Stadt Kempen Den humorvollen Reger gezeigt

Stadt Kempen · Herzlicher Beifall für das Konzert von Markus Becker in der Paterskirche: Der Pianist beeindruckte mit hervorragender Virtuosität und der durchdachten musikalischen Konzeption des Programmes.

Die Werke von Max Reger, der vor 100 Jahren starb, gelten normalerweise als schwere Kost. Markus Becker, zu Gast bei "Klavier extra", wollte einen anderen, einen lockeren, humorvollen Reger zeigen. Und das gelang ihm überzeugend. In den "Humoresken", op. 82 "Aus meinem Tagebuch", merkt man nichts davon, dass Regers Leben alles andere als leicht war. Becker spielte einen munteren, kurzweiligen Reger. Zwischen heiter, energisch und träumerisch pendelten Regers fünf Humoresken op. 20, ebenfalls recht kurzweilige Werke.

Das Programm, erläuterte Becker, sei geschlossener, als man vielleicht auf Anhieb denken könnte. Die vier ausgesuchten Komponisten stünden in einer engen Beziehung zueinander. Reger, der "auf Schumann geschielt" habe, bewunderte Brahms, der von Schumann sehr geschätzt wurde. Und der Mann, der ihnen allen das musikalische Baumaterial lieferte, war Joseph Haydn.

Schumann hatte an Brahms gerühmt, dass der auf dem Klavier gleichsam "orchestrieren und registrieren" konnte. Becker wurde der Brahms-Sonate fis-moll schon deshalb gerecht, weil er eben das auch kann. So, als ob man an einem Klavier verschiedene Register ziehen könnte, variierte er den Anschlag. Messerscharf setzte er Haupt- und Nebenstimmen klanglich voneinander ab.

Transparenz gehört zu den Markenzeichen Beckers. Das zeigte sich bei Reger und Brahms gleichermaßen und war auch bei Haydn und Schumann nicht anders. Die Melodik des langsamen Satzes in Haydns e-moll-Sonate Hob. XVI:34 entfaltete er wie eine Erzählung. Schnelle Figuren ordnete er der Melodieführung unter. Die schnellen Sätze spielte er flüssig, dabei aber immer klar strukturiert. Zur Romantik, erläuterte Becker noch, gehört auch ein ganz bestimmter Humor. Der hat nichts mit oberflächlicher Lustigkeit zu tun. Vielmehr ist eine distanzierte Sicht gemeint und eine Melancholie, die immer mitschwingt. Auch Schumanns Humoreske B-Dur op. 20 steckt voll davon, was in Beckers Interpretation deutlich zum Ausdruck kam.

Die hervorragende Virtuosität Beckers und seine durchdachte musikalische Konzeption, die er perfekt umzusetzen verstand, beeindruckten das Kempener Publikum. Herzlicher Beifall führte zu drei Zugaben. Nach einem kurzen Reger machte Becker noch einen Ausflug in die Gefilde von Jazz und U-Musik. Da ist er auch zu Hause und stellte seine Kompetenz unter Beweis mit "All the Things You Are" von Jerome Kern und, von der "Münchener Freiheit", "Bis wir uns wieder sehen." Und in Kempen wieder hören, möchte man hinzufügen.

(-tr)
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