Tipp der Woche Burg: 114 Stufen bis zur tollen Fernsicht

Kempen · Wer schon immer einmal einen Blick über die Dächer von Kempen und weit darüber hinaus werfen wollte, der sollte sich für eine Führung auf eines der Wahrzeichen der Stadt Kempen beim städtischen Kulturamt anmelden. Der rund 25 Meter hohe Westturm der Kurkölnischen Landesburg ermöglicht einen grandiosen Ausblick.

 Gustaaf Gijsemans ist einer von sieben Burgführern, er kennt sich in dem alten Gemäuer bestens aus.

Gustaaf Gijsemans ist einer von sieben Burgführern, er kennt sich in dem alten Gemäuer bestens aus.

Foto: Wolfgang Kaiser

Mit Kempen aus der Vogelperspektive, allerdings im Mittelalter, geht es los. Wer sich für die Burgturmführung angemeldet hat, startet in der ersten Etage des Franziskanerklosters. Dort steht nämlich das 1927 erschaffene Stadtmodell, das das Kempen von einst mit seinen vier Stadttoren, der 1830 Meter langen Stadtmauer samt den 16 kleinen Türmen, der Propsteikirche, der Burg und dem Franziskanerkloster zeigt.

Mit einer geschichtlichen Einführung geht es los, dann ist Bewegung angesagt. Es warten 114 Treppenstufen auf den Besucher. Die ersten 31 Stufen gehören zu einer ganz normalen Treppe, was den Aufstieg einfach macht. Schon der Blick aus der ersten Etage ist schön. Vor den Fenstern stehend erklärt Gustaaf Gijsemans, einer der sieben Burgturmführer, wo sich einst eine zweite Zugbrücke befunden hat und warum der Ostturm nicht für öffentliche Führungen genutzt werden kann. Es folgt der Aufstieg in die zweite Etage, ebenfalls über eine gewöhnliche Treppe, wobei es diesmal nur 23 Stufen sind, bevor Gijsemans eine Tür zu einem langen Gang öffnet, an dessen Ende die nächsten beiden Stufen samt Tür warten. Hinter der Tür verbirgt sich der eigentliche Burgturm.

In diesem runden Bereich mit seinen über zwei Meter dicken Wänden ist es merklich kühler. Die Mauern sind allerdings nicht überall so dick. In Richtung Stadt sind sie deutlich schmaler gemauert. Schließlich mussten sie zu dieser Seite nicht die Schutzfunktion einer Außenmauer erfüllen. Eine Stufe im Turm führt zu einem Durchgang, hinter dem der eigentliche Burgturmaufstieg beginnt. „Der Aufstieg ist nicht gefährlich, und auch wer Höhenangst hat, kann problemlos aufsteigen“, sagt Gijsemans.

Los geht es mit sieben Holzstufen, denen sich 37 Steinstufen unterschiedlicher Höhe und Breite anschließen. Größere Leute müssen schon mal den Kopf einziehen. Der Clou ist das Geländer, in dem direkt die Beleuchtung für den Weg nach oben steckt. Ein Podest lädt zur kurzen Pause ein und gibt den Blick ins Burgturminnere frei. Nach den Steinstufen bietet ein Turmraum mit Luke, die einen Blick in den Himmel ermöglicht, Platz zum Verweilen, bevor der letzte Teil in Form von zwölf Holzstufen einer Leiter und einer etwas höheren Betonstufe angegangen wird.

 Gustaaf Gijsemans auf einem Zwischenboden im Turm: Im Hintergrund sind Utensilien für das Feuerwerk gelagert, das zum Martinsfest vom Burgturm gezündet wird.

Gustaaf Gijsemans auf einem Zwischenboden im Turm: Im Hintergrund sind Utensilien für das Feuerwerk gelagert, das zum Martinsfest vom Burgturm gezündet wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

Durch die Luke geht es auf die Plattform, die von einer höheren Mauer eingefasst ist. Der Blick von oben ist bei jedem Wetter gigantisch, aber die wirkliche Fernsicht haben die Besucher bei klarem Wetter. „Von hier aus kann man bei gutem Wetter bis nach Eschweiler blicken, das sind immerhin 60 Kilometer. Die Dampfschwaden vom dortigen Kraftwerk sind zu sehen“, sagt Gijsemans. Kempen breitet sich wie ein Flickenteppich vor dem Betrachter aus.

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