Stadt Kempen Die Funde werden teilweise noch ausgewertet

Dr. Ingeborg Unger, im Städtischen Kramer-Museum für die Keramik zuständig, hat sich an die mühsame Arbeit gemacht, die vielen Scherben, die bei den Ausgabungen am heutigen Klosterhof gefundenden worden sind, zusammenzufügen. Eine Arbeit, die noch lange dauern wird. Aber sie zeigte beim Vortrag vor dem Geschichts- und Museumsverein schon einmal sehr interessante Funde und stellte sie in vergleichenden Kontext zu Funden anderer niederrheinischer Fundorte.

Ganz normales Alltagsgeschirr wurde gefunden, wie es früher in jedem Haushalt benutzt wurde. Unter den Fundstücken sind aber auch kostbare Fayencen und niederländische Fliesen im klassischen Delfter Blau. Etwas ganz Besonderes sind Reste von Glasfenstern mit biblischen Motiven. Diese sind von beeindruckender Qualität, so die Wissenschaftlerin. Teils zeigen sie florale Elemente, aber in einigen Fragmenten ist auch eine biblische Szene der Taufe im Jordan zu erkennen. Es zeigt Johannes den Täufer sowie eine Darstellung der göttlichen Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und dem Heiligem Geist. Es handelt sich um hohe Glaskunst, was wiederum belegt, dass sie wohl aus einem früheren Kloster oder Konvent stammen, das am Ort des jetzigen Franziskanerklosters gestanden haben kann.

Zusammengefügt hat Ingeborg Unger auch schon Teile von so genannten klassischen Siegburger Bechern, wie sie im mittelalterlichen Rheinland üblich waren - ebenso kleinere und größer Trichterbecher. Die kleinen dienten zum Trinken, die größeren zum Ausschenken der Getränke, erläuterte sie. Auch einen Zylinderhalskrug zeigte sie. Diese waren früher die üblichen Aufbewahrungskrüge - mit kleinen Füßen unter dem Krug, damit der Inhalt nicht schimmeln konnte.

Außerdem hat die Wissenschaftlerin Westerwälder Keramik entdeckt - kleine Schüsselchen, wie sie damals im Alltag gebraucht wurden. Sie haben klassische Muster, wie sie ähnlich auch in Düsseldorf bei Ausgrabungen gefunden wurden. Und dann gibt es noch einen Henkeltopf: eine ganz praktische Sache, denn er war von innen glasiert, so dass man darin kochen konnte oder Gerichte warmhalten konnte. "Ein Henkelmann", sagte eine Besucherin prompt. Und eine andere meinte: "Ein Knörken".

Sehr schön waren die Beispiele von Fliesen, die Ingeborg Unger zeigte. Denn diese im klassischen Delfter Blau finden sich ja auch im Städtischen Kramer-Museum im Kulturforum. Vier Fliesen bilden zusammengesetzt ein Motiv, oft Pflanzen, aber sie zeigen auch biblische Motive. Da Ingeborg Unger ja noch ganz am Anfang steht, die vielen gefundenen Stücke einzuordnen, darf man gespannt sein, wie diese Fundstücke demnächst die Keramische Sammlung des Museums bereichern werden.

(sr)
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