Stadt Kempen Charterfolg für Kempener Punkrockband

Stadt Kempen · Die neue CD "In goldenen Ketten" der Kempener Band "BRDigung" erreichte Platz 25 der deutschen Albencharts.

Stadt Kempen: Charterfolg für Kempener Punkrockband
Foto: Kaiser, Wolfgang

Die neue CD "In goldenen Ketten" der Kempener Band "BRDigung" erreichte in den deutschen Albumcharts Platz 25. Vor zwei Jahren hat es ihre dritte CD "nur" auf Platz 71 gebracht. Beide Platten erschienen beim Münchner Label Rookies & Kings, die auch die Platten der Südtiroler Band "Freiwild" produziert. "Wir haben weiß Gott nichts mit Rechtsradikalen zu tun", sagen die vier jungen Kempener. Natürlich hätten sich seine grün orientierten Eltern nach den Südtirolern erkundigt, erzählt Gitarrist Jonas Straeten. In den Medien würde "Freiwild" in den Nähe rechtsradikalen Gedankenguts gerückt. In den Berichten werde aber viel "gequirlter Schwachsinn" geschrieben, halten die vier jungen Männer der Kempener Band dagegen. Mit der speziellen Heimatliebe der Südtiroler können die Kempener wenig anfangen. Aber erst ihr Münchner Plattenlabel hat "BRDigung" eine bundesweite Aufmerksamkeit und gute Platzierungen in den Charts beschert. Ohne diesen Schritt würde "BRDigung" wie in den Anfangsjahren ab 2003 wohl weiterhin die Jugendzentren am Niederrhein rauf und runter abklappern.

Auch "BRDigung" hat mit deutschen Texten Erfolg. Der Grund dafür ist einfach: Er könne halt nicht gut genug Englisch, um Songtexte zu schreiben, bekennt Julian Cistecky ganz ehrlich. Der Erfolg ihrer neuen CD macht die Kempener ganz entspannt. Jetzt sind sie soweit, dass sich ihr Hobby selbstfinanziert. Bisher haben sie viel Geld und Freizeit in ihre Musik gesteckt. Wenn andere am Wochenende abhängen oder in den Ferien sich am Strand sonnen, sind die vier Musiker von "BRDigung" auf Konzerten oder auf Tour. Dafür geht bei allen mehr oder weniger der Jahresurlaub drauf, denn alle machen zwar professionell Musik, studieren aber ansonsten oder gehen einem Beruf nach. So arbeitet Julian Cistecky als Sozialpädagoge in Mönchengladbach, auch Jonas Straeten studiert und arbeitet 20 Stunden beim Jugendamt, Schlagzeuger Sven Hinsken ist Fachinformatiker und Bassist Tobias Behnen studiert in Münster Germanistik und Philosophie. Alle vier sind zwischen Mitte und Ende 20 Jahre alt und haben schon "eine Vergangenheit" als Punks oder Metaller hinter sich. Ihre Musik sehen sie heute als eine Mixtur als Metal-Punkrock. An Punk reizte die Geste und die Anti-Haltung, aber musikalisch sind sie anders unterwegs. "Wir können alle spielen, mehr als nur drei Akkorde". Sie haben schon in Schülerbands mitgemacht und als Jugendliche privat Unterricht gehabt. Jetzt sind sie schon "etwas anspruchsvoller" in ihrer Musik. Geblieben ist die traditionelle Besetzung mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang.

Vor zehn Jahren hätten sie noch als "richtige Punker" mit bunt gefärbten Haaren an der Burg herumgegammelt oder seien auf Demos gegangen. Zur open stage im Campus seien früher immer 100 bis 150 Leute gekommen. Heute mache bei den ganz Jungen kaum noch jemand Musik, es fehlten auch eindeutig Probenräume. Doch auch ihre eigene Generation sehen sie durchaus kritisch. Wenn sie wie auf ihrer Platte von der Generation M sprechen, dann meinen sie damit ein Mittelmaß, das sich bei vielen schon in Fernsehen und Saufen erschöpfe. Mit ihrer Musik und den sozialkritischen Texten möchten sie die Leute erreichen, die "ihr Maul aufmachen", und nicht "Sprachrohr" für die Schwachen und Feigen sein, wie es im Text "In goldenen Ketten" heißt. Ihren Gleichaltrigen rufen sie zu, ihre goldenen Ketten zu sprengen. Im Song "Wahre Helden" rücken sie die Menschen, die Alte und Kranke pflegen, ins Rampenlicht. Wirtschaft und Politik kommen schlecht weg. Aber wenn sie den Bundestag sprengen wollen, meinen sie das nur voller Ironie, die ihnen hilft, alles auszuhalten.

(RP)
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