Stadt Kempen Bauern hoffen auf reichlich Landregen

Stadt Kempen · Im Vergleich zu den Vorjahren waren die vergangenen Wochen zu trocken. Die Landwirte befürchten deutliche Ertragseinbußen vor allem beim Weizen, aber auch bei der Gerste oder beim Mais.

 Die Landwirte müssen derzeit ihre Felder - wie hier in der Nähe von St. Peter - noch reichlich bewässern, weil in den vergangenen Woche zu wenig Regen gefallen ist.

Die Landwirte müssen derzeit ihre Felder - wie hier in der Nähe von St. Peter - noch reichlich bewässern, weil in den vergangenen Woche zu wenig Regen gefallen ist.

Foto: Wolfgang Kaiser

Als Folge der heißen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen haben einige Kulturen auf den Feldern in der Region arg gelitten. Vor allem beim Weizen erwarten die Bauern Ertragseinbußen um bis zu 20 Prozent. Einige Abstriche auch bei der Gerste und beim Mais. Die Rheinische Post hat sich bei einigen Landwirten mal umgehört.

Die Vorsitzenden der Ortsbauernschaften von Kempen und St. Hubert, Peter Josef Coenen und Johannes Dörkes, fahren gerade die Gerste ein und sitzen auf den Mähdreschern, als sie der Anruf der RP erreicht. Dörkes sagt, nachdem er den ersten Schub geerntet hat: "Eigentlich sieht es besser als erwartet aus." Er führt dies darauf zurück, dass die Gerste bereits im Mai ihr Wachstum abgeschlossen habe. Nicht so gut laufe es derzeit beim Weizen, der dringend Wasser brauche. Dörkes selbst beregnet nur seine Kartoffelfelder.

"Der Ertrag bei der Gerste ist eigentlich noch ganz gut", sagt Kempens Ortslandwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft, Peter Josef Coenen. Die Feuchtigkeit im Frühjahr habe den Ausschlag gegeben. Für den Weizen, der in den nächsten zwei Wochen dran ist, sehe es nicht so gut aus. Wegen der langen Trockenheit sei dieser viel zu früh abgereift, habe größtenteils nur so genannte Schmachtkörner entwickeln können. Coenen schätzt die Ertragseinbußen beim Weizen auf etwa 20 Prozent. Wie es mit den Kartoffeln oder mit den gerade gepflanzten Kohl weitergehe, müsse man, so übereinstimmend Kreislandwirt Paul-Christian Küskens und Peter Josef Coenen, erst einmal abwarten.

Mit der Weizen-Ernte wird in den nächsten Tagen begonnen. Derzeit wird die Gerste eingeholt, aus der unter anderem Malzkaffee, Bier, Brot und Futter hergestellt wird. Auch Kreislandwirt Paul-Christian Küskens weist darauf hin, dass es im Mai und Juni nur etwa 70 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmengen gegeben habe. Während die Gerste noch so gerade von den Niederschlägen im Frühjahr profitiert habe, macht sich Küskens ebenfalls ernste Sorgen um die Weizen-Ernte, gerade auf den sandigen Böden. "Auf den schweren Böden, so auf der Kempener Platte, geht das noch, aber auch da wird es keine Spitzenernte geben", sagt er. Man sehe derzeit viele weiße Felder; Küskens erklärt: Der Weizen habe auf den leichteren Böden so eine Art "Sonnenbrand" bekommen und sei nur halb voll mit Körnen gefüllt. Meist eigne sich dieser Weizen dann nur noch als Futter für die Tiere, habe kaum Backqualität.

Josef Hamm, der bei der Landwirtschaftskammer in Viersen der Pflanzenbau-Berater ist, spricht in der hiesigen Region von einer sehr ungenügenden und unterschiedlichen Niederschlagsituation. Hamm weist zwar darauf hin, dass im Kreis Viersen die Landwirte mehr als 80 Prozent ihrer Flächen beregnen könnten, er sagt aber auch: "Dies ist ein enormer Kostenaufwand, denn je nach den Kulturen und der Intensität kostet nur ein Beregnungsgang bis zu 250 Euro pro Hektar." Und das Geld müsse erst mal wieder reinkommen.

"Bei der Gerste rechne ich mit einem durchschnittlichen Ertrag, die kann das heiße Wetter besser vertragen als der Weizen", sagte der Willicher Ortsbauernvorsitzende, Peter Friesen. Anders sehe dies beim Weizen aus. "Hier könnte es zu Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent kommen", meint Friesen. Aufgrund des Regens im Frühjahr sehe es bei seinen bereits geernteten Frühkartoffeln eigentlich ganz gut aus; derzeit nicht so bei den Spätkartoffeln, da sich diese jetzt in der Hauptwachstumsphase befänden. Was sich Peter Friesen für die kommenden Wochen ebenfalls wünscht: "Keine Temperaturen über 25 Grad, ein schöner nachhaltiger Landregen, keine Unwetter."

Hubert Nauen macht das Problem mit einigen Zahlen deutlich. In Tönisvorst fielen von Juli 2016 bis Juni 2017 durchschnittlich 400 Millimeter/Liter Niederschlag auf den Quadratmeter, in normalen Jahren sind es 700 bis 750. "Und fehlt das Wasser bei allen Kulturen", sagt Nauen. Er befürchtet allein beim Weizen einen Ertragsverlust von etwa einem Drittel, im Vergleich zu normalen Jahren. Auch das Gras, das man als Futter für die Rindviecher braucht, würde immer mehr verdörren. Nauen: "Man sieht immer mehr braune Wiesen."

Auch andere Landwirte in der Region - wie der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Tönisvorst, Hermann-Josef Hegger, - sprechen von einem zurückgehenden Weizen-Ertrag und hoffen inständig darauf, dass es nasser wird. Dies sei vor allem auch für die Mais-Ernte im Oktober wichtig, so Hegger. Denn nur bei genügend Wasser entwickele sich der Kolben, der aus den Blättern oben herausragt. Die Landwirte sagen zu diesem Prozess: "Der Mais fängt dann an, die Fahne zu schieben."

(wsc)
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