Stadt Kempen Das Ziel ist die Rückkehr in die Familie

Stadt Kempen · Die Zahl der sogenannten Inobhutnahmen von Kindern ist in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen neun Jahren um durchschnittlich 34 Prozent gestiegen. Kempen liegt im Landestrend. Auch hier nahmen die Fallzahlen zu.

In den vergangenen Jahren verzeichnete die Stadt Kempen einen Anstieg im Bereich der Inobhutnahmen von Kindern oder Jugendlichen durch das städtische Jugendamt. "Wir können von einer 40- bis 50-prozentigen Steigerung sprechen", sagt Michael Klee, Beigeordneter für den Bereich Jugend der Stadt Kempen. Der Druck, der auf Familien lastet, wird immer größer und dementsprechend oft wird auch Hilfe benötigt.

Wobei bei den Inobhutnahmen insgesamt drei Bereiche unterschieden werden. Es gibt die stationäre als auch die ambulante Variante und dazu kommt die Inobhutnahme der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die die Bundespolizei mit Standort in Kempen aufgreift. Bei Letzteren lagen im vergangenen Jahr insgesamt 34 Fälle vor. Seit Anfang dieses Jahres sind es schon fünf. "Weil die Bundespolizei mit ihrem großen Einzugsgebiet ihren Sitz in Kempen hat, wird die Identität der aufgegriffenen Kinder und Jugendlichen hier festgestellt und dementsprechend das Kempener Jugendamt eingeschaltet", erklärt Beigeordneter Klee.

Das Sozialgesetz sieht vor, dass minderjährige Flüchtlinge, wenn sie keine Sorgeberechtigen im Bundesgebiet haben und damit auch keine Heimatadresse, in Obhut zu nehmen sind. Man unterstellt eine Gefährdung. Die jungen Flüchtlinge kommen in sogenannte Clearing-Häusern, unter anderem in Dortmund und Bielefeld, unter. Die Unterbringung kostet pro Monat 5000 Euro. "Wir haben im aktuellen Haushalt alleine 900 000 Euro für die stationäre Unterbringung bereitgestellt — wir müssen in Vorleistung treten, bis das Landesjugendamt diese Kosten übernimmt", sagt Klee.

In Sachen Inobhutnahme gibt es ansonsten die Feststellung der Kindeswohlgefährdung durch unterschiedliche Netzwerkstellen wie Kindergärten, Schulen oder Ärzte. Sie werden vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamtes überprüft. Bei Bestätigung wird überlegt, ob eine ambulante Erziehungshilfe möglich ist, bei der die Familie kontinuierliche, fachliche Begleitung erhält, oder ob die Kinder aus der Familie herausgenommen werden müssen. 25 Fälle gab es im vergangenen Jahr in diesem Bereich, wobei 16 wieder in die Familien zurückkehrten. "Unser oberstes Ziel ist immer eine Rückkehr in die Familie. Wir möchten Familien stark machen, um eine Rückkehr zu ermöglichen", betont Klee.

Leider ist das nicht immer der Fall. Vorrangig versucht das Jugendamt, die Kinder wohnortnah in Pflegefamilien unterzubringen. Ist das nicht möglich, erfolgt stationäre Hilfe, ebenfalls wohnortnah. Dazu kommt die Bereitschaftspflege für Säuglinge, wobei es im vergangenen Jahr nur einen Fall gab.

Die Kosten für die stationäre Hilfe betragen 3000 bis 4000 Euro pro Monat, die bei einer Unterbringung in einer Pflegefamilie liegen um 50 bis 60 Prozent deutlich unter denen für einen Heimplatz.

Nicht zu vergessen sind Kinder und Jugendliche, die Probleme mit ihren Eltern haben und von sich aus das Jugendamt aufsuchen. Das passierte im vergangenen Jahr 2012 gleich 24 Mal, wobei 16 Kinder und Jugendliche mit Unterstützung des Jugendamtes in ihre Familien zurückkehren konnten. Acht Betroffene erhielten stationäre Erziehungshilfe. "Es sind temporäre Situationen, wobei diese Kinder zunächst in der pädagogischen Ambulanz in Kaarst untergebracht werden", sagt Klee. Die dortige Verweildauer liegt bei durchschnittlich 17 Tagen, bevor der Weg — je nach Lage — zurück in die Familie oder eine stationäre Einrichtung führt.

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(tref)
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