Gemeinde Grefrath Die rosarote Ghettoqueen

Gemeinde Grefrath · Cindy aus Marzahn begeisterte ihre Fans in Grefrath. Denen war es vollkommen egal, dass es auf der Bühne bisweilen recht zotig zuging. Ihre Fans mögen die Künstlerin und ihre ganz besonderen Gags.

"Ick kann ooch anders", lautet der Titel ihres neuen Programms, mit dem Cindy aus Marzahn am Samstag im Mai vor gut 1200 Besuchern im Grefrather EisSport & EventPark auftrat. Der Titel ließ Neues vermuten, doch es gab Altbewährtes aus dem Munde der gelernten Hotelfachfrau. Sie improvisierte und kalauerte rund 120 Minuten unter überschritt nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks. Sie blieb ihrem künstlerischen Strickmuster treu, ihre Fans nahmen ihr die Zoten nicht krumm, sondern feierten sie.

Schon nach wenigen Minuten holte Cindy ihr erstes Opfer auf die Bühne. Florian aus Mönchengladbach durfte ihr den Text halten und bekam dafür einen rosafarbenen Jogginganzug. Vor ihrer Darmoperation stellte sie dem Publikum ihr Testament vor. Das meiste erbt ihr 54-Kilo-Mops. Tierliebe ist auch bei Cindy fast grenzenlos. Wenn es hier und da eklig wird, dann fängt für Cindy die Geschichte erst an, doch die Besucher sind nicht schockiert, sondern amüsiert. Sie kennen eben ihre Cindy.

Eines vermied sie ganz besonders in den unterhaltsamen 120 Grefrather Bühnenminuten. Das war Hektik, die nie aufkam. Gemütlichkeit ist Trumpf bei ihr. Die Mixtur bei Cindy stimmt, wenn man als Besucher nicht zu zart besaitet ist. Man könnte sie auch als "gute, alte, muntere, ein wenig erotische Quasseltante" bezeichnen. In der Pause durften die Besucher ihr SMS senden, die sie nach der Pause kommentierte. Fast wortlos blieb sie allerdings, als Andy per SMS nachgefragt hatte, wie sie ihren Astral-Körper fit hält.

Bei einer Mini-Tanzeinlage erinnerte sie an die Schlagsängerin Marianne Rosenberg. Sozialkritische Töne fehlten nicht am Samstagabend, denn beim Arztbesuch ließ man sie spüren, dass sie kein Privatpatient war. Doch auch die Veganer bekamen ihr Fett weg - auf Cindys ganz spezielle Art. Nicht fehlen durfte bei der Ghettoqueen die Politik. Ihr Beitrag ist die Gründung einer neuen Partei. Sie heißt: DGSAM. Übersetzt: "Die geile Sau aus Marzahn." Cindy forderte den Mindestlohn nach Körpergewicht. Ihre Bitte an die 1200 Gäste: "Wandert nicht nach rechts." Ob sie damit wohl die Hinsbecker Höhen gemeint hat, blieb unbeantwortet. Das Bühnenbild mit dem "Schreiptisch", wie sie ihn nennt, war "Wahlkampf pur" mit Blick auf die Bundestagswahl 2017. Sie machte es kurz und knapp: "Wählt pink." "Steuerfreiheit für Buletten" ist Cindy ganz besonders sicher.

Bevor man sich ein Tier zulegt, sollte man lieber zunächst eine Tierpatenschaft übernehmen, riet sie und bekam dafür verdientermaßen anerkennenden Beifall. Man muss die "Plattenbau-Prinzessin" so nehmen, wie sie ist, dann versteht man sie auch. Sie kann ganz sicher ihr Publikum unterhalten und immer wieder Gags setzen. Sie selbst sagt: "Das Niveau steigt nicht mehr, ich habe es an der Tür abgegeben." Bis in die letzten Minuten bleibt sie ihrer "Berliner Schnauze" treu.

(mab)
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