Stadt Kempen Begleitung von Sterbenden bereichert

Stadt Kempen · Zum 20-jährigen Bestehen rückte die Hospizinitiative Kreis Viersen das Gestern, Heute und Morgen in den Blick. Landrat Peter Ottmann dankte den 70 ehrenamtlichen Kräften für ihren Einsatz.

 Die Initiative bietet mit hohem persönlichem Engagement und geschulter Kompetenz seit 1993 im Kreis Viersen ihre Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen an.

Die Initiative bietet mit hohem persönlichem Engagement und geschulter Kompetenz seit 1993 im Kreis Viersen ihre Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen an.

Foto: dpa

"Sie haben jede Menge zum würdevollen Sterben zum Positiven hin verändert. Durch Sie rückt das Sterben vom Tabu-Thema in die Mitte der Gesellschaft", sagte Landrat Peter Ottmann im Viersener Remigiushaus. Dort sprach er als Schirmherr bei der Abschlussveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der ambulanten Hospizinitiative Kreis Viersen. "Sie haben den Tod ins Leben gerückt", fügte Ottmann hinzu. Er dankte den 70 ehrenamtlichen Kräften der Hospizinitiative für unermüdliche Arbeit.

Unterstützt von Spendern und Gönnern haben sich Haupt- und ehrenamtliche Kräfte seit 20 Jahren der Sterbebegleitung und Trauerarbeit verschrieben. Der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst entwickelte sich nach englischem Vorbild aus einer Bürgerbewegung heraus. Der Verein zählt heute rund 350 Mitglieder. Die Initiative bietet mit hohem persönlichem Engagement und geschulter Kompetenz seit 1993 im Kreis Viersen ihre Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen an. Den Stellenwert dieser Arbeit würdigte auch die Landtagsabgeordnete Martina Maaßen in ihrer Ansprache.

Wurde die Hospizinitiative bei ihrer Gründung noch skeptisch betrachtet – man verwechselte die Areit anfangs mit aktiver Sterbehilfe –, so ist diese Skepsis längst gewichen. "Wie kann man das Leid eines Sterbenden und dessen Angehörigen während einer Sterbebegleitung selbst aushalten? Stoßen Sie persönlich an Grenzen?", wollte RP-Redakteur Ludger Peters bei einem Podiumsgespräch von der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterin Leslie Bloschies wissen. "Ich sehe die Begleitung von Sterbenden als eine Bereicherung für mich an, es ist ein Geschenk", erklärte sie.

Sie durchlief – wie alle ehrenamtlichen Kräfte – zunächst ein einjähriges Befähigungsseminar und schult sich mit verschiedenen Seminaren und Fortbildungen weiter. Monika Mühlenberg lernte die Hospizinitiative kennen, als ihr Mann auf den Tod erkrankte. Zunächst musste ihr introvertierter Mann die fremde Hilfe annehmen und akzeptieren. Aber auch für sie sei es zuerst ein ungewohntes Gefühl gewesen, Fremden Eintritt in diesen ganz intimen Bereich zu gewähren. Allerdings hatte sie sich lange Zeit im Vorfeld mit diesem Thema befasst.

"Die Begleitung nach dem Tod ist bei den Angehörigen unterschiedlich. Manche Kontakte dauern lange an, manche wollen Abstand gewinnen und kommen mit ihrer Trauer alleine zurecht", berichtete Birgitta Tilgner. Sie war eine Mitgründerin der Initiative und ist seit 2005 beruflich Koordinatorin. Christian Schrödter, Leiter des Altenheimes Paulusstift in Viersen, begrüßt die Hospizinitiative als Angebot über die professionelle Sterbebegleitung durch seine Mitarbeiterinnen. "Hat man heute nicht mehr die Zeit für die stille Begleitung eines Sterbenden, ist es der Kostendruck, der keine Zeit mehr zum Sterben zulässt?", warf Ludger Peters provokant ein. Schrödter und Dagmar Amthor, Koordinatorin in einer Dürener Initiative, verneinten dies. Amthor sieht aber trotz verbesserter Rahmenbedingungen durch den Staat noch Verbesserungsbedarf – nicht nur bei komplizierten Finanzfragen. "In Altenheimen ist die Sterbebegleitung eine alltägliche Erfahrung. Aber wer sagt mir, wann ich sterbe", fragte Veronika Schönfelder-Nellessen von der Servicestelle Hospiz der Städte-Region Aachen im anschließendem Vortrag. "Wenn die Menschen wüssten, was der Tod ist, dann hätten sie keine Angst mehr vor ihm. Und wenn sie keine Angst mehr vor ihm hätten, dann könnte ihnen niemand mehr die Lebenszeit stehlen", zitierte sie Meister Horas aus Michael Endes "Momo". "An dieser Stelle, am Ende des Lebens, ohne Titel und ohne Kittel, spielen Sie eine besondere Rolle, von Mensch zu Mensch", erklärte sie. FRAGE DES TAGES

(RP)
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