Kempen Burg-Café steht vor dem Abriss

Kempen · Das Haus an der Thomasstraße 27 steht leer. Das Traditionscafé gegenüber der Kempener Burg gibt es nicht mehr. Die Inhaber des Gebäudes wollen dort einen Neubau errichten. Der Landeskonservator hat nichts dagegen.

 Das Haus an der Thomasstraße 27 in Kempen – ehemaliges Burg-Café – soll einem Neubau weichen.

Das Haus an der Thomasstraße 27 in Kempen – ehemaliges Burg-Café – soll einem Neubau weichen.

Foto: Heiner Deckers

Das Burg-Café an der Thomasstraße in der Kempener Altstadt war über viele Jahre eine Institution. Der großzügige Gastraum in der ersten Etage diente für größere Gesellschaften. Familienfeiern oder Beerdigungskaffees wurden hier veranstaltet, ebenso Parteiversammlungen oder Seniorentreffs sowie Wiedersehensfeiern von ehemaligen Schülern der Kempener Schulen. Der letzte Betreiber, die Familie Falk, musste das Café aufgegeben, Konditormeister Erwin Falk ist im vergangenen Jahr gestorben.

Seit der Aufgabe des Cafés steht das Gebäude leer, auch die Wohn­etage über dem Café ist unbewohnt. Der Inhaber des Hauses, eine Familie aus Kempen, plant nun anstelle des bestehenden Gebäudes ein neues Wohn- und Geschäftshaus zu errichten. Das Projekt ist nicht unumstritten. Auch wenn das Gebäude nicht speziell unter Denkmalschutz steht, befindet es sich doch im Denkmalbereich der Kempener Altstadt. Die Initiative „Denk mal an Kempen“ macht sich seit Monaten für den Erhalt des Hauses stark, will es vor dem Abriss retten. Bereits im Februar dieses Jahres stellte die Kempener Denkmalverwaltung im zuständigen Denkmalausschuss die Neubaupläne vor. Allerdings hat die Stadt das Rheinische Amt für Denkmalpflege eingeschaltet, um den Denkmalwert des Hauses prüfen zu lassen. Unklar war, ob es sich bei dem nach Plänen des Kempener Architekten Hans Topoll in mehreren Schritten im Zeitraum von 1926 bis 1934 errichteten Haus um ein Gebäude im Bauhaus-Stil handelt.

Marco Kieser vom Rheinischen Denkmalamt hat das Haus begutachtet. Sein Ergebnis: Die Behörde des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) wird keinen Antrag auf Unterschutzstellung des Gebäudes stellen. Nun muss der Kempener Denkmalausschuss in seiner Sitzung am kommenden Montag, 20. Mai (ab 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt), über den Abriss und den geplanten Neubau entscheiden. Das Kempener Denkmalamt schlägt Abriss und Neubau vor.

Auch wenn die Entscheidung des LVR-Denkmalamtes vielen Kempenern, die sich für den Erhalt des Gebäudes an der Thomasstraße einsetzen, nicht gefallen wird, Experte Kieser kommt zu dem Schluss, dass sich der Denkmalverdacht nach genauem Studium der aus den Akten rekonstruierbaren Baugeschichte und Begutachtung vor Ort „leider nicht bestätigt hat“. Erschwerend für eine Beurteilung kommt aus Sicht von Kieser hinzu, dass zuletzt noch während der Prüfung des Denkmalwertes „leider das Erdgeschoss ausgeräumt und teilweise entkernt“ wurde. Somit sei nur noch im ersten Obergeschoss der ehemalige Café- und Gesellschaftsraum „mit größeren Teilen der wandfesten Ausstattung punktuell erhalten“.

Lediglich der Fassade könne „eine substanzielle Bedeutung im Sinne des Denkmalschutzgesetzes“ zugesprochen werden, so Kieser in seinem Gutachten. Aber diese seit „leider bereits in wesentlichen Punkten verändert“ worden. Sein Fazit: „Nach reiflicher Überlegung und mit Bedauern sehen wir daher für einen Antrag auf Unterschutzstellung keine ausreichende substanzielle Grundlage.“

Nach der ersten Vorstellung des Neubauvorhabens an der Thomasstraße 27 im Februar hatten alle Fraktionen im Denkmalausschuss Bedenken gegen die Dachgestaltung mit Blick auf das Nachbarhaus Burgstraße 30, in dem sich die Thomas-Buchhandlung befindet. Dieses Gebäude steht unter Denkmalschutz. Hier hat auch das Rheinische Denkmalamt Bedenken gegen den geplanten Neubau, „da er in seiner Tiefe und Höhenentwicklung über das bisher vorhandene Maß hinausgeht“, so die LVR-Denkmalexpertin Julia Kollosche-Baumann in ihrer Stellungnahme. Auch die geplante Dachgestaltung selbst wird kritisiert. Die städtische Denkmalbehörde folgt dieser Stellungnahme nicht. Baurechtlich sei der geplante Neubau zulässig. Alle Vorschriften seien eingehalten.

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