Neustart nach langer Krankheit Was die Stadt gegen hohen Krankenstand tut

Kempen · Die Stadt Kempen richtet als Arbeitgeberin drei BEM-Stellen ein. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) soll helfen, den hohen Krankenstand in der Verwaltung abzubauen.

 Das Kernrathaus zwischen Buttermarkt und Kirchplatz in Kempen. Hier arbeiten die meisten der rund 650 Stadtbediensteten.

Das Kernrathaus zwischen Buttermarkt und Kirchplatz in Kempen. Hier arbeiten die meisten der rund 650 Stadtbediensteten.

Foto: Norbert Prümen

Der Krankenstand in der Kempener Stadtverwaltung ist sehr hoch. Die Arbeitsbelastung vieler Beschäftigter im Rathaus am Buttermarkt und seinen Außenstellen führt seit Jahren dazu, dass Stadtbedienstete auch längerfristig wegen Krankheit ausfallen. Ihre Wiedereingliederung ist manchmal nicht so leicht.

Die idyllische Umgebung des Buttermarktes oder die historische Altstadt der Thomasstadt reichen oft nicht aus, um sich am Arbeitsplatz bei der Stadtverwaltung wohlzufühlen oder aber nach langer Krankheit wieder problemlos an den Arbeitsplatz zurückzukehren. An dieser Stelle greift das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), das zum Ziel hat, Arbeitsunfähigkeit der städtischen Mitarbeiter zu überwinden und einer erneuten Erkrankung vorzubeugen. „Bei einer Erhebung kamen wir innerhalb der Stadtverwaltung Kempen auf einen Krankenstand von 25 Prozent und mehr Arbeitnehmer, die länger als sechs Wochen im Jahr erkrankt sind“, stellt Personalamtsleiter Gernot Ertel fest.

Christoph Mauritz, als BEM-Beauftragter im Personalamt, hatte die auf rechtlichen Anforderungen basierende Untersuchung vor gut einem Jahr erstellt. „Es spielt keine Rolle, ob ein Mitarbeiter sechs Wochen am Stück oder gestückelt in Tagen oder Wochen erkrankt ist“, erklärt Christoph Mauritz. 25 Prozent Krankenstand waren den Verantwortlichen im Rathaus aber definitiv zu viel, es musste gehandelt werden. Deshalb arbeitet seit einem Jahr die BEM-Lenkungsgruppe intensiv daran, die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und Wieder-Eingliederungsmöglichkeiten anzubieten.

 Personalamtsleiter Gernot Ertl (links) mit seinem Mitarbeiter Christoph Mauritz, der das BEM-Projekt in der Kempener Stadtverwaltung betreut.

Personalamtsleiter Gernot Ertl (links) mit seinem Mitarbeiter Christoph Mauritz, der das BEM-Projekt in der Kempener Stadtverwaltung betreut.

Foto: Norbert Prümen

„Das Verfahren läuft wie folgt ab: Wir laden auf dem Postweg zu einem freiwilligen Informations-Gespräch ein und betreiben Ursachenforschung“, erläutert Christoph Mauritz das Prozedere. In diesem Gespräch, das Mauritz mit den Mitarbeitern führt, geht es um Annäherung, Detailbesprechung und darum, die Erkrankungsursachen herauszuarbeiten. Liegen sie etwa im privaten Bereich oder im Arbeitsumfeld? Dabei ist Mauritz dem Datenschutz und der Verschwiegenheit verpflichtet, sodass sich die Erkrankten dem Gesprächspartner öffnen können. „Wir brauchen keine Arztbriefe oder Röntgenbilder“, sagt der BEM-Beauftragte Mauritz. Doch sollen die Handicaps offen gelegt werden, damit der eigene Arbeitsplatz eventuell mit technischen Hilfsmitteln umgebaut werden kann. Bei Rückenleiden kann zum Beispiel ein höhenverstellbarer Arbeitstisch hilfreich sein. Erst wenn der Mitarbeiter sich auf freiwilliger Basis auf dieses Prozedere einlässt, folgen eventuell amtsbetriebsärztliche Untersuchungen, das Personalamt wird eingeschaltet, und es wird abgeklärt, ob eventuell in anderen Fachbereichen Stellen vakant sind, die dem Krankheitsbild eher entgegenkommen.

Gernot Ertel ist der bisherigen Akzeptanz und mit den Eingliederungserfolgen, die nach den ersten zwölf Monaten noch nicht in konkrete Zahlen zu fassen sind, zufrieden. „Die individuellen Erfolgserlebnisse und die wiedergewonnene Zufriedenheit der erkrankten Verwaltungsmitarbeiter zählen“, resümiert Ertel.

Zur Umsetzung von konkreten Angeboten sind zusätzlich zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement drei BEM-Stellen geschaffen worden. Diese Arbeitsplätze stehen ab sofort zur Verfügung, wurden aber noch nicht in Anspruch genommen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Kollege, der schwere körperliche Arbeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten kann, eine BEM-Stelle antritt“, sagt Gernot Ertel. Er könnte zum Beispiel Kontrollfahrten übernehmen und illegale Müllkippen auflisten oder leichte Hausmeistertätigkeiten übernehmen. Bei einem jungen Mitarbeiter wäre es sogar möglich, dass über diese BEM-Stelle eine Verwaltungsausbildung angeboten wird. Im Personalamt müssten gemeinsam mit Bürgermeister Christoph Dellmans die Inhalte der drei Planstellen ganz ohne Druck manifestiert werden. Wichtig ist den BEM-Beauftragten, dass die Arbeit am Buttermarkt nach Krankheit wieder problemlos möglich ist.

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