Gemeinde Grefrath Der Chef des Museums geht

Gemeinde Grefrath · 30 Jahre lang hat der Historiker Dr. Heinz-Peter Mielke das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen in Grefrath geleitet. Jetzt räumt er seinen Stuhl. Mielke geht in den Ruhestand und hat noch viel vor.

Jeder Tag, den Dr. Heinz-Peter Mielke in den vergangenen 30 Jahren im Niederrheinischen Freilichtmuseum des Kreises Viersen in Grefrath verbracht hat, war für den 64-Jährigen ein Gewinn. "Jeder Tag war für mich eine kleine Fortbildungsveranstaltung", sagt Mielke. Seit 1981 leitet er das Museum, eine Aufgabe, die er zum 4. Mai aufgibt. Am Montag, 2. Mai, 14 Uhr, verabschiedet der Kreis Viersen den langjährigen Macher des Museums in den Ruhestand.

Es begann mit Sammelbildern

Wieviele Ausstellungen oder Sonderschauen der in Schleswig-Holstein Geborene in der Dorenburg und den anderen Museumsgebäuden in den vergangenen Jahren betreut und begleitet hat, hat er nicht gezählt. Nur eines weiß er: "Ich habe mich in all den Jahren nicht mit einer Ausstellung wiederholt." Doch seine erste Ausstellung, die er für das Museum machte, hat er nicht vergessen. Darin widmete sich Mielke den Sammelbildern. "Vom Bilderbuch des kleinen Mannes" lautete der Titel der Schau. 1982 erschien zur Ausstellung auch ein Begleitbuch, eines, das sich mittlerweile zu einem Standardwerk in Sachen Sammelmarken, Sammelbilder und Sammelalben entwickelt habe, sagt Mielke. Vergangenheit den Besuchern des Museums so fundiert, aber auch so populär wie möglich nahe zu bringen, hatte sich Mielke auf die Fahne geschrieben.

Als der in Kempen lebende Museumschef 1981 vom Museum für Geschichte, Landes- und Volkskunde der Stadt Minden (Westfalen) nach Grefrath wechselte, sah das Niederrheinische Freilichtmuseum noch nicht so aus wie heute. Veranstaltungen wie der Mairitt, das Treckertreffen oder der Käsemarkt etablierten sich in Mielkes Ära. Zum Gebäudebestand des Museums kamen nach und nach weitere Gebäude hinzu, einige von ihnen waren schon zerlegt und warteten eingelagert auf den Wiederaufbau im Museum, als Mielke nach Grefrath kam.

Den Aufbau des neusten, alten Hauses auf den Gelände um die Dorenburg wird Mielke in seiner Funktion als Museumschef nicht mehr erleben: des Mierz-Häuschens aus Wankum. Vor mehr als 20 Jahren habe er sich erstmals bemüht, das Haus, das für ihn für Pauperismus am Niederrhein stehe, in das Museum zu holen. Es passe gut hierher, in eine Einrichtung, die die Armut in der Gegend dokumentiere und das Leben der einfachen Bevölkerung, sagt er. Das ist ein Thema, das den Historiker Mielke, der im Wirtschafts- und Sozialgeschichte promoviert hat, stets interessierte. Er habe immer versucht zu zeigen, dass die Zeiten, die gerne als die guten, alten Zeiten bezeichnet würden, diesem Klischee nie entsprochen hätten.

Gesammelt hat Mielke, der in seiner Eigenschaft als Museumsleiter 30 Jahre lang Chef einer stattlichen Sammlung war, bislang nie etwas. Er wollte der Versuchung widerstehen, nicht mehr als objektiv angesehen zu werden. Erst in jüngster Zeit widmet er sich seinem Spezialgebiet, den Ofenkacheln, zu dem er bereits mehrere Schriften und Aufsätze verfasst hat und zu dem sich der Historiker, der am Historischen Institut der Universität Dusiburg-Essen einen Lehrauftrag hat, habilitieren will.

Dass ihm nach seiner Pensionierung langweilig werden könnte, fürchtet Mielke nicht. Vier bis fünf Bücher, die er angefangen hat, möchte er zu Ende bringen. In seinem Ferienhaus in Spanien will sich der scheidende Musuemsleiter künftig öfter aufhalten und auch sein Segelboot fertig machen. Und dann schwebt ihm noch vor, eine Ausstellung zum Thema Utopia zu machen. Neugierig bleiben auf Neues, das hat sich Mielke vorgenommen. "Jeder Tag ist ein Lernprozess, das ist das schöne an meinem Beruf", sagt der Chef der Dorenburg.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort