Stadt Kempen Archiv-Unglück trifft Kempen

Stadt Kempen · Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln trifft auch die Stadt Kempen. Im Kölner Archiv liegt unter anderem die älteste Abbildung der Stadt Kempen. Das sagt Dr. Gerhard Rehm, Leiter des Kreisarchives.

Zwei Worte braucht Dr. Gerhard Rehm, Leiter des Viersener Kreisarchivs , um die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Historischen Archivs der Stadt Köln auf die Region zu beschreiben: "Eine Katastrophe". Neben Menschenleben, die das Unglück möglicherweise gefordert habe, seien unschätzbare historische Werte entweder unwiederbringlich verloren oder zumindest akut gefährdet. Das gelte möglicherweise auch für Kölner Archivbestände, die Bezüge nach Kempen oder zum Kreis Viersen haben. Unter anderem, so Rehm weiter, bewahre das Historische Archiv der Stadt Köln die ältestes Abbildung Kempens um das Jahr 1700 auf.

Das Historische Archiv der Stadt Köln, das größte kommunale Archiv nördlich der Alpen, war am frühen Dienstag Nachmittag in sich zusammengefallen. Nach dem Unglück, das einen Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften auslöste, wurden gestern morgen noch mindestens zwei Personen vermisst. Über die Rückseite des eingestürzten Gebäudes gelang es Helferm gestern, erste Dokumente aus dem Archiv zu bergen. Es umfasst unter anderem 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922 und 26 Regalkilometer Akten. Dazu bewahrt es Karten, Plakate, Fotos und Nachlässe prominenter Persönlichkeiten auf.

Für den Laien sei der Wert dieses Archivs nicht abzuschätzen, sagt Kreisarchivar Rehm. Die Stadt Köln habe im Mittelalter eine wichtige Funktion für das Rheinland und das gesamte Reich gehabt. "Es gibt, behaupte ich einmal, keine Stadt im Rheinland, die keine Bezüge nach Köln hat und von diesem Unglück nicht betroffen ist." Im Kreis Viersen gebe es aus dem Mittelalter zahlreiche Bezüge allein zu Kölner Stiften und Klöstern, deren Archivgut im Historischen Archiv der Stadt Köln liege. Das Stadtarchiv Kempen zum Beispiel, das im Kreisarchiv aufbewahrt wird, verfüge über Abschriften von Urkunden aus dem Kölner Stadtarchiv, die Bezüge nach Kempen hätten. Die habe ein historisch Interessierter in den 1930er Jahren dem Stadtarchiv hinterlassen.

Archivbestände vor dem Untergang durch solche Unglücke zu bewahren sei eine Kostenfrage, sagt der Kreisarchivleiter. Nur ein Bruchteil der Bestände des Kreisarchives sei auf Sicherungsfilmen archiviert oder elektronisch gespeichert. Rehm hofft, dass es nun nicht zu regnen beginnt. Dann seien die unter Schutt begrabenen Archivalien noch stärker gefährdet und müssten unter Umständen aufwändig restauriert werden. Kein Archiv könne sich gegen einen solches Unglück versichern, allenfalls die Restaurierungskosten für die Archivalien seien zu versichern. Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln mache deutlich, welchen Wert Archive für die Geschichte und Kultur hätten.

(RP)
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