Mirco-Prozess Anwälte: Motiv bleibt ein Rätsel

Krefeld · Kann der psychologische Sachverständige im Mordprozess Mirco dem Gericht Hinweise zum möglichen Motiv des Angeklagten Olaf H. geben? Einige Darstellungen des Schwalmtalers hält das Schwurgericht für unglaubwürdig.

 Am 22. August nahmen Experten des Landeskriminalamtes Vermessungen am Fundort von Mircos Fahrrad vor. Diese stelle gestern ein Polizist vor dem Schwurgericht in Krefeld vor.

Am 22. August nahmen Experten des Landeskriminalamtes Vermessungen am Fundort von Mircos Fahrrad vor. Diese stelle gestern ein Polizist vor dem Schwurgericht in Krefeld vor.

Foto: Jungmann

Die Anwältin der Eltern des ermordeten Mirco aus Grefrath bezweifelt, ob ihre Mandanten jemals das wahre Motiv des mutmaßlichen Mörders ihres Jungen erfahren werden. Das sagte Rechtsanwältin Gabriele Reinartz gestern nach dem achten Verhandlungstag vor dem Krefelder Schwurgericht, in dem sie Mircos Eltern als Nebenkläger vertritt.

Mirco, der am Sonntag zwölf Jahre alt geworden wäre, wurde am 3. September 2010 am Ortseingang von Grefrath entführt und im südlichen Kreis Kleve missbraucht und ermordet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 45-jährigen Familienvater Olaf H. aus Schwalmtal vor, diese Taten begangen zu haben.

Der Angeklagte hatte zu Beginn des Prozesses im Juli ein Geständnis abgelegt, aber keine Angaben zu seinem Motiv gemacht. Auch nach dem gestrigen Verhandlungstag sieht Anwältin Gabriele Reinartz kein erkennbares Motiv. "Ich fürchte, dass es auch so bleiben wird", sagte sie am Ende des Verhandlungstages. Am Freitag wird der psychologische Sachverständige sein Gutachten zur Schuldfähigkeit des Angeklagten erstatten.

Wie gestern im Prozess deutlich wurde, geht das Gericht nicht davon aus, dass ein vom Angeklagten angegebenes Telefonat mit seinem Chef am Tattag stattgefunden hat. Der Angeklagte hatte angegeben, sein Chef habe ihn persönlich beleidigt. Dies hatte der Vorgesetzte bereits in seiner Zeugenvernehmung am siebten Verhandlungstag zurückgewiesen. Er sei am Tattag in London gewesen und habe keine dienstlichen Telefonate geführt.

Das Gericht stellte am Montag zusätzlich Telefonrechnungen des Zeugen vor. Aus ihnen geht hervor, dass er zum fraglichen Zeitpunkt weder Auslandsgespräche empfangen noch geführt habe. Gerd Meister, der Verteidiger des Angeklagten sagte, ein solches Telefonat könne ohnehin nie ein Motiv sein, ein Kind zu töten. Er stehe hinsichtlich des Motivs seines Mandanten vor einem Rätsel.

Ferner wurde gestern deutlich: Das Gericht schenkt der in einer polizeilichen Vernehmung vom Angeklagten geschilderten Version keinen Glauben, wonach er am Ortseingang von Grefrath angehalten habe, um auszutreten und dort Mirco an sich genommen habe, um den Jungen zu beruhigen.

Gestern sagte noch ein Polizist aus, der vom Gericht beauftragte Vermessungen am Auffindeort des Fahrrades an der Mülhausener Straße vorstellte. Mit Hilfe von Zeugen hatten Experten des Landeskriminalamt sowohl am Vormittag als auch in den Abendstunden sowohl die Lage des Fahrrades als auch den Standort des Tatfahrzeuges an einer Feldeinfahrt an der Mülhausener Straße rekonstruiert und vermessen. Auch die Bewegung eines von Zeugen beschriebenen Lichtes am Tatabend stellten sie nach.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort