktuell größte Solarthermie-Anlage in Deutschland mit einem Sonnen-Ertrag von etwa 15.000 Megawattstunden pro Jahr. Bereits seit 2015 beschäftigen sich die Stadtwerke mit den technischen Möglichkeiten, die die Solarthermie bietet. „In Dänemark gibt es seit mehr als 20 Jahren zahlreiche gut funktionierende Großanlagen. Einige haben wir uns angesehen. Die Technik ist erprobt und bewährt“, so Ferling. Derzeit ist das planungsrechtliche Verfahren mit der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit angelaufen. Die Stadtwerke Kempen wollen in Kürze auf ihrer Homepage über alle weiteren Planungsschritte informieren. Mit dem Bau der Anlage rechnet das städtische Versorgungsunternehmen frühestens Ende 2021.
Warum die Anlage geplant wird: Bis zum Jahr 2050 muss nach den Vorgaben des Bundes die CO2-Emission gegenüber dem Jahr 1990 um 95 Prozent reduziert werden. „Auch die regionale Klimapolitik muss daher handeln. Um die Vorgaben umzusetzen und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas zu erreichen, bedarf es neben der Energiewende auch einer Wärmewende“, so die Stadtwerke-Geschäftsführer.
Warum die Stadtwerke auf die Solarthermie setzen: Die Verantwortlichen der Stadtwerke Kempen sind davon überzeugt, dass die Solarthermie für die Stadt Kempen die beste Lösung zur regenerativen Wärmeerzeugung ist. Sie passt sehr gut zur Fernwärme, die in Kempen seit den 1960er-Jahren flächendeckend angeboten wird. Sie wird genutzt, um in Privathaushalten und bei Gewerbekunden Heizungen zu betreiben und warmes Wasser zu erzeugen.
Mit einer kleineren Pilot-Anlage im Baugebiet „Auf dem Zanger“ in St. Hubert sammeln die Stadtwerke derzeit erste Erfahrungen mit dem Einsatz der Solarthermie in Kempen. Diese Erfahrungen will man sich für die geplante Großanlage am Krefelder Weg zunutze machen.
Warum der Krefelder Weg für die Stadtwerke der ideale Standort ist: Die Stadtwerke Kempen haben im Vorfeld der jetzigen Planungen 24 mögliche Standorte für eine Solarthermie-Anlage untersuchen lassen. Die Fläche am Krefelder Weg, die sich im Besitz der Familie von Heimendahl befindet und gepachtet werden soll, habe sich als die geeignetste herauskristallisiert. Sie liegt nicht in einer Wasserschutzzone oder in einem Landschaftsschutzgebiet. Durch die Größe der Anlage könne sie besonders wirtschaftlich betrieben werden. Das komme den Kunden über einen günstigen Preis für die Fernwärme zugute, so die beiden Geschäftsführer.
Der Standort befindet sich in der Nähe des Blockheizkraftwerks an der Von-Ketteler-Straße. An dieser Stelle soll die solare Wärme über Speicher in das Wärmenetz der Stadtwerke eingespeist werden.
Grüne und Landwirte kritisieren den Standort: Die Kempener Grünen und Landwirte kritisieren den Standort, weil sie der Ansicht sind, es würde dort zu viel wertvolle Ackerfläche verloren gehen. Das sehen die Stadtwerke anders. Die Kollektoren werden auf den Boden aufgesteckt und dort verankert. „Der Boden wird nicht versiegelt. Zwischen den Kollektoren sollen Blühwiesen angelegt werden, Insekten und Kleintiere können sich dort ansiedeln“, so Ferling. Die Fläche kann mit Schafen beweidet werden. „Sollte die Anlage am Ende ihrer Nutzung nicht mehr benötigt werden, lässt sie sich problemlos abbauen. Die Ackerflächen bleiben erhalten“, versichert Sandmann. Der Boden würde nicht durch irgendwelche Schadstoffe belastet.
Alternative Technologien wurden geprüft: Die Stadtwerke haben in den vergangenen Jahren verschiedene Alternativen zur Solarthermie-Technik wie den Einsatz von Biomasse, Biogas oder Wärmepumpen untersucht und bewertet. Dazu hat das Versorgungsunternehmen mit Hochschulen und Ingenieurbüros zusammengearbeitet.
„Die Suche nach neuen Technologien ist ein fester Bestandteil der strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens. Nach heutigem Stand der Technik gibt es neben der Solarthermie allerdings keine Technologie, mit der in Kempen umweltschonender und wirtschaftlicher große Mengen Wärme erzeugt werden können“, betonen die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling und Norbert Sandmann.