Kempen Begehbarer Kühlschrank ist sehr beliebt

Kempen/Grefrath · Das Thermometer soll am heutigen Dienstag bis an die 40-Grad-Marke steigen. Arbeiten fällt da nicht leicht und doch gibt es Arbeitsplätze, die bei diesen Temperaturen begehrt sind und denen die Hitze wenig anhaben kann.

 Das Team von „Bauer Funken“ in Kempen: Im Kühlhaus ist es besonders angenehm. Hier wird auch Firmenchef Georg Funken (links) am heutigen Dienstag häufiger anzutreffen sein.

Das Team von „Bauer Funken“ in Kempen: Im Kühlhaus ist es besonders angenehm. Hier wird auch Firmenchef Georg Funken (links) am heutigen Dienstag häufiger anzutreffen sein.

Foto: Wolfgang Kaiser

Für Georg Funken steht fest, dass er an diesem bislang wärmsten Tag des Sommers einen regelmäßigen Wechsel zwischen seinem Büro, dem Einkauf und der Produktion vornimmt. „In der Produktion haben wir Durchschnittstemperaturen zwischen sieben und neun Grad. Dort kann man es gut aushalten. Wer dort arbeitet, braucht sogar Pulli und Weste. Viele freuen sich daher gerade bei diesen hochsommerlichen Temperaturen auf genau diese Arbeit“, sagt der Firmenchef vom gleichnamigen Feinkost- und Convenience-Unternehmen aus Kempen. Für ihn selbst bedeutet die Produktion eine herrliche Abkühlung, denn eine Klimaanlage gibt es in seinem Büro nicht. Nur die Abteilung Verkauf verfügt über ein klimatisiertes Büro und daher weiß er ganz sicher, dass er dort heute viel zu tun haben wird.

Die Kunden lieben indes den „begehbaren Kühlschrank“, wie der Verkaufsraum für den Direktverkauf liebevoll von den Funken-Mitarbeitern genannt wird. „Unsere Kunden wollen den am liebsten gar nicht mehr verlassen, da dort so angenehme Temperaturen herrschen“, erzählt Funken. Aber nicht nur hier kann man es arbeitstechnisch und als Besucher gut aushalten. In den Verkaufsräumen von Kaas Frischdienst in Kempen bewegen sich Mitarbeiter und Kunden ebenfalls in Temperaturen, die weit unter den derzeitigen Außenwerten liegen.

Aufs Operieren freut sich Dr. Sven Hansen, der chirurgische Chefarzt des Hospitals zum Heiligen Geist, in diesen Tagen besonders. Die Operationsräume haben Temperaturen von etwa 22 Grad. „Es ist sehr angenehm, wenn man vor einem Eingriff einmal einen Blick aus dem Fenster der Operationsräume wirft, das schöne Sommerwetter sieht und sich selber in den angenehmen Temperaturen bewegt“, sagt der Mediziner. Auch die Intensivstation wartet mit solchen Temperaturen auf und macht den Mitarbeitern dort das Arbeiten einfacher. Mit kalten Getränken, frischem Obst, Eis und sogar Smoothies denkt die Geschäftsführung des Kempener Krankenhauses an ihre Mitarbeiter. Und auch die Kleiderordnung ist ein wenig gelockert worden. Statt dem bekannten langen Arztkittel über Hemd und Hose dürfen die Mediziner derzeit auf den Kasack zurückgreifen. Dabei handelt es sich um ein weit geschnittenes Oberteil, das zu den Hosen getragen wird. Die Berufskleidung gibt es dabei per Knopfdruck aus dem Automaten. „Wir haben alle einen Chip, denn wir vor den Automaten halten, die entsprechende Taste drücken und schon erhalten wir frische Kleidung, was bei diesem Wetter besonders wichtig ist“, so Hansen.

Anders sieht die Lage in der Kempener Burg aus. Wer vermutet, dass es hinter den dicken Mauern schön kühl ist, der liegt falsch. Wenn sich die Mauern einmal aufgeheizt haben, ist es in der Burg ebenfalls warm. Auch der Keller ist nicht so kühl, wie man denkt. Zumal es dort aber auch keinen Arbeitsplatz gibt. Hier stehen nur viele Regale, die das Magazin beheimaten. „Der Magazin-Kubus vom Neubau in Dülken wird keinen Tageslichteinfall haben und daher mit Blick auf hochsommerliche Temperaturen sicherlich ein angenehmer Arbeitsplatz sein. Aber auch hier gilt, ein Magazin an sich ist kein Arbeitsplatz“, sagt Kreisarchivar Michael Habersack.

Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath hat gleich zwei Arbeitsplätze, die bei allen Mitarbeitern derzeit sehr beliebt sind. Das ist zum einem die Werkstatt der Handwerker im Keller der Dorenburg selbst, wo es merklich kühler ist und zum anderen handelt es sich um das Spielzeugmuseum. Das ist nämlich voll klimatisiert. „Alle Mitarbeiter reißen sich darum, dort zu arbeiten. Aber auch wenn Besucher eintreten, kommt erst einmal dieses mehr als nur angenehme Aha-Gefühl, weil es mit 24 Grad einfach nur schön ist“, sagt der stellvertretende Museumsleiter Kevin Gröwig. Die mehrmals am Tag stattfindenden Eisenbahnvorführungen führen die Mitarbeiter neben den normalen Kontrollgängen regelmäßig ins Spielzeugmuseum und damit weg von den extrem hohen Außentemperaturen. Gröwig selbst zieht es am heutigen Dienstag ebenfalls an diesen kühlen Ort. „Wir starten heute unser Sommerferienprogramm und zum ersten Tag gehört eine Führung durchs Museum, um es kennenzulernen. Da gehen wir natürlich auch ins Spielzeugmuseum, wo wir sicherlich etwas länger bleiben werden“, sagt Gröwig. Egal in welcher Etage man sich dort aufhält, die Temperatur ist überall gleichbleibend.

 Ärzte und Pfleger vom OP- und Anästhesie-Team des Kempener Krankenhauses an der Schleuse zu den klimatisierten Operationssälen.

Ärzte und Pfleger vom OP- und Anästhesie-Team des Kempener Krankenhauses an der Schleuse zu den klimatisierten Operationssälen.

Foto: Wolfgang Kaiser
 Kevin Gröwig im klimatisiertes Spielzeugmuseum in Grefrath.

Kevin Gröwig im klimatisiertes Spielzeugmuseum in Grefrath.

Foto: Wolfgang Kaiser

Für gleichbleibenden Temperaturen sorgen indes die Klimaanlagen bei den Taxifahrern. Wobei hier die persönliche Wunscheinstellung die entscheidende Rolle spielt. Die Faustregel, dass die Differenz zwischen Außen- und Innentemperatur nicht mehr als acht Grad betragen soll, fällt allerdings bei Temperaturen von fast 40 Grad flach. Die empfohlenen Temperaturen von 21 bis 23 Grad im Auto-Inneren können mit dieser Regel heute nicht erreicht werden.

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