Stadt Kempen AOK: Mehr Langzeitkranke im Kreis

Stadt Kempen · Der Krankenstand der AOK-Mitglieder im Kreis Viersen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Vor allem die Zahl krankheitsbedingter Fehltage von Arbeitnehmern wegen psychischer Erkrankungen hat wieder zugenommen.

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Foto: Shutterstock/ Subbotina Anna

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gesamt-Krankenstand der bei der AOK versicherten Beschäftigten in den Unternehmen im Kreis Viersen im Jahr 2014 erneut gestiegen. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsdaten der gesetzlichen Krankenkasse durch das hauseigene Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung in Köln hervor. Die Ergebnisse für den Kreis Viersen stellte gestern der stellvertretende Institutsleiter Gregor Mertens gemeinsam mit der stellvertretenden AOK-Regionaldirektorin Marion Schröder in Kempen vor.

Bemerkenswert ist, dass die AOK-Mitglieder im ländlich strukturierten Kreis Viersen häufiger längerfristig erkranken als die Versicherten der Krankenkassen in den Ballungszentren im Rheinland. Positiv: Der Krankenstand bei den AOK-Versicherten in den Betrieben für den Zeitraum der ersten sechs Wochen hat sich kaum verändert, er ist von 2013 auf 2014 sogar ganz leicht zurückgegangen. Sorgen bereitet der Krankenkasse, die rheinlandweit einen Marktanteil von etwa 30 Prozent hat, allerdings die Entwicklung beim Langzeit-Krankenstand (über sechs Wochen). Hier ermittelten die AOK-Experten für ihre Mitglieder erneut einen Anstieg. Seit 2010 ist diese Entwicklung kontinuierlich feststellbar. Da die Krankenkasse im Krankheitsfall ab der siebten Woche die Lohn- oder Gehaltskosten über das so genannte Krankengeld übernimmt, musste die AOK für ihre erkrankten Mitglieder im Kreis Viersen insgesamt mehr Geld aufwenden. Eine genaue Summe wurde gestern nicht genannt.

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Die Statistik zeigt nachvollziehbar, dass der Langzeit-Krankenstand mit zunehmendem Alter der Beschäftigten steigt. Allerdings zeigen sich für den Kreis Viersen im Vergleich zu anderen Regionen innerhalb der AOK im Rheinland höhere Werte. Die Datenauswertung ergab einen Gesamt-Krankenstand von AOK-Mitgliedern in Unternehmen im Kreis Viersen von 5,85 Prozent. Rheinlandweit liegt der Durchschnittswert bei 5,53 Prozent.

Der häufigste Grund für eine krankheitsbedingte Fehlzeit lag bei Erkrankungen der Diagnosegruppen "Atemwege" (zum Beispiel Bronchitis oder Grippe) und "Muskel/Skelett" (etwa Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfall). Aus letzter Gruppe ergeben sich auch die meisten krankheitsbedingten Fehltage. An zweiter Stelle folgen hier die psychischen Erkrankungen. Sie haben in den vergangenen Jahren bundesweit bei allen Krankenkassen zugenommen. Das ist auch bei der AOK nicht anders.

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Die durchschnittliche Dauer eines Krankheitsfalles betrug im vergangenen Jahr bei den AOK-Mitgliedern im Kreis Viersen - bezogen auf alle Krankheitsarten - etwa 15 Kalendertage. Zum Vergleich: Rheinlandweit lag dieser Wert bei der AOK bei 13 Tagen.

Genaue Ursachen für die jeweiligen Erkrankungen sind statistisch lediglich bei Arbeitsunfällen erfasst. Sie lassen sich bei den psychischen Erkrankungen besonders schwer genau beschreiben. Hier ist nach Angaben der stellvertretenden AOK-Regionaldirektorin Marion Schröder aber zumindest, was den Heilungsprozess betrifft, ein Grund in den langen Wartezeiten für einen Facharzt-Termin oder eine Therapie bei einem Psychologen oder Psychiater zu sehen. Generell seien die Wartezeiten für eine fachärztliche Behandlung nach wie vor ein großes Problem. Die AOK bietet hier ihren Versicherten bereits jetzt einen Arzttermin-Service an. Eine schnellere Terminvergabe soll bekanntlich per Bundesgesetz den Ärzten vorgeschrieben werden.

Die aktuelle Entwicklung zeigt nach Ansicht des AOK-Experten Gregor Mertens, wie wichtig die Gesundheitsförderung der Beschäftigten in den Unternehmen ist. "Da reicht ein Gesundheitstag pro Jahr nicht aus", sagt Mertens. Da seien Programme notwendig, wie sie die Krankenkassen - beispielsweise häufig in Verbindung mit zertifizierten Fitnessstudios - Betrieben anbieten. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung - viele Beschäftigte arbeiten heute länger bis zum Renteneintritt als noch vor einigen Jahren - werden die Themen Prävention im Allgemeinen und Betriebliche Gesundheitsförderung im Speziellen immer wichtiger.

(RP)
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