Stadt Kempen Die "Igelmutter"

Stadt Kempen · Renate Hennig pflegt und verarztet Igel. Allein im vergangenen Jahr hat sie 150 Tiere aufgepäppelt. Viele wurden durch einen Freischneider verletzt. Sie bekommen Katzenfutter, vermischt mit Ei und Haferflocken.

 Renate Hennig ist eine richtige "Igelmutter": Sie päppelt verletzte Tiere auf und pflegt sie. Darin investiert sie eine Menge Zeit und Geld.

Renate Hennig ist eine richtige "Igelmutter": Sie päppelt verletzte Tiere auf und pflegt sie. Darin investiert sie eine Menge Zeit und Geld.

Neben der Haustürklingel hängen kleine Igel aus Stein. Im Flur begrüßt den Besucher eine ganze Igelfiguren-Sammlung: Kleine stachligen Gartenbewohner aus Ton, Stein und Holz sitzen auf einem Brett. "Manche Figuren habe ich geschenkt bekommen, andere habe ich selber gekauft", sagt Renate Hennig. Der Besucher weiß jedenfalls, dass er hier richtig ist in der Igelauffangstation Kempen.

Mehr als 150 Igel hat Renate Hennig alleine im vorigen Jahr verarztet, gepflegt, aufgepäppelt und durch den Winter gebracht. "Die Leute bringen die Tiere von überall her zu mir", sagt die 64-jährige gelernte Chemielaborantin. Teilweise über Mundpropaganda, teilweise über die Internetseite des NABU Kempen kommen die Tierfreunde an die Adresse der "Igelmutter".

Verlockendes Futter

Die ersten Igel sind vor 20 Jahren über ein verlockendes Futterangebot an die Adresse gekommen. "Mir ist eine Katze zugelaufen", erinnert sich die tierliebe Frau mit der sanften Stimme, "die habe ich draußen gefüttert." Eines Tages standen neben dem Topf mit dem Katzenfutter fünf kleine Igel. Bis heute füttert die Kempenerin ihre Schützlinge mit Katzenfutter, das sie mit Ei und Haferflocken vermischt. In Holz- oder Plastikkisten, die mit Zeitungspapier ausgelegt werden, warten die Igel im Garten der Familie auf ihre Genesung oder das Ende des Winters.

Ihr Wissen über die Tiere und die Versorgung von Wunden hat die 64-Jährige sich im Laufe der Jahre über Bücher und das Internet angeeignet. "Die meisten Igel, die zu mir kommen, sind im Garten mit einem Freischneider verletzt worden", erzählt Hennig. Aufgeschnittene Beine, abgetrennte Ohren, tiefe Schnitte am Rand der Stacheln sind die typischen Verletzungen. Den Ekel, wenn gelber Eiter aus der Wunde läuft oder Maden mit der Pinzette entfernt werden müssen, hat Hennig überwunden. Immer wieder staunt sie darüber, wie schnell die Tiere lernen, mit zurückbleibenden Handicaps, etwa einer fehlenden Vorderpfote, zu leben.

Gerne erinnert sie sich an den Igelwurf, den sie komplett aufgezogen hat, weil die Mutter vom Auto überfahren worden war. Auch der Igel, auf den ein Pferd getreten war, ist unter den pflegenden Händen von Renate Hennig wieder gesundet. "Es kommt aber auch vor, dass ich ein Tier einschläfern lassen muss, weil die Verletzungen zu schwer sind", sagt die 64-Jährige. Für ihre kleinen Schützlinge gibt die "Igelmutter" viel Geld aus. Futter, Antibiotika, Salben, Badezusätze, all das muss bezahlt werden. "Manchmal geben mir die Leute etwas, die die Igel bringen", sagt die Kempenerin. Eine andere Unterstützung bekommt sie nicht. Sind die Igel wieder fit, werden sie entweder von den Menschen abgeholt, die sie gebracht haben und kommen so zurück in ihre vertraute Umgebung, oder Renate Hennig bringt sie in ein kleines Naturschutzgebiet in der Nähe von Tönisberg: "Dort gibt es viele Reisighaufen und keine Freischneider."

(WS03)
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