Stadt Kempen Bauverwaltung steht in den Startlöchern

Stadt Kempen · Mit der Verabschiedung durch den Kempener Stadtrat wurde im städtischen Haushalt 2015 auch viel Geld für Planungs- und Bauvorhaben freigegeben. Das Programm des Baudezernats umfasst mehrere Millionen Euro.

 Der Sitzungssaal des Kempener Stadtrates befindet sich im zweiten Obergeschoss des Rathauses am Buttermarkt. Das Dach ist undicht, bei starkem Regen tropft es durch die Decke.

Der Sitzungssaal des Kempener Stadtrates befindet sich im zweiten Obergeschoss des Rathauses am Buttermarkt. Das Dach ist undicht, bei starkem Regen tropft es durch die Decke.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es war am Ende ein hitziges Wortgefecht, das sich die Sprecher der sechs Ratsfraktionen bei der Verabschiedung des städtischen Haushalts für das laufende Jahr lieferten. Am Ende brachten CDU, FDP und Freie Wähler einen gut 90 Millionen Euro schweren Etat auf den Weg, der auch zahlreiche Investitionen im Baubereich enthält. Ob alle geplanten Projekte in diesem Jahr realisiert werden können, hängt davon ab, wann mit ihnen begonnen werden kann.

Klar ist, dass nicht alles im laufenden Haushaltsjahr verwirklicht werden kann. Einige Vorhaben sind ohnehin für einen längeren Zeitraum vorgesehen. So ist das Programm zur Sanierung der städtischen Liegenschaften über mehrere Jahre geplant. Der Stadtrat hat mit der Zustimmung zum Stellenplan - übrigens neben den Stimmen von CDU, FDP und Freien Wählern auch mit denen der Grünen und der Linkspartei, nur die SPD lehnte ihn ab - auch zwei zusätzliche Stellen fürs Hochbauamt bewilligt. Damit, so hoffen Stadtverwaltung und Politik, können wichtige Bauprojekte, die in der Vergangenheit teilweise wegen der Personalknappheit immer wieder verschoben werden mussten, nun alsbald in Angriff genommen werden.

Die energetische Sanierung von Schulgebäuden oder des Rathauses am Buttermarkt ist eines der drängendsten Probleme im Kempener Hochbau. Etliche öffentliche Gebäude müssen wegen der in den vergangenen Jahren verschärften Bestimmungen des Brandschutzes nachgerüstet werden. Die Verwaltung hat der Politik vorgeschlagen, eine "Arbeitsgruppe Schulsanierung" einzurichten. Hier sollen die Experten von Hochbau- und Schulverwaltungsamt und Federführung der beiden zuständigen Beigeordneten Stephan Kahl (Bauen) und Michael Klee (Schule) zunächst eine Bestandsaufnahme vornehmen, um den tatsächlichen Sanierungsbedarf zu ermitteln.

In den Jahren 2008 bis 2014 wurden unter anderem aus Fördermitteln des so genannten Konjunkturpakets II bereits 3,2 Millionen Euro zur energetischen Sanierung in Schulen und Kindergärten investiert. Die Schulmensa der Martinschule wurde für rund 1,75 Millionen Euro neu errichtet. In den Ausbau der acht städtischen Kindergärten - Stichwort: U-3-Betreuung - wurden weitere 1,8 Millionen Euro investiert. Insgesamt wurden in dem genannten Zeitraum mehr als acht Millionen Euro für Hochbau-Projekte ausgegeben.

In diesem und dem kommenden Jahr soll mit der Sanierung der beiden Feuerwehrgerätehäuser in Tönisberg und Schmalbroich ein weiterer Markstein gesetzt werden. Kalkuliert sind die Modernisierungen derzeit mit etwa einer Million Euro. Das Kempener Rathaus am Buttermarkt - in den 1960-er Jahren geplant und gebaut - entspricht nicht mehr den aktuellen Erfordernissen des Energiesparens. Das Dach über dem großen Sitzungssaal im zweiten Obergeschoss ist beispielsweise so marode, dass es bei starkem Regen leicht durchregnen kann. Wie und wann die Sanierung des Rathauses vorgenommen werden kann, muss in den nächsten Monaten erst ermittelt werden. Neben einem Zeitplan fehlt auch eine Kostenkalkulation.

Unklar, aber wahrscheinlich vordringlich ist derzeit auch die Frage, wie viel Wohnraum die Stadt für Flüchtlinge, die ihr vom Land zugewiesen werden, bereit stellen muss. Zuletzt wurde das Gebäude an der Tönisberger Straße in St. Hubert modernisiert, in anderen Ortsteilen wurden Wohnungen angemietet. Ob demnächst weitere Übergangswohnheime - etwa in Container-Bauweise - errichtet werden müssen, ist offen. Aber auch in diesem Fall stehen Hochbau- und Sozialverwaltung Gewehr bei Fuß.

Viel Geld soll in den nächsten Monaten auch in Kempener Erde verbuddelt werden. Für die Erschließung neuer Wohngebiete hatte die Bauverwaltung im Haushalt 2015 mehrere Millionen Euro angemeldet. Sie können mit der Etatverabschiedung nun Stück für Stück realisiert werden. Besonders viel Geld ist für Projekte im Neubaugebiet "An der Kreuzkapelle" vorgesehen. Mitte Juli soll der Endausbau der Straßen im ersten Bauabschnitt abgeschlossen sein. Er ist mit etwa 575 000 Euro kalkuliert. Bei 400 000 Euro liegt die Kostenobergrenze für den an dieser Stelle geplanten so genannten Grünanger. Die Erweiterung des Lärmschutzwalls entlang des Kempener Außenrings ist für dieses und das kommende Jahr mit jeweils 200 000 Euro veranschlagt.

Der Endausbau des Wohngebietes "Pottbäcker Weg" in Tönisberg soll 200 000 Euro kosten, für Planungskosten für Straßen- und Kanalbau für das Neubaugebiet "An der Mühle" in St. Hubert stehen nun 100 000 Euro im laufenden Haushalt.

Stichwort "Kanal": Die Kanalerneuerung in der Judenstraße ist mit 340 000 Euro kalkuliert. Darin enthalten sind nicht die Kosten für die Versorgungsleitungen, die die Stadtwerke hier neu verlegen lassen. Mit der Fertigstellung der Baumaßnahme wird für den Sommer 2016 gerechnet. Die Oberflächengestaltung der Judenstraße - neues Straßenpflaster - soll weitere 300 000 Euro kosten.

Neben dem neuen unterirdischen Regenwasserspeicher am Schmeddersweg - derzeit im Bau: Kosten mit 655 000 Euro kalkuliert - soll ein ähnliches Speicherbecken unter dem Donkring entstehen. Der genauer Standort steht noch nicht fest. Die möglichen Baukosten werden mit etwa 760 000 Euro geschätzt.

(RP)
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