Gemeinde Grefrath Behinderte Kickerinnen küren Meister

Gemeinde Grefrath · Am dritten und letzten Spieltag der NRW-Meisterschaft des nordrhein-westfälischen Behindertensportbundes im Frauenfußball in Grefrath entschied sich die Meisterschaft. Ein Team aus Bielefeld gewann, Hephata belegte Rang drei.

 Nach dem letzten Spieltag der NRW-Meisterschaft im Frauenfußball des Behindertensportbundes in Nordrhein-Westfalen in Grefrath stand fest: Das Team von Integra Bielefeld holte sich den Titel.

Nach dem letzten Spieltag der NRW-Meisterschaft im Frauenfußball des Behindertensportbundes in Nordrhein-Westfalen in Grefrath stand fest: Das Team von Integra Bielefeld holte sich den Titel.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich war es ein normales Fußballturnier. Jüngere und ältere Frauen ärgerten sich, wenn ein Pass nicht ankam oder jubelten über einen Treffer. Unter anderem die 28-jährige Nicola Brings. Sie hatte soeben das Goldene Tor beim 1:0-Sieg von Hephata gegen eine Mannschaft aus Berlin erzielt. Und doch war etwas auf den zweiten Blick anders, denn die Spielerinnen, die sich auf dem Rasenplatz des SV Grefrath trafen, waren allesamt Menschen mit einer geistigen Behinderung. In Grefrath fand nämlich nach den vorangegangenen Spieltagen in Bocholt und Lemgo der dritte und letzte Spieltag der NRW-Meisterschaft des nordrhein-westfälischen Behindertensportbundes (BSNW) statt.

"Egal wer Veranstalter ist, ich will heute gewinnen", sagte die 20-jährige Angelika Dietz. Die Spielerin ging für das Team der großen evangelischen Hephata-Stiftung in Mönchengladbach an den Start. Sie hatten sich für ihr Trikot die Nummer 9 ausgesucht. Sie wusste auch genau, warum: "Das tragen doch immer die Mittelstürmer, die viele Tore schießen."

Diesmal waren die gehandicapten Frauen unter sich. Dass dies auch anders geht, beweist seit dem Sommer 2012 unter anderem der Fußballverein SV Grefrath. Seit diesem Zeitpunkt gehören einige Hephata-Frauen mit ihrer Behinderung fest zur 2. Damenmannschaft, derzeit sind es acht. Die Impulsgeberin dieses bemerkenswerten Inklusionsprojektes war die heute 30-jährige Sarah Weyers, die selbst beim SV seit mehr als 18 Jahren Fußball spielt. "Mit 16 Jahren habe ich angefangen, ehrenamtlich die Mädchen und Frauen der Hephata-Stiftung zu trainieren, und dies macht mir immer noch großen Spaß", sagt die Produktmanagerin. Und ihr Team hat bereits einen großen Erfolg erzielt: den Sieg bei den "Special Olympics" 2012 in München. "Das war eine geile Zeit", erinnert sich Sarah Hopp. Die 15-Jährige spielt seit langem in der Abwehr der Hephata-Mannschaft.

Neben ihrer Arbeit in den verschiedensten Werkstätten gehört der Sport für viele behinderten Männer und Frauen zur liebsten Freizeitbeschäftigung, egal ob Blindenfußball, Basketball, Aqua-Fitness oder andere Bewegungsspiele. "Dadurch steigt auch bei den Frauen das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein enorm", sagte die Sporttherapeutin von Hephata, Nanna Gerlach (41). Dabei sorgt der Behinderten-Sportverband für die Begegnungen der Menschen von den verschiedensten Einrichtungen. So auch in Grefrath. Dort waren mit dabei die Spielgemeinschaft Lebenshilfe Bocholt/Victoria Bottrop, Integra Bielefeld, die ISG Eben Ezer aus Lemgo und sogar 14 Damen aus Berlin. "Frau am Ball" hieß diese Gemeinschaft, die in der Turnhalle von Hephata übernachtete und mit der 60-jährigen Gilda Grützmacher die älteste Spielerin mitgebracht hatte.

Zum Schluss freuten sich alle bei der Siegerehrung durch den ehrenamtlichen Abteilungsleiter "Fußball" des Deutschen Behindertensportverbandes, Dieter Spier (61), über die Medaillen. Den dritten Spieltag, an dem die SchiedsrichterUli Telke und Kim-Marwin Höner keinerlei Probleme mit den fairen Begegnungen hatten, gewann Integra Bielefeld, vor der Spielgemeinschaft Bocholt/Bottrop und Hephata. Dies war dan auch die abschließende Platzierung bei der NRW-Meisterschaft. Ein wenig enttäuscht über den dritten Platz waren zum Schluss Angelique Dietz und Nicola Brings. "Aber demnächst greifen wir wieder an", meinten die beiden Spielerinnen übereinstimmend.

(wsc)
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