Grefrath Sträter: Geschichten aus seinem Leben

Mehr als 2000 Menschen sahen den Comedystar in der Eissporthalle Grefrath. Der Abend mit dem Kabarettisten und Poetry Slamer aus Waltrop bei Dortmund war bereits vor drei Monaten ausverkauft.

  Torsten Sträter  nahm die Gäste mit in sein Universum.

Torsten Sträter  nahm die Gäste mit in sein Universum.

Foto: Wolfgang Kaiser

GREFRATH Das muss ein irres Gefühl sein: Torsten Sträter, 52 Jahre alt, gelernter Herrnschneider aus dem 30.000-Seelen-Ort Waltrop am Rande des Ruhrgebiets, steht auf der Bühne im Grefrather Eissport- und Eventpark, und vor ihm sitzen 2300 Menschen, die, nur um diesen Mann mit der Mütze mal live zu sehen, teilweise mehr als 60 Kilometer weit gefahren sind. Wie verarbeitet man sowas? Vor allem, wenn man bis vor fünf Jahren der Mehrheit der Deutschen noch völlig unbekannt war?

Torsten Sträter scheint diesen Mega-Erfolg gut wegzustecken. Vor der Veranstaltung steht er draußen, raucht noch ein Zigarettchen und grüßt freundlich. Auch in der Pause und nach dem zweieinhalbstündigen Bühnenprogramm gibt er freudig Autogramme, hält sein Gesicht in Handykameras und plaudert locker mit seinen Fans, die nach diesem Abend das Gefühl haben, seine besten Kumpels zu sein. Das liegt daran, dass Sträter sein Programm „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“ auch in der zehnten Wiederholung so rüberbringt, als sei das ein einmaliger Abend mit spontaner Thekenplauderei.

Der 52-Jährige schafft es, die Zuschauer mitzunehmen in seine lustige Fantasiewelt, und man könnte ihm ewig zuhören. Seit Sträter bei „Nuhr im Ersten“ zu sehen ist und eine eigene Sendung im WDR hat („Sträters Männerhaushalt“), ist der Waltroper einer der beliebtesten Kabarettisten des Landes - und das bei Jung und Alt. Sträter ist der Typ, mit dem jeder gerne in der Kneipe sitzen und quatschen würde. Er ist sehr, sehr lustig, intelligent, bescheiden und wirkt authentisch. Dass er auf der Bühne viel von sich preisgibt, macht ihn sympathisch. Wer ihn einmal erlebt hat, hat das Gefühl, ihn zu kennen.

Oft spricht er das Publikum direkt an (“Ey, weisse“) und erzählt aus seinem Leben. „Das Programm hat einen roten Faden, der erschließt sich ihnen am nächsten Mittwoch“, verspricht Sträter augenzwinkernd, wenn er mal wieder den Erzählstrang für eine Anekdote unterbricht. Die Zuhörer erfahren einiges über den Mann auf der Bühne, etwa, dass er schon mal ins Fitness-Studio geht, aber mehr als „stiller Teilhaber“, vor allem, seit er den Staubroboter mit der Waage verwechselt hat. Elektroautos findet er in Ordnung, allerdings meint er zum Tesla: „Du kannst nicht 100.000 Euro für ein Auto nehmen, das keine 100.000-Euro-Autogeräusche macht.“

Die große Stärke von Sträter aber ist seine unbegrenzte Fantasie. Wie er aus einer kleinen Begebenheit eine völlig abstruse Geschichte konstruiert und so erzählt, dass jeder Zuhörer die Bilder im Kopf hat, ist eine Kunst für sich. Da ist etwa die Story vom Urlaub auf Mallorca, den er vor allem an der Zapfsäule für das gemietete Elektroauto verbringt, wo er sich von Sandwichs ernährt, die noch den Peseten-Preis haben. Oder die Antwort auf die Frage im Hotel „Hatten Sie eine gute Anreise?“ Sträter: „Nein, ich bin nackt und in Flammen die A2 entlanggelaufen, habe mir die Brustwarzen abgeschabt, zwei Wochen im Straßengraben gelegen zwecks Wundheilung und von dem gelebt, was mir in den Mund kroch.“

Nicht ganz so glücklich ist der Kabarettist mit der Grefrather Lokalität. „Sehr schöne Halle – wenn das Licht aus ist“, sagt er zur Begrüßung und: „Dafür, dass sie so hässlich ist, klingt sie auch schlecht“, nach den ersten Sätzen ins Mikro. Tatsächlich lässt die Akustik besonders auf den Rängen – übrigens ebenso wie der Sitzkomfort – zu wünschen übrig. Als dann auch noch ein undefinierbares, schleifendes Geräusch einsetzt, sagt Sträter: „Baut ihr da eine Hüpfburg auf? Also, für mich müsst ihr das nicht machen. Ich hab auch die Stoppersocken gar nicht dabei.“

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