Stadt Kempen Denkmaltag: Ehrenamt steht im Fokus

Stadt Kempen · Nach zehn Jahren Pause engagiert sich die Kempener Stadtverwaltung wieder beim Internationalen Denkmaltag. Zentrales Thema ist die ehrenamtliche Betreuung von denkmalgeschützten Gebäuden.

 Die Kriegergedächtniskapelle am Kapellenweg in Ziegelheide stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie ist im neugotischen Stil errichtet.

Die Kriegergedächtniskapelle am Kapellenweg in Ziegelheide stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie ist im neugotischen Stil errichtet.

Foto: Kaiser

Lang, lang ist es her, dass sich die Stadt Kempen mit einem eigenen Programm am "Tag des offenen Denkmals" beteiligt hat. Genauer: 2007 wurden die städtischen Angebote am jährlichen Denkmaltag - etwa Stadtführungen - eingestellt. Kostengründe wurden damals dafür genannt, mangelnde Resonanz der Besucher heißt es heute. Im vergangenen Jahr brachten SPD und Grüne das Thema erneut in die politische Diskussion ein. Im Denkmalausschuss wurde darüber gestritten. Die Stadtverwaltung stellte sich auf den Standpunkt, dass die örtlichen Heimatvereine den Denkmaltag für ihre Aktivitäten schon zur Genüge nutzen würden, da brauche sich die Stadt nicht auch noch zu engagieren. Die Politik ließ dieses Argument nicht gelten und beschloss im Denkmalausschuss, dass die Stadt sich wieder bei der Veranstaltung beteiligen solle.

Nun ist es also wieder soweit: Zum bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 10. September, ist auch die Stadt Kempen mit seinem Denkmalreferat im Boot. Sie überlässt das Feld aber in erster Linie den sehr engagierten Heimatvereinen, will den Denkmaltag zum Anlass nehmen, die ehrenamtliche Betreuung von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden in den Fokus zu rücken und besonders zu würdigen.

Für diejenigen, die sich für Denkmäler in der Stadt Kempen interessieren, verwundert es daher kaum, dass am 10. September in der Zeit von 14 bis 17 Uhr fünf Gebäude für das interessierte Publikum geöffnet werden, die ohnehin auf besonderes Interesse stoßen. Vier der Gebäude wurden von den örtlichen Vereinen in den vergangenen Jahren zu verschiedenen Anlässen - auch zum Denkmaltag - in Eigenregie geöffnet. Auch am 10. September soll es sachkundige Führungen geben und ein Programm, dass ein breites Publikum ansprechen soll.

 Das Weberhaus an der Königsstraße 48 in St. Hubert ist die gute Stube des Heimatvereins im Kendeldorf. Hier kann man sich auch trauen lassen.

Das Weberhaus an der Königsstraße 48 in St. Hubert ist die gute Stube des Heimatvereins im Kendeldorf. Hier kann man sich auch trauen lassen.

Foto: Kaiser

Am Denkmaltag beteiligt sich der Förderverein Kapelle St. Peter in bewährter Manier. Bei der Programmvorstellung gestern im Rathaus wies die Historikerin Dr. Ina Germes-Dohmen vom Förderverein darauf hin, dass das kleine Gotteshaus am Stadtrand nicht nur die älteste Kirche in der Thomasstadt, sondern auch das älteste Baudenkmal im gesamten Kreis Viersen ist. Die Anfänge gehen wohl bis ins achte Jahrhundert zurück, das Langhaus stammt aus dem Jahr 1000.

Deutlich jünger ist da eine andere Kapelle, die am Denkmaltag besichtigt werden kann: Die Kriegergedächtniskapelle Ziegelheide wird seit vielen Jahren liebevoll vom Heimatverein Schmalbroich betreut. 1873 beschlossen die Bewohner von Ziegelheide, eine kleine Kirche zu bauen. Sie wurde zunächst "Maria-Hilf-Kapelle" genannt und 1926 in eine Kriegergedenkstätte umgewandelt. Heimatvereinsvorsitzender Gottfried Syben freut sich darauf, dass die Stadt dem Innenraum der Kapelle bald einen neuen Anstrich gönnt. Dabei sollen auch kleinere Schäden am Mauerwerk saniert werden, wie Denkmalreferent Karl-Josef Schaaff gestern erklärte.

 Die Tönisberger Kastenbockwindmühle ist ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur am Denkmaltag oder - wie hier - am Mühlentag zu Pfingsten.

Die Tönisberger Kastenbockwindmühle ist ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur am Denkmaltag oder - wie hier - am Mühlentag zu Pfingsten.

Foto: Kaiser

Das Weberhaus an der Königsstraße 48 in St. Hubert befindet sich in der Obhut des Heimatvereins St. Hubert. Es stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde vor Jahren durch den Verein vor dem Verfall gerettet. Die engagierten Mitglieder pflegen das Haus und die Ausstellung, die Wohnen und Arbeiten der Hausweber dokumentiert. Eine Besonderheit hat das Weberhaus zu bieten: Seit 2005 können sich dort Brautpaare standesamtlich trauen lassen. Wie Vereinsvorsitzender Josef Güldenbog erklärte, haben diese Möglichkeit bislang etwa 150 Brautpaare genutzt.

Ein besonderer Anziehungspunkt für Ausflügler aus der ganzen Region ist die Bockwindmühle in Tönisberg. Zum Deutschen Mühlentag zu Pfingsten kann der Heimatverein des Bergdorfs nach Angaben des Vorsitzenden Peter Raulf jedes Jahr bis zu 450 Besucher begrüßen, viele von ihnen steuern das Wahrzeichen auf dem Hügel mit dem Fahrrad an. Auch an den Denkmaltagen ist das historische Gebäude zu besichtigen. Besuchergruppen kommen von weit her, um sich über das alte Müller-Handwerk zu informieren. Raulf berichtete gestern von einem Kindergarten aus Düsseldorf-Kaiserswerth, der regelmäßig mit seinen Kleinen einen Ausflug zu der Mühle unternimmt.

(RP)
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