Stadt Kempen Die Festtagsstimmung ist verflogen

Stadt Kempen · Als am 22. November der neue Kunstrasenplatz im Sportpark an der Berliner Allee eingeweiht wurde, war die Freude groß. Inzwischen ist die Euphorie weitgehend gewichen. Es wird heftig nachgetreten. Eine Analyse.

 Da war die Welt noch in Ordnung: Zur Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes traten Jürgen Pascher (Sportausschuss), Bürgermeister Volker Rübo und Michaela Stiels (SV Thomasstadt) die ersten Bälle.

Da war die Welt noch in Ordnung: Zur Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes traten Jürgen Pascher (Sportausschuss), Bürgermeister Volker Rübo und Michaela Stiels (SV Thomasstadt) die ersten Bälle.

Foto: Kaiser

Der Kunstrasenplatz für den Sportpark an der Berliner Allee war politisch stets umstritten. Vor allem die hohen Kosten wurden ins Feld geführt, wenn es darum ging, den längst überfälligen Belag als Ersatz für den in die Jahre gekommenen Ascheplatz immer wieder auf die lange Bank zu schieben. Erst als der SV Thomasstadt Kempen zusicherte, über Spenden und Muskelhypothek einen Eigenanteil von 150 000 Euro zu stemmen, bekam das Vorhaben auch politisch eine Mehrheit. Denn es gab keinen Grund mehr, es weiter zu verzögern.

Der Sportverein legte sich mächtig ins Zeug, schließlich sind seine Fußballer die Hauptnutznießer des neuen Platzes, der auch bei schlechtem Wetter und im Winter gut bespielt werden kann. Wenn er denn richtig gepflegt wird. Nachdem am vergangenen Wochenende Fußballer nach Trainingseinheiten und Meisterschaftsspielen über Verletzungen klagten, die wohl mit dem neuen Platzbelag zusammenhängen, wurde bekannt, dass es bei der notwendigen Pflege haperte, weil ein dafür erforderliches Gerät noch nicht geliefert war. Die Stadt tat nach Angaben des Technischen Beigeordneten Stephan Kahl ihr Möglichstes, um ein Ersatzgerät zu bekommen. Das gibt es seit Dienstagnachmittag.

Unterdessen wurde die Kempener Stadtverwaltung in den einschlägigen sozialen Netzwerkes mit Kritik und Häme überzogen. Speziell Beigeordneter Kahl bekam sein Fett weg. Der wiederum - obwohl auch in der Rheinischen Post ausführlich zu Wort gekommen - trat inzwischen - um in der Fußballersprache zu bleiben - auf wenig galante Art kräftig nach. Die Schuld will er der Presse in die Schuhe schieben. Es sei "sehr schade, dass der gerade begonnene Trainings- und Spielbetrieb auf dem neuen Kunstrasenplatz an der Berliner Allee von negativer Berichterstattung in der Presse überzogen wird". In einer ausführlichen E-Mail an Politiker, die örtliche Presse und den Vorstand des SV Thomasstadt legt Kahl seine Sicht der Dinge dar. Beim Fußballspielen auf Kunstrasen sollte "überzogener Körpereinsatz zurückgestellt werden", belehrt er die Kicker. "Bei starken Reibungsverlusten (Grätschen)" könne es sonst "unweigerlich" zu Hautverbrennungen kommen. Die Verletzungen hätten aber nichts mit der "Befüllungsart" - sprich: Sand oder Granulat - zu tun, meint der Beigeordnete. Um die Befüllung gab es zwischen Stadt und Verein Meinungsverschiedenheiten. Der SV Thomasstadt wünscht teureres Granulat.

Dass das erforderliche Pflegegerät wegen Lieferproblemen des Herstellers noch nicht zur Verfügung steht, ist bedauerlich. Aber die Stadt hatte genug Zeit, sich darum zu kümmern. Schließlich sollte der Platz bereits im Spätsommer fertig sein. Die Eröffnung wurde auf den 22. November verschoben.

Die leidige Geschichte wird auch nicht besser, indem man anderen, der bösen Presse oder den unfähigen Fußballern, die Schuld in die Schuhe zu schieben versucht. Die Stadt wäre verpflichtet gewesen, die Sportler frühzeitig über die Pflegeprobleme zu informieren. Dass sie nun heftig kritisiert wird, hat sie sich selbst und ihrer mangelhaften Informationspolitik zuzuschreiben.

(RP)
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