Bauausschuss beschließt Straßennamen Neuer Straßenname würdigt jüdisches Leben in Grefrath

Grefrath · Die Verbindung zwischen Neu- und Nordstraße heißt jetzt „Levy-Nohlen-Weg“. Die Mehrheit im Bau- und Planungsausschuss stimmte für diesen Vorschlag.

 Marcus Lamprecht (Grüne), Mitglied im Gemeinderat.

Marcus Lamprecht (Grüne), Mitglied im Gemeinderat.

Foto: Grüne Grefrath

Die kurze Verbindung zwischen der Grefrather Nord- und Neustraße hat einen Namen bekommen. Im Bau- und Planungsausschuss stimmten dessen Mitglieder für „Levy-Nohlen-Weg“. Bei der Benennung der Straße hatten sie die Auswahl dreier Alternativen: Pötenburg als erste, Potluet/Potlued/Potlu.et/Potluët als zweite und schließlich Nohlenstraße/Levy-Nohlen-Weg/Nohlens Potlued als dritte Variante. In einem ersten Wahlgang zeigte sich eine Bevorzugung der dritten Variante, in einer weiteren Wahl wurde schließlich „Levy-Nohlen-Weg“ bestimmt.

Bereits am 22. Juni des vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat das Thema diskutiert. Weil an diesem Ort eine mittelalterliche Siedlung so benannt war, kam der Name Pötenburg ins Spiel. Für Alt-Grefrather war diese Fläche als „Potluet“ in verschiedenen Schreibweisen bekannt. Schließlich hatte man auf den im Dritten Reich verfolgten jüdischen Eigentümer der damals ansässigen Akkumulatorenfabrik Julius Nohlen aufmerksam gemacht. Allerdings hatte gleichzeitig eine Empfehlung aus dem Jahre 2016 Gültigkeit, wonach Straßen, Wege, Plätze und Gebäude nicht nach Grefrather Persönlichkeiten zu benennen sind.

In der Ratssitzung im Juni 2020 wurde der Beschluss gefasst, die Öffentlichkeit an der Namensfindung zu beteiligen. Allerdings sprang außer erklärenden Informationen nicht viel dabei heraus.

Nun erinnert die Levy-Nohlen-Straße an Julius Nohlen (1893-1942?) und seine Frau Metha, geb. Levy (1900-1942). In einem Schreiben im Zusammenhang der Öffentlichkeitsbeteiligung wird der geschichtliche Zusammenhang der jüdischen Familie deutlich. Um größere Produktionen der Akkumulatoren zu ermöglichen, sei Julius Nohlen von der Rosenstraße in das Gebiet zwischen Feldstraße (heute Nordstraße) und Hilkesweg (heute Neustraße) gezogen. Er habe später seine Fabrik an die „Rhenania Elemente- und Batteriewerke“ verkauft. Im Zuge der Zwangsversteigerung 1926 habe die Plüschweberei Grefrath AG den Zuschlag erhalten, die an dieser Stelle eine Stoffdruckerei aufbaute. Das Ehepaar wurde Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Es wird berichtet, dass Metha Nohlen im Vernichtungslager Auschwitz verstarb, der Todestag ihres Ehemanns Julius ist nicht genau datiert.

„Uns war es sehr wichtig, dass mit dieser Namensgebung eine Würdigung des jüdischen Lebens in Grefrath stattfindet“, sagte Marcus Lamprecht (Grüne), zumal in diesem Jahr an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland erinnert wird. „Wir wollen damit aber keinen Personenkult betreiben, das Gedenken an sich hat für uns allerdings eine große Bedeutung.“

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