Ferien-Abc: S wie Süßigkeiten Das Paradies für Leckermäuler

Kempen · Bei Nappo in Kempen werden Kindheitserinnerungen wach. Die süße Raute ist offenbar zeitlos.

 Nappo ist zeitlos: Seit Jahrzehnten laufen täglich jede Menge Rauten über das Band.

Nappo ist zeitlos: Seit Jahrzehnten laufen täglich jede Menge Rauten über das Band.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Mit diesen Süßigkeiten sind Kindheitserinnerungen verknüpft. Das rautenförmige Nappo in roter, grüner und blauer Alufolie, das von relativ fester, etwas zäher Konsistenz ist und vor dem Verzehr zunächst einmal kräftig zerkaut werden will. Und das Moritz-Eiskonfekt in den bunten Aluförmchen, das am besten vom Kühlschrank aus direkt in den Mund wandert, wo es süß dahinschmilzt. Diese beiden Klassiker unter den Süßwaren werden in Kempen an der Heinrich-Horten-Straße produziert. Hier befindet sich die Nappo &Moritz GmbH, ein familiengeführtes mittelständisches Unternehmen, das 70 Mitarbeiter beschäftigt.

 Stets ein Genuss: Die Aluverpackung ist charakteristisch für das Kempen hergestellte Produkt.

Stets ein Genuss: Die Aluverpackung ist charakteristisch für das Kempen hergestellte Produkt.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Seit 1999 gibt es die Produktionsstätte in Kempen. Zunächst wurden hier nur Müsliriegel produziert, 2003 verlegte der Inhaber die gesamte Produktion von Krefeld nach Kempen. Seitdem werden hier auch die berühmten Stammmarken des Hauses, Nappo und Moritz Eiskonfekt hergestellt. Vor rund sieben Jahren wurden ein Fabrikverkauf angebaut. Bei konstanten 16 bis 18 Grad Ladentemperatur lässt es sich dort auch in der größten Sommerhitze angenehm einkaufen.

Kurt Inderhees ist seit 15 Jahren Betriebsleiter bei der Nappo & Moritz GmbH. Er erzählt aus der Firmenhistorie, verweist auf die fast 100jährige Geschichte des Unternehmens und zeigt auf die Schaukästen im Ladenlokal, die einem kleinen Museum gleichen. Alles begann mit den Pfefferminztalern von Dr. Helle & Co. in der weißen Papierrolle, die heute nicht mehr produziert werden. Der „Ur-Nappo“ war eine große, von Hand geschnittene Raute mit Haselnüssen und Puffreis versetzt, die auf der Kirmes oder am Kiosk verkauft wurde. „Die gibt es in kleinerer Form auch heute noch“, erzählt Kurt Inderhees, „und nur in grüner Alufolie“, fügt er hinzu. Irgendwann wurde die Hamburger Eiskonfektfirma Moritz übernommen. Von Anfang an beibehalten wurde dabei das Logo mit dem blau-weißen Strahlenkranz und dem Eisbären.

Das Konfekt gibt es auch in Praliné-Form. Als „Ice-Cubes“ sind sie in Kanada und den USA ein Renner. Die Besonderheit dieser Süßigkeit ist, dass sie tatsächlich am besten gekühlt verzehrt werden sollte. Nur dann hat das Konfekt wegen des hohen Fettanteils auch die gewünschte feste Form. „Es muss nicht kühlschrankkalt sein“, sagt Kurt Inderhees, „bei 18 Grad ist alles okay.“ Das Unternehmen hat im Laufe der Zeit behutsame Veränderungen vorgenommen. Manche waren erfolgreich, andere nicht. So gibt es neben der klassischen Napporaute mit Zartbitterüberzug nun auch eine Soft- und Vollmilchvariante. Das Eiskonfekt in Kapselform wurde eine Zeitlang vom Markt genommen, sei aber mittlerweile wieder sehr beliebt. Es scheint, dass die Kunden inmitten einer immer unüberschaubareren Produktvielfalt Traditionen zu schätzen wissen.

Denn das Unternehmen wächst. Zuletzt wurden noch zehn neue Mitarbeiter fest angestellt. Während die Produktion an Müsliriegeln rückläufig ist, steigt die Nachfrage nach den Klassikern Nappo und dem Eiskonfekt. Inderhees führt durch die Produktionshallen, wo an der rund 50 Meter langen Produktionsstraße eine Million Nappos pro Schicht hergestellt werden. Dabei wird ein weißer, scheinbar endloser Eiweißteppich gewalzt, in Rauten gehackt und mit flüssiger Schokolade überzogen. Nappowickelmaschinen verpacken die Rauten unsagbar schnell in ihre bunten Hüllen aus Alufolie. Gleich nebenan wird die heiße feingewalzte flüssige Schokoladenmasse für das Eiskonfekt gekocht und in Formen gegossen.

Die charakteristische Aluverpackung sei unerlässlich für die Qualität des Produkts, erklärt der Betriebsleiter, nur so bleibe das Produkt gleichbleibend frisch und haltbar.  Lebensmittelchemikerin Aliki Fröhling ist die Leiterin von Qualitätssicherung und Entwicklung im Haus.

Sie erzählt, dass die Herstellung unverändert nach den althergebrachten geheimen und geschützten Rezepturen erfolgt. Und dass sie von Kunden oft die Rückmeldung erhalte, wie sehr sie die Süßigkeiten an deren Kindheit erinnere. „Mit unseren speziellen Rezepturen haben wir eine Nische auf dem Süßwarenmarkt“, sagt Kurt Inderhees, „das ist unser Glück.“ Und das vieler Schleckermäuler.  

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