Stadt Kempen Campino ist wieder in Freiheit

Stadt Kempen · Mitglieder der Fledermaus-Ambulanz aus Viersen kamen kürzlich zur Auswilderung eines Tieres nach Kempen. Sie halfen Schülerinnen des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums, die die Mückenfledermaus gerettet hatten.

 Manuela Menn, Anna, Paula und Sabine Beusch (von links) entlassen Campino wieder in die Freiheit.

Manuela Menn, Anna, Paula und Sabine Beusch (von links) entlassen Campino wieder in die Freiheit.

Foto: bianca treffer

Der Bastkorb in der Hand von Rolf Menn zieht die Blicke von Anna, Paula und ihrem Bruder Hans auf sich. Auch Bio- und Chemielehrerin Sabine Beusch ist neugierig. "Ist sie da drin?", möchte Anna wissen. Manuela Menn nickt. "Campino ist schon richtig zappelig. Wer möchte mal fühlen?", fragt Rolf Menn. Der Neunjährige Hans legt seine Hand vorsichtig an den kleinen Korb, der wirklich ein wenig vibriert. Dass eine gerade einmal vier Gramm schwere Mückenfledermaus den Minikorb zum Wackeln bringen kann, erstaunt alle. "Das ist die Aufregung von Campino. Er spürt genau, dass heute etwas anders ist", sagt die Fachfrau, die in Viersen einen Fledermaus-Ambulanz betreibt. Dort hat das Tierchen die vergangenen Monate verbracht. Doch nun geht es wieder in die Freiheit und zwar genau an der Stelle, wo er am 30. November vergangenen Jahres auf dem Gelände des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) in Kempen von Anna und Paula gefunden wurde. Damals retteten die beiden 15-jährigen Gymnasiastinnen das Leben der Fledermaus.

"Es war in der zweiten großen Pause, als wir vor dem Mülleimer auf dem Schulhof etwas merkwürdig Aussehendes liegen sahen", erinnert sich Anna. Dass es sich um eine Fledermaus handelte, stellten die Schülerinnen aber erst beim zweiten Hinsehen fest. Allerdings waren sie zunächst der Auffassung, dass das kleine Säugetier tot wäre. "Wir haben unsere Lehrerin Frau Beusch informiert und ein Kehrblech geholt, weil wir das Tier dort nicht einfach liegen lassen wollten", berichtet Paula. Als sie die Fledermaus vorsichtig auf das Kehrblech legten stellten sie fest, dass sie lebte. Vom Hausmeister wurde eine Box organisiert und Sabine Beusch alarmierte Peter Jeske vom Nabu Kempen.

Der kam sofort, um den Fund in die Viersener Fledermaus-Ambulanz zu bringen. Dort stellte Manuela Menn fest, dass es sich um eine völlig unterernährte Mückenfledermaus handelte, der zudem eine Schwanzflughaut fehlte. Das Tierchen wog gerade mal 2,9 Gramm. Mit Babyaufzuchtmilch, die per Pipette eingeflößt wurde, wurde die Fledermaus ernährt. "In diesem Winter hatten wir in der Station jede Menge Fledermäuse, die gefunden wurden und sehr mager waren", berichtet die Expertin.

Gemeinsam mit den anderen Tieren wurde Campino, wie die Viersenerin das Fundtier aus Kempen nannte, liebevoll aufgepäppelt. "Ich habe zwischendurch in der Ambulanz angerufen und nachgefragt, wie es unserem Fundtier ging", erzählt Sabine Beusch. Sie war selber neugierig, ob die Fledermaus irgendwo am Schulgebäude Unterschlupf gefunden und aus welchen Gründen auch immer ihr Winterquartier verlassen hatte.

Manuela Menn erklärte, dass Fledermäuse ihre Unterkunft nicht beschmutzen, sondern Kot von außen vor der Behausung absetzen. Die Lehrerin wurde fündig. "Wenn man weiß, worauf man achten muss, um festzustellen, ob irgendwo Fledermäuse leben, ist es ganz einfach", sagt Beusch. Sie fand auf dem Schulgelände gleich mehrere Stellen, wo Fledermäuse leben.

Als es nun mit den wärmeren Temperaturen soweit war, dass Campino in die Freiheit entlassen werden durfte und auch die Flughaut nachgewachsen war, ging es an den Schulhof-Fundort zurück. "Wir setzen die Fledermäuse immer dort aus, wo sie herkommen. Sie erkennen ihr Gebiet wieder und kennen sich dementsprechend gut aus", sagt Manuela Menn. Mit inzwischen vier Gramm Gewicht kam Campino in dem Bastkörbchen jetzt ans LvD zurück. Im Beisein von Sabine Beusch, Anna, Paul sowie ihrem Bruder, der Campino selber gerne einmal sehen wollte, öffneten die Menns den Korb. Allerdings hatte es die Fledermaus nicht eilig. Auf der Hand von Anna galt es erst einmal die zum Fliegen benötigte Flugtemperatur von 42 Grad zu erreichen und zwar durch Zittern. Dann aber gab es kein Halten mehr. Campino breitete seine Flügel aus und schoss in der einsetzenden Dämmerung davon.

(tref)
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