Stadt Kempen Auf den Spuren deutscher Dichter

Stadt Kempen · Eigentlich wollte Ernst Müller gar kein Buch schreiben, sondern nur seine Reisen protokollieren – ein Verlag allerdings war sofort bereit, die Texte zu veröffentlichen. Entstanden ist ein feines, nützliches Reisebuch über deutsche Dichter.

 Der Kempener Ernst Müller hat ein nützliches Buch über Reisen auf den Spuren deutscher Dichter verfasst. Seinen literarischen Reiseführer stellt er morgen bei einer Lesung in der Kempener Stadtbibliothek vor.

Der Kempener Ernst Müller hat ein nützliches Buch über Reisen auf den Spuren deutscher Dichter verfasst. Seinen literarischen Reiseführer stellt er morgen bei einer Lesung in der Kempener Stadtbibliothek vor.

Foto: Lammertz

Eigentlich wollte Ernst Müller gar kein Buch schreiben, sondern nur seine Reisen protokollieren — ein Verlag allerdings war sofort bereit, die Texte zu veröffentlichen. Entstanden ist ein feines, nützliches Reisebuch über deutsche Dichter.

Es begann als private Liebhaberei eines Literaturfreundes und endete auf der Leipziger Buchmesse — Autor Ernst Müller wusste nicht recht, wie ihm geschah, als er plötzlich auf Wunsch des Verlages sein Buch dort vorstellen sollte. Der Kempener Journalist hatte als Reisender auf den Spuren deutscher Dichter stets für sein Privatarchiv Protokolle seiner Fährtensuche geschrieben. Irgendwann fiel ihm auf, dass er eigentlich genug Material für ein Buch hatte, und stellte seine Manuskripte zusammen.

Der Verlag, an den er das Ganze sandte, fackelte nicht lange und verlegte es — die Zusage kam schon nach Tagen. Müller war regelrecht verdattert, und wer ihn kennt, weiß, dass es keine Koketterie ist: "Damit hätte ich nicht gerechnet", sagt er.

Das Buch heißt "Auf den Spuren deutscher Dichter. Ein literarischer Reisebegleiter". Weit muss der Literaturfreund gar nicht fahren, um auf Johann Wolfgang von Goethe zu treffen. "Auf Stippvisite in Düsseldorf" war der Dichter 1774 und 1792 als Gast von Friedrich Heinrich Jacobi auf dessen Landsitz, dem Gut Pempelfort.

"Einen sinnigen und sittigen Kreis" traf Goethe dort. Die Brüder Humboldt und Christoph Martin Wieland waren ebenfalls zu Gast. Und angrenzend daran lag das Schloss Jägerhof, 1763 erbaut, in dem sich heute das Goethe-Museum befindet. Auch den Besuch des Theatermuseums empfiehlt der Autor und vergisst nicht Heinrich Heine, dem im Heine-Institut an der Bilker Straße nachzuspüren ist. Heine und Goethe haben sich zwar gekannt, fanden aber wenig Gefallen aneinander.

Zu anderen Literaten ist der Weg weiter, aber nicht minder lohnend. Zu Hermann Hesse geht es nach Calw im Schwarzwald, zu Stefan George nach Bingen und zu Annette von Droste-Hülshoff ins Münsterland, nach Havixbeck ins Droste-Museum und nach Münster ins Rüschhaus. In Husum ist das Leben Theodor Storms zu besichtigen, und in Lübeck trifft man im Buddenbrookhaus die "schwierigen Brüder" Thomas und Heinrich Mann.

14 literarische Größen sind in dem Buch zu entdecken, und Ernst Müller würdigt nicht nur ihre Biografie und ihr Schaffen. Er setzt die Literatur in Beziehung zu den Orten und kann zu jedem Ausstellungsort Details nennen, die einen Besuch reizvoll machen. "Die gegenseitige Durchdringung der Sphären von Reise und Literatur" soll einen besonderen Zugang zu den Dichtern und ihrer Zeit ermöglichen.

Dass neben den Zieladressen weiterführende Sekundärliteratur angegeben ist und zum Weitersuchen auch die Internet-Adressen, gibt dem Buch zusätzlichen Nutzwert für den, der mehr wissen und sich tiefer einlesen will. Mit dem Buch im Gepäck lässt sich auch eine Reise durch Deutschland, die eigentlich anderen Zielen gilt, angenehm vergnüglich und mit weiterbildendem Erfolg unterbrechen.

(RP/rl)
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