Kreis Viersen Awo beklagt tiefe Einschnitte im Sozialsystem

Kreis Viersen · Das vergangene Jahr noch einmal kritisch beobachten und einen Ausblick auf das Neue wagen – dazu hatte die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreis Viersen zu ihrem traditionellen Neujahrempfang ins Elmpter Bürgerhaus eingeladen. Kreisvorsitzender Rainer Zeitz ließ nach der Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste, zu denen unter anderem auch die Bundes- bzw. Landtagsabgeordneten Uwe Schummer (CDU) und Uwe Leuchtenberg (SPD) gehörten, das vergangene Jahr Revue passieren. Er erinnerte an die gestiegenen Fallzahlen im Betreuten Wohnen für Behinderte. Eine Zahl, die im ersten Augenblick an eine gestiegene Not denken lässt, aber beim zweiten Hinsehen klar macht, dass Betreutes Wohnen bedeutet, dass mehr behinderte Menschen daheim Hilfe statt in einem Heim erhalten.

Im zweiten Jahr läuft bereits das Netzwerk für Kinder psychisch kranker Eltern mit Erfolg. "Felix", wie es sich nennt, wird seit Winter 2009/2010 über die Aktion Mensch finanziert. Die 90-Jahr-Feier der Awo im vergangenen Jahr, die neue Mitgliederkampagne und der Kauf des Hauses an der Hochstraße 29 in Lobberich, der Umbau mehrerer Kindertageseinrichtungen für die U3-Betreuung – Zeitz "wanderte" durchs Jahr 2009.

Mit kritischem Blick beleuchtete er "Kibiz", das das erste volle Jahr unter den neuen Bedingungen gelaufen ist. "Für die Kinder sind keine Vorteile erkennbar, allerdings besteht ein ungeheuerer Verwaltungsaufwand", bemerkte Zeitz.

Pläne für das neue Jahr

Für 2010 hat sich die Awo vorgenommen, das ambulante Betreuungsangebot für psychisch kranke Erwachsene zu intensivieren. Mit Spannung erwartet man die Kreiskonferenz am 17. April mit Neuwahlen des Vorstandes und der Anpassung der Satzung.

Was 2009 kontinuierlich mit dem Kreis Viersen verhandelt wurde, läuft 2010 weiter. Etwa die Schuldnerberatung, die mit neuen Kreisverträgen weiter geht. Deutlich machte Zeitz, dass die Agenda 2010 Sorge bereitet. Sie diene hauptsächlich der Wirtschaft und hinterlasse tiefe Einschnitte im Sozialsystem. Er erinnerte daran, dass jährlich fast 80 000 junge Menschen ohne Abschluss die Schule verließen. Fachpersonalmangel im Pflegebereich und bei den Sozialstationen sei für die Zukunft vorprogrammiert. "Bildung von der Kita bis zum ersten Studium muss kostenlos sein", forderte Zeitz. Der einzig nennenswerte "Rohstoff" in Deutschland befinde sich nämlich in den Köpfen der Menschen.

(RP)
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