Paterskirche Leonard Bernstein zum Hundertsten

Kempen · Das erste der beiden durch die Stiftung „Bürger für Klassik“ ermöglichten Sonderkonzerte führte die Schwestern Katia und Marielle Labèque nach Kempen. Das Publikum in der ausverkauften Paterskirche war begeistert.

 Für das Klavierkonzert mit Marielle und Katia Labèque waren zwei Flügel im Chorraum der Paterskirche aufgestellt worden.

Für das Klavierkonzert mit Marielle und Katia Labèque waren zwei Flügel im Chorraum der Paterskirche aufgestellt worden.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Auch wenn Stiftungen nur die Zinsen ihres Kapitals ausgeben dürfen: Trotz des zur Zeit extrem niedrigen Zinsniveaus hat es sich schon jetzt gelohnt, dass „Kempen Klassik“ 2013 eine Stiftung gründete. Zwei Sonderkonzerte wurden dadurch möglich. Und dass dank der Stiftung die Schwestern Katia und Marielle Labèque nach Kempen geholt werden konnten, ist ein beachtlicher Erfolg. Peter Landmann, Künstlerischer Leiter von „Kempen Klassik“, vergaß bei der Gelegenheit nicht zu erwähnen, dass das Kapital der Stiftung zwar nicht durch Geldausgeben verringert, wohl aber durch Spenden vergrößert werden darf.

Das Konzert in der Paterskirche war ausverkauft, die Begeisterung der Zuhörer war groß. Den ersten Teil des Abends widmeten die französischen Schwestern dem amerikanischen, 1937 geborenen Komponisten Philip Glass. Der gehört zu den Begründern der „Minimal Music“, einem Kompositionsstil, an dem sich die Geschmäcker trennen. Die einen finden es faszinierend, wie raffiniert sich das scheinbar immer Gleiche in Wirklichkeit ständig verändert. Und die anderen fühlen sich genervt, weil sie diese Musik trotz aller Veränderungen im Detail als letztlich doch recht monoton empfinden. Dabei gab es neben den motorischen auch träumerisch-impressionistische Momente. Wie auch immer: die Labèque-Schwestern boten eine fulminante Wiedergabe von Glass-Werken, als Einzelspielerinnen wie als Duo an zwei Klavieren („La Poursuite“, „Stoke‘s Duet“ und „Four Mouvements“). Allein glänzten sie mit „Etude Nr. 5“ (Marielle) und „The Poet Acts“ (Katia).

Vor 100 Jahren wurde Leonard Bernstein geboren, der mitreißende, unvergessene Dirigent, Komponist, Pianist und nicht zuletzt Musikvermittler. Um an sein Erfolgsmusical „West Side Story“ zu erinnern, hatten die Schwestern noch zwei Perkussionisten mitgebracht. Die bildeten ein hervorragendes Duo, in dem sich Raphaël Séguiner schwerpunktmäßig mehr um den Grundrhythmus und Gonzalo Grau mehr um die Klangfarben kümmerte. Außerdem setzten sie ihre körpereigenen Instrumente wie Hände und Finger ein und animierten das Publikum, an den passenden Stellen ebenfalls zu schnipsen. Die beliebten Titel wie „Maria“, „America“, „Tonight“ oder „I feel pretty“ erklangen mit Temperament und Sentiment. Das Arrangement von Irwin Kostal war kein belangloses Potpourri beliebter Melodien, sondern sehr sorgfältig und differenziert aufgebaut.

Ohne eine Zugabe durfte das Quartett nach dem begeisterten Beifall nicht weggehen. So gab es noch einmal das packende „America“.

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