Stadt Kempen Die Schatten eines Heiligen

Stadt Kempen · In Sonntagsführungen durch die Ausstellung "Impulse – Interpretation – Dialog" im Kramer-Museum stellen insgesamt sechs Künstler ihre Werke vor. K.A. Janßen rückt den heiligen Martin in den Mittelpunkt.

 Die eigens zum Museumsjubiläum entstandenen Leporellos thematisieren drei Ereignisse aus Martins Leben: Hier faltet Künstler K.A. Janßen den mittleren Leporello und verdichtet so die Silhouette des Bettlers.

Die eigens zum Museumsjubiläum entstandenen Leporellos thematisieren drei Ereignisse aus Martins Leben: Hier faltet Künstler K.A. Janßen den mittleren Leporello und verdichtet so die Silhouette des Bettlers.

Foto: Wolfgang Kaiser

In Sonntagsführungen durch die Ausstellung "Impulse — Interpretation — Dialog" im Kramer-Museum stellen insgesamt sechs Künstler ihre Werke vor. K.A. Janßen rückt den heiligen Martin in den Mittelpunkt.

Mit einfühlsam gestalteten Bildgeschichten zur Figur des heiligen Martin beteiligt sich K.A. Janßen an der Jubiläumsausstellung "Impulse — Interpretation — Dialog" im Kramer-Museum. In der Sonntagsführung am 22. Juli spricht der Künstler über seine Arbeiten.

In der Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Objekten des Hauses ließ sich der Kempener von einer museumseigenen Skulptur des heiligen Martin aus dem 18. Jahrhundert inspirieren. Das Ergebnis sind drei wunderbare Leporellos im Monotypieverfahren und Schattenfotos von berührender Lichtwirkung. "Ich bin geborener Niederrheiner und mit dem Thema des heiligen Martin aufgewachsen", klärt Janßen über den persönlichen Bezug zum Thema auf, das seiner Freude am bildhaften Erzählen entgegenkommt. Lebhaftes Zeugnis von der gestalterischen Fabulierlust belegt ohnehin Janßens reicher Fundus an Zyklen, Künstlerbüchern und Kassetten.

Traum, Gänsestall und Heimkehr

Die eigens zum Museumsjubiläum entstandenen Leporellos thematisieren drei Ereignisse aus Martins Leben: Die Erscheinung im Traum, das Versteck im Gänsestall und die Heimkehr des toten Bischofs auf einer Barke. Jeweils zwölf Monotypien sind zum Hochformat gereiht. Die weißen Durchschüsse in der Abfolge wirken rhythmisierend und erlauben ein ziehharmonikaartiges Zusammenfalten der Bildbahnen sowie das langsame Aufrollen zur Performance.

Das feine Licht- und Schattenspiel des mittleren Leporellos scheint sich in der aufgewalzten Silhouette des Bettlers, wie ihn die niederrheinische Skulptur darstellt, zu verdichten. Das Grau/ Schwarz trifft auf die Farbsymbolik der äußeren Arbeiten. Dominierendes Blau verweist auf die Nacht des Traums, rote Flügel auf das Rot des Mantels und Christi Erscheinung. Im dritten Leporello treffen die dunkle Silhouette des verstorbenen Bischofs und die Reflexion seines Tuns im museumseigenen Kunstwerk aufeinander. Heiter aufblitzende Farbsprenksel versinnbildlichen den Martinssommer mit frühlingshaften Tönen im November.

Der Künstler freut sich über die "ideale Hängung", die seinen Arbeiten Raum zur Entfaltung gibt und den Dialog zum zweiten Zyklus, den Schattenfotos auf Hart-PVC, zulässt. Diese konzentrieren sich auf die Kempener Martin-Skulptur im dunklen Umriss — ausschließlich aufgenommen im sich stetig verändernden Sonnenlicht. Entsprechend fangen die Schattenbilder das Flüchtige und Wechselhafte eines jeden Augenblicks ein. Das immer gleiche Motiv erscheint im Wandel der Beleuchtung das eine Mal deutlich und ein anderes Mal fast entschwunden.

Freude am Experiment

Visuelle Echos im veränderten Blickwinkel sowie dunkle und helle Konturen lassen das gewählte Motiv facettenreich verwandelt wirken. Dabei beweist K.A. Janßen erneut seine Freude am Experiment. Er gesteht mit stillem Lächeln, dass ihm das Ausprobieren "Inspiration" bedeutet: "Beim Tun finde ich neue Möglichkeiten".

(RP)
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