Stadt Kempen will Stelle im Johannes-Hubertus-Haus streichen Asylkreis fürchtet um Flüchtlingsarbeit

Kempen · Der Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte ist besorgt, dass das Projekt „Kempen hilft“ bald nicht mehr so fortgeführt werden kann wie bisher: Die Verwaltung will die Stelle im Begegnungszentrum in St. Hubert streichen.

 Michael Stoffels, Vorsitzender des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte, kann die geplante Stellenstreichung nicht verstehen.  Foto (Archiv): Schütz

Michael Stoffels, Vorsitzender des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte, kann die geplante Stellenstreichung nicht verstehen. Foto (Archiv): Schütz

Foto: Marc Schütz

Michael Stoffels, Vorsitzender des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte (Akam), kann nur den Kopf schütteln, wenn er an eine geplante Stellenstreichung durch die Kempener Verwaltung denkt: Die Stadt will die bestehende Halbtagsstelle im Johannes-Hubertus-Haus, der Begegnungsstätte von „Kempen hilft“, streichen.

Die bislang vom Land finanzierte Stelle läuft Ende des Jahres aus. Sie müsste von der Stadt übernommen werden, aber das scheint nicht der Fall zu werden, wenn es nach den Wünschen der Verwaltung geht. Sie will stattdessen die bisher anfallenden Aufgaben im Johannes-Hubertus-Haus durch den SKM mit zwölf Wochenstunden und eine Hausmeisterstelle Asyl, acht Wochenstunden, organisieren. Laut Vorlage der Stadt Kempen entstehen für die zwölf Fachkraftwochenstunden jährliche Kosten in Höhe von 18.548,45 Euro. „Aus Sicht der Verwaltung ist der Einsatz des SKM in Ausgestaltung von qualifizierten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern im Johannes-Hubertus-Haus zielführend und wirtschaftlich darstellbar. Durch den Wegfall der Stellenanteile mit KW-Vermerk entstehen keine Mehrkosten, im Gegenteil, es können sogar Personalkosten eingespart werden“ heißt es des Weiteren in der Vorlage.

Der Akam kann die Vorgehensweise nicht verstehen. „Das Haus hat sich zu einer Begegnungsstätte entwickelt. Ein Netzwerk mit dem Arbeitskreis und dem Begegnungscafé in der Thomaskirche ist entstanden, das ohne eine koordinierende Stelle gefährdet ist“, sagt Stoffels. Er erfuhr vor rund einem Monat durch Zufall von der geplanten Streichung. Bei einem Gespräch mit einer dort tätigen Ehrenamtlerin über eine Flüchtlingsangelegenheit, erwähnte sie die Nicht-Fortführung der Halbtagsstelle in einem Nebensatz.

Mit großem Nachdruck setzt sich der Akam seither für den Erhalt der bestehenden Stelle ein. Darunter fällt auch ein Schreiben an Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos). In diesem Schreiben erläutert der Akam seine Sorgen. Er sieht eine erhebliche Einschränkung für das Projekt „Kempen hilft“, sollte die Halbtagsstelle entfallen. „Die vorgesehene Einrichtung wöchentlicher Sprechstunden durch einen SKM-Mitarbeiter kann nicht das ersetzten, war dort derzeit im Rahmen einer halben Stelle geleistet wird“, hebt Stoffels hervor.

Im Johannes-Hubertus-Haus bietet die Kreisvolkshochschule Sprachkurse an. Aber nicht das allein ist wichtig. Viel bedeutsamer ist, dass diese Kurse gerade von Frauen wahrgenommen werden, weil zeitgleich mit dem Erlernen der Sprache eine Kinderbetreuung durch die Halbtagskraft angeboten wird. In das Begegnungszentrum kommen Flüchtlinge spontan, wenn sie ein Anliegen haben. Egal, ob es sich um ein amtliches Schreiben handelt, bei dem sie Unterstützung brauchen oder einfach, wenn sie einen Rat benötigen. Über diese Anliegen hinaus wird zudem erzählt, es entstehen Kontakte. „Das Haus ist ein wirklicher Treffpunkt geworden. Hier passiert viel mehr als nur Lernen und Beratung. Es ist eine Anlaufstelle mit Austausch und damit eine wichtige Unterstützung unserer digitalen Plattform ,Kempen Hilft’“, sagt Stoffels. Das Haus habe eine positive Signalwirkung auf geflüchtete Menschen, so Stoffels.

In den Augen von Akam sei es mehr als schade, so der Vorsitzende, wenn jetzt mit dem Johannes-Hubertus-Haus in seiner gegenwärtigen Ausgestaltung ein wesentlicher Baustein aus diesem erfreulichen Gesamtbild herausgebrochen würde, auf das die Stadt eigentlich stolz sein sollte. Die Begegnungsstätte habe geradezu eine Vorbildfunktion für andere Kommunen.

Am 18. November soll das Thema im Sozialausschuss beraten werden. Der Arbeitskreis hofft auf eine entsprechende Empfehlung der Ausschussmitglieder an den Rat, damit die Stadt die Begegnungsstätte so, wie sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, nicht verliert.

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