Stadt Kempen Die Sache mit dem verbotenen Obst

Stadt Kempen · Das ungefragte Mitnehmen von Früchten aus Feldern oder Obst aus Plantagen ist kein Kavaliersdelikt. Es handelt sich um einen Diebstahl, der entsprechend geahndet werden kann.

 Viele Obstbauern und Gemüsegärtner klagen über den dreisten Diebstahl ihrer Produkte. Oft müssen sie sich dabei noch blöde Sprüche anhören.

Viele Obstbauern und Gemüsegärtner klagen über den dreisten Diebstahl ihrer Produkte. Oft müssen sie sich dabei noch blöde Sprüche anhören.

Foto: Raupold, Isabella

Die Äpfel in den Obstplantagen leuchten verführerisch lecker und schnell ist ein einzelner Apfel im Vorbeigehen abgepflückt. Der dicke Kappeskopf steht direkt am Wirtschaftsweg und passt genau in den Fahrradkorb. Das kleine Blumentöpfchen, das dort inmitten der Tausenden von Pflanzen steht, fällt doch niemanden auf, wenn es mitgenommen wird. Der Diebstahl von Feldfrüchten macht Jahr für Jahr die Runde - zum Leidwesen vieler Landwirte und Gärtnereibetriebe.

"Es ist nicht schön, dass man die Leute ermahnen muss, nicht einfach Früchte abzupflücken und mitzunehmen", sagt Markus Hardt vom gleichnamigen Kempener Obsthof. Dabei hat er volles Verständnis, wenn jemand gerne einmal einen Apfel direkt vom Baum essen möchte. Wer bei ihm im Geschäft Obst einkauft und den Wunsch äußert, in der Plantage, die direkt an den Hofverkauf grenzt, mal einen Apfel zu pflücken, der darf das gerne tun. Gegen wildes Abpflücken, womöglich noch mit einem Beutel, um möglichst viel mitzunehmen, spricht er sich aber vehement aus. "Wir haben schon vor 20 Jahren all unsere Plantagen eingezäunt. Damals allerdings als Verbissschutz gegen die Hasen, die gerne die Stämme anknabbern. Heute hilft das ein Stück weit zudem gegen Diebstahl", sagt Hardt.

Auch Eva Theuerkauf vom gleichnamigen Gärtnereibetrieb in St. Hubert kennt die Problematik. "Den Bürgern, die etwas vom Feld mitnehmen ist gar nicht klar, dass sie ein Unrecht, also einen Diebstahl begehen", sagt Eva Theuerkauf. Kommentare wie, da würden doch genug stehen und ein einzelnes Pflänzchen falle gar nicht auf, hat die St. Huberterin schon des öfteren gehört. Nur dies denkt ein jeder, der etwas ohne zu bezahlen mitnimmt. Das Ganze summiert sich und schädigt eine Lebensgrundlage. "Ich gehe ja auch nicht in die Vorgärten anderer Leute und nehme mir dort Pflanzen mit", meint Eva Theuerkauf.

Dazu kommt eine weitere Problematik: Beim Zierpflanzenanbau verfügt die gesamte Fläche über ein Versorgungsnetz. Beim sorglosen Rausrupfen eines Blumentopfes erfolgen oftmals Beschädigungen, die die weiträumigere Umgebung mitbetreffen. Wasserversorgungen können auf diesem Weg gekappt werden, was gerade bei warmen Wetter zu einer Mangelversorgung führt. Größere Schäden sind programmiert.

Auch beim Obstklau kann es zu Schädigungen der Bäume kommen. Während bei manchen Bürgern die Argumentation der eine Apfel oder die eine Pflanze würden nichts ausmachen greift und entsprechend gepflückt oder mitgenommen wird, gibt es zudem noch den organisierten Diebstahl auf den Feldern. "Uns sind schon ganze Bewässerungssysteme samt der dazugehörigen Elektronik gestohlen worden", berichtet Eva Theuerkauf. Metalldiebe sind hier am Werk. In solchen Fällen kann nur die Hilfe von Nachbarn greifen oder von Bürgern, die so etwas bemerken. Denn wenn auf einem Feld, das voller Pflanzen steht, auf einmal Personen mit dem Abbau eines Leitungssystem beginnen, dann muss das nicht immer der Eigentümer sein. Hier ist etwas Zivilcourage gefragt, indem die Polizei angerufen wird und der Beobachter das Vorgehen schildert.

(tref)
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